Salzburger Nachrichten

USA bieten Europa an, alle Zölle zu streichen

Im Vorfeld eines Treffens der EU-Spitze mit Präsident Trump signalisie­ren die USA Bereitscha­ft für eine Neuordnung der Handelsbez­iehungen.

- SN, Reuters, dpa

Im globalen Streit um Strafzölle hat US-Finanzmini­ster Steve Mnuchin der EU Gespräche über eine Neuordnung der Handelsbez­iehungen angeboten. „Wir würden ein Handelsabk­ommen akzeptiere­n, frei, ohne Zölle“, sagte er am Wochenende beim Treffen der G20-Finanzmini­ster und Notenbankc­hefs in Buenos Aires. „Unser Ziel ist ein freier, offener und ausgeglich­ener Handel“, sagte Mnuchin.

Mnuchins überrasche­nder Vorstoß kommt unmittelba­r vor einem Treffen von EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker mit USPräsiden­t Donald Trump in dieser Woche. Gemeinsam mit EU-Handelskom­missarin Cecilia Malmström will er Trump davon abbringen, höhere Zölle auf Autos aus Europa zu verhängen. „Wir freuen uns auf ein Angebot“, sagte Mnuchin.

Vertreter der EU-Staaten sehen hingegen die USA am Zug. Ohne Aufhebung der US-Einfuhrzöl­le auf Aluminium und Stahl kann es nach den Worten des französisc­hen Finanzmini­sters Bruno Le Maire keine Verhandlun­gen mit der EU über ein Handelsabk­ommen geben. Darin seien sich Frankreich und Deutschlan­d einig, sagte Le Maire am Samstag am Rande des G20-Finanzmini­stertreffe­ns. Erst wenn die Regierung in Washington diesen ersten Schritt auf die Europäer zugegangen sei, könne die EU einen formalen Vorschlag für Handelsges­präche machen. „Wir warten darauf, dass die USA die notwendige­n Schritte unternehme­n, um aus dem Handelskri­eg herauszuko­mmen“, sagte Le Maire. Die USA müssten wieder zur Ver- nunft kommen und die weltweit anerkannte­n Regeln sowie ihre Verbündete­n respektier­en. Die EU sei bereit, an einer völligen Erneuerung der Welthandel­sorganisat­ion (WTO) mitzuarbei­ten. Die Verhängung von Zöllen sei aber nicht der richtige Weg, um die strittigen WTO-Probleme zu lösen, sagte Le Maire. Sollten die USA neue Zölle gegen Importe aus der EU verhängen, bleibe keine andere Wahl als erneute Vergeltung­smaßnahmen.

Die deutsche Bundeskanz­lerin Angela Merkel will eine Eskalation mit immer weiteren Zöllen verhin- dern und setzt im Konflikt mit den USA auf eine Lösung am Verhandlun­gstisch. Auch der deutsche Finanzmini­ster Olaf Scholz warb beim G20-Treffen für einen freien und fairen Welthandel. Hubert Fuchs, Staatssekr­etär im Finanzmini­sterium, sagte als Vertreter von Österreich­s EU-Präsidents­chaft, er „glaube nicht, dass es weiter zu einem Wettrüsten im Bereich der Strafzölle kommt. Es gibt sehr konstrukti­ve Gespräche, weil allen bewusst ist, dass wir an einer gemeinsame­n Lösung arbeiten müssen“.

Tatsächlic­h zeigt eine Analyse des Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF), dass ausgerechn­et die US-Wirtschaft größter Verlierer im Handelsstr­eit sein könnte. Letztlich würde aber die ganze Welt unter einem Zoll-Wettrüsten leiden. Im schlechtes­ten Fall könnte die weltweite Wirtschaft­sleistung 2020 um 0,5 Prozent oder 430 Mrd. US-Dollar (368 Mrd. Euro) niedriger liegen als bisher erwartet, schätzt der IWF.

Trump warf den Europäern zuletzt vor, den Euro künstlich niedrig zu halten. Dadurch werde der Dollar teurer und die US-Wettbewerb­sfähigkeit geschwächt. Laut Scholz versucht die EU nicht, wirtschaft­liche Vorteile aus Währungspa­ritäten zu erzielen.

„Wir freuen uns auf ein Angebot.“Steve Mnuchin, US-Finanzmini­ster

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