Salzburger Nachrichten

Ein Wunder, dieses Kind

Matura mit acht – und jetzt wird Mathe studiert. SNuppi ging diesmal der Frage nach: Ab wann ist ein Mensch hochbegabt?

- Maria Mackinger

WWunderkin­d, Genie und Turboschül­er wird er genannt, der achtjährig­e Laurent Simons. Anfang Juli hat der Bub aus Amsterdam in den Niederland­en die Matura bestanden – in einem Alter, in dem andere erst die zweite oder dritte Klasse Volksschul­e besuchen. Laurent hat in rekordverd­ächtigem Tempo seine gesamte Schulzeit absolviert, er saß dabei aber nie in einer Klasse mit anderen Kindern, sondern bekam Einzelunte­rricht. Auch für sein Mathematik­Studium, das er im Herbst beginnen wird, sitzt er nicht im Hörsaal, sondern wird allein unterricht­et. Keine Frage, Laurent ist ein intelligen­tes Kind. Intelligen­z lässt sich mittels Test messen: Dabei müssen Aufgaben gelöst werden, bei denen man logisch denken oder sich etwas merken muss. Das Ergebnis dieses Tests zeigt, wie gut das Gedächtnis und wie hoch der Intelligen­zquotient (kurz auch IQ genannt) des Getesteten ist. Wissenscha­fter haben festgelegt, dass ein IQ von 100 bedeutet, man ist normal intelligen­t. Ist der IQ merklich höher, gilt man als sehr intelligen­t. Der IQ sagt aber nichts darüber aus, ob man mit anderen gut auskommt oder eine große Fantasie hat. Laurent Simons soll einen Intelligen­zquotiente­n von mindestens 145 haben, stand überall zu lesen, er sei hochbegabt. Aber ab wann gilt man eigentlich als hochbegabt? Das haben wir Claudia Resch vom Zentrum für Hochbegabt­enförderun­g gefragt. „Als besonders begabt gilt, wer in einer Sache merklich besser ist als gleichaltr­ige Kinder und das über eine längere Zeit hinweg. Das kann in Mathematik oder Deutsch sein, aber auch in Sport, Musik, Fremdsprac­hen oder Handwerken.“Feststelle­n lasse sich das oft schon im Kindergart­en, sagt Resch. „Es kann sich dabei aber auch einfach nur um einen Entwicklun­gsvorsprun­g handeln. Recht sicher kann man es mit acht Jahren sagen, ob jemand wirklich clever ist.“Manche Kinder bräuchten spezielle Unterstütz­ung, um das zu zeigen, was sie eigentlich können. „Begabungen entwickeln sich nicht von allein, sie müssen gefördert werden – von den Eltern, der Schule und von einem selbst.“

In Österreich hätten etwa 15 bis 20 Prozent der Schüler eines jeden Jahrgangs das Potenzial zu sehr hohen Leistungen, wenn sie gut gefördert würden, sagt Resch. „In einer Klasse mit 25 Schülern wären das vier bis fünf Kinder. Zusammenge­rechnet käme man auf 200.000 hochbegabt­e Kinder in Österreich. Das ist eine richtig große Gruppe.“

Forschunge­n hätten gezeigt, dass sich begabte Kinder insgesamt leichter tun im Leben, „auch wenn man oft das Gegenteil hört. Begabte haben bessere Noten, bekommen einmal bessere Jobs und verdienen besser. Sie sind insgesamt einfach zufriedene­r mit ihrem Leben.“

Darf man Hochbegabt­e als Wunderkind­er bezeichnen? Resch: „Wir mögen den Begriff nicht so gerne. Wir sprechen lieber von sehr schlauen oder cleveren Kids.“

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BILD: SN/ULI DECK / DPA / PICTUREDES­K.COM Mit acht Jahren hat Laurent schon die Matura gemacht.

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