Wenn Wien zu laut wird . . .
Lisa Gadenstätter präsentiert täglich die ORF-Nachrichten aus aller Welt. Sie ist damit eines der bekanntesten Fernsehgesichter Salzburgs. Warum sich die Pinzgauerin in Wien anfangs fremd fühlte – und im Journalismus öfter Menschlichkeit vermisst.
SN: Sie sind täglich im Hauptabendprogramm des ORF als Moderatorin von „ZIB 20“und „ZIB 24“zu sehen. Ist man da jeden Tag aufs Neue nervös?
Das hängt natürlich immer von der Sendung ab, aber nervös bin ich eigentlich nicht mehr. Aber positiv angespannt, das gehört dazu und ist auch gut.
SN: Muss man in der exponierten Position als TVModerator eitel sein?
Nein. Ich jedenfalls bin nicht eitel. Das ist ein Job wie jeder andere auch. Nur weil ich vor der Kamera stehe, brauche ich mir darauf nichts einbilden.
SN: Immerhin erreichen Sie täglich rund 350.000 Menschen. Damit sind Sie eines der bekanntesten Salzburger ORF-Gesichter. Und das mit erst 40 Jahren.
Das ist trotzdem kein Grund, eitel zu sein. Ich mach meinen Job aber unglaublich gern.
SN: Wollten Sie schon immer zum Fernsehen?
Nein, da gab es viele Umwege und einiges Glück. Eigentlich wollte ich Kamerafrau werden. Die Sendung „Universum“hat mich immer fasziniert. Doch die Aufnahmsprüfung in der Filmakademie schaffte ich bei Weitem nicht. So begann ich mit einem Publizistikstudium und heuerte dann eher zufällig bei Ö3 an. Da machte ich Nachrichtenbeiträge, und irgendwann stellte ich mich einem Casting für „Newsflash“, einen Vorgänger von „ZIB 20“– und wurde genommen. Die Qualität meiner Arbeit muss wohl passen. Sonst wäre ich nicht bald zehn Jahre bei „ZIB 20“und „ZIB 24“.
SN: Würden Sie gern die „ZIB 1“moderieren?
Das fragen mich viele. Aber nein, das ist kein Ziel. Ich bin mit dem, was ich mache, sehr glücklich. Deshalb plane ich auch nicht, was ich in fünf Jahren machen werde.
SN: Nachrichtenmoderatoren wirken oft kühl, distanziert. Das ist bei Ihnen anders. Sind Sie ein positiver Mensch?
Sie meinen, weil wir täglich mit so vielen negativen Nachrichten konfrontiert sind? Und dabei eben nicht lustig und witzig sein können? Aber ja: Ich bin wirklich ein positiver Mensch. Deshalb freue ich mich auch über die kleinen positiven Dinge, die täglich über den Nachrichtenticker laufen. Wie etwa heute beim Herfahren: Da kam die Meldung, dass ein Lkw-Fahrer auf den fahrenden Lkw eines Kollegen gesprungen ist, weil dieser bewusstlos geworden war – und er konnte ihn retten. So etwas freut mich, und ich achte jeden Tag bewusst auf solche Meldungen.
SN: Ändert dieser positive Zugang Ihre Arbeit?
Auf die guten Nachrichten wird im Journalismus leider zu oft vergessen. Denn man kann auch bei kritischen Themen positive Ansätze und Zugänge finden. Aber das passiert leider zu selten. Wahrscheinlich, weil alle glauben, dass Menschen auf schlechte Nachrichten stärker reagieren. Aber das muss nicht immer stimmen.
SN: Ist der negative Blickwinkel einer der Gründe, warum der Journalismus eine Glaubwürdigkeitskrise durchlebt?
Nein, das glaube ich nicht. Es ist für den Journalismus sehr wichtig, alles kritisch zu hinterfragen. Wirklich schädlich sind ja die vielen Fake News, die aber vor allem auf Facebook und im Internet kursieren. Und viele glauben,