Do you speak English?
Englisch als Arbeitssprache. Internationalisierung, Globalisierung, weltweite Zusammenarbeit – und die Verständigung? Kann zur Herausforderung werden, muss sie aber nicht.
Eine Fremdsprache zu lernen ist nicht immer eine leichte Angelegenheit. Es braucht Motivation und ein gewisses Fingerspitzengefühl. Nicht nur, um die richtige Aussprache an den Tag zu legen. Englisch ist mittlerweile in den meisten Firmen eine Voraussetzung, wenn man sich um einen Job bewirbt. Mit der zunehmenden Internationalisierung tritt in vielen Unternehmen rund um den Globus ein weiteres Thema ins Rampenlicht: Englisch als Arbeitssprache.
Dass sich alle Mitarbeiter in einer Fremdsprache verständigen, ist nicht immer einfach umzusetzen. Gehen Betriebe bei der Etablierung einer neuen Arbeitssprache unbedacht vor, kann das ganze Vorhaben schnell in die Hose gehen. Davon ist zumindest WU-Wissenschafterin Miya KomoriGlatz vom Institut für Englische Wirtschaftskommunikation überzeugt: „Gerade die Umstellung innerhalb eines Unternehmens von Deutsch als gelebter Sprache auf Englisch stellt einen großen Einschnitt dar und fällt vielen Mitarbeitern schwer.“
Die Forscherin widmet sich der Frage, wie sich Englisch als Arbeitssprache in Teams entwickelt, die eine andere Muttersprache haben, und welche Auswirkungen das Einführen einer Fremdsprache am Arbeitsplatz mit sich bringt. Einfach loslegen ist ein schlechter Plan, es braucht handfestes Herangehen: „Wer möchte, dass sich Englisch im Unternehmen durchsetzt, braucht ein professionelles Konzept. Denn kaum ein Unternehmen möchte sich langfristig Verständigungsprobleme zwischen den Mitarbeitern leisten“, erklärt Komori-Glatz.
Herausforderungen, Chancen und Herangehensweise
Wie geht man es am besten an, wenn man Englisch als Betriebssprache etablieren will? Welche Herausforderungen und Chancen tun sich auf?
„Im Zentrum steht immer die Frage, wie alle Mitarbeiter sprachlich erreicht und Informationsbarrieren vermieden werden können“, sagt die Wissenschafterin.
Sprachliche und kommunikative Kompetenz stellt zweifelsohne einen Machtfaktor im Betrieb dar und kann für die Arbeitnehmer (je nachdem, wie schwer oder leicht es ihnen fällt) zum Vor- oder Nachteil werden.
Wobei sich sprachliches Können auch im Team entwickeln kann, wie Komori-Glatz ans Tageslicht brachte. Für diese Erkenntnis untersuchte die Forscherin englischsprachige Arbeitsgruppen. Das Ergebnis: Die Probanden entwickelten im Laufe der Zeit eigene Begrifflichkeiten, ein eigenes Vokabular und eigene kommunikative Praktiken. „Die Studierenden haben sich sozial wie auch fachlich gemeinsam entwickelt. Mit dem Verständigungsprozess ging auch ein gemeinsames Vokabular einher. Nicht nur die Inhalte, sondern auch die Art, etwas zu sagen, haben sie einander angepasst“, erläutert die Forscherin.
Was heißt das nun auf betrieblicher Ebene? Setzen sich Mitarbeiter bewusst dafür ein, kann ein gemeinsamer, inkludierender Entwicklungs- und Lernprozess entstehen. Das Ziel der Englisch-Etablierung rückt somit näher. Dennoch sind die Anforderungen hoch, und es ist nicht in jedem Fall zielführend, alle Infos in der Fremdsprache in Umlauf zu bringen. Flexibilität ist angesagt. Das heißt: flexibel zu reagieren, wenn Infos nicht alle erreichen oder Barrieren entstehen. „Nicht immer ist es sinnvoll, alle Informationen nur auf Englisch anzubieten – gerade wenn noch kein einheitliches Sprachniveau im Unternehmen herrscht“, erklärt Komori-Glatz. „Möchten Führungskräfte Kommunikation unter multikulturellen Mitarbeitern ermöglichen, erfordert es die Flexibilität, Informationen auch zusätzlich noch in der überwiegenden Muttersprache anzubieten.“Wissensklüfte und schwankende Machtverhältnisse, die durch eventuelle Informationsvor- oder -nachteile einzelner Arbeitnehmer entstehen, sollen so vermieden werden.
Fazit: Eine neue Arbeitssprache zu etablieren bringt diverse Tücken, aber auch Chancen mit sich und sollte mit Bedacht angegangen werden. Um Informationsflüsse im Unternehmen zu optimieren, ist es wesentlich, potenzielle Barrieren und Chancen zu erkennen, darauf einzugehen und dementsprechend zu handeln.