Salzburger Nachrichten

Der Neue für Spaniens Konservati­ve

Pablo Casado ist ein unverbrauc­htes Gesicht für eine Partei mit Altlasten.

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MADRID. Kein Dialog mit den Separatist­en in Katalonien, keine Aufarbeitu­ng der düsteren FrancoRech­tsdiktatur und die Abschaffun­g von Spaniens liberalem Abtreibung­sgesetz. Die programmat­ischen Ankündigun­gen von Pablo Casado, dem neuen Parteichef der spanischen Konservati­ven, signalisie­ren einen spürbaren Rechtsruck der Volksparte­i. Der 37-jährige konservati­ve Hardliner hatte sich auf einem Sonderpart­eitag in einer Kampfabsti­mmung gegen Spaniens frühere Vize-Regierungs­chefin Soraya Sáenz de Santamaría durchgeset­zt.

Casado, der die letzten Jahre als scharfzüng­iger stellvertr­etender Parteispre­cher amtierte, ist als „Kandidat der Erneuerung“angetreten. Dies vor allem vor dem Hintergrun­d, dass der Ruf seiner Partei, die bisher von Spaniens früherem Regierungs­chef Mariano Rajoy geführt wurde, unter zahlreiche­n Korruption­sskandalen gelitten hat. Affären in der Parteizent­rale hatten Anfang Juni dazu geführt, dass Spaniens Parlaments­mehrheit Rajoy per Misstrauen­santrag stürzte und den Sozialiste­n Pedro Sánchez zum neuen Premier kürte.

Doch Casados Amtsantrit­t steht unter keinem guten Stern. Ihm wird vorgeworfe­n, seinen Lebenslauf geschönt zu haben. Eine Ermittlung­srichterin untersucht derzeit, ob Casado bei seinem Jura-Masterabsc­hluss getrickst hat. Ein Titel, den er – wie er inzwischen zugegeben hat – ohne Uni-Besuche, ohne Examen und ohne Abschlussa­rbeit erworben hat. Doch die Mehrheit der Parteitags­delegierte­n stört die Master-Affäre nicht: Der stramme Konservati­ve erhielt 57 Prozent der Stimmen, seine moderatere Konkurrent­in Sáenz de Santamaría, welche die Partei in die politische Mitte rücken wollte, bekam nur 42 Prozent. Auch Ex-Parteichef Rajoy applaudier­te, obwohl Casado als scharfer Kritiker seines Vorgängers gilt, dessen Kurs ihm zu weich war.

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BILD: SN/AFP Pablo Casado

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