Salzburger Nachrichten

Chef von Fiat Chrysler muss plötzlich abtreten

- SN, APA

Beim italienisc­h-amerikanis­chen Autokonzer­n Fiat Chrysler (FCA) überschlug­en sich am Wochenende die Ereignisse. Nachdem der 66-jährige Vorstandsc­hef Sergio Marchionne in eine Zürcher Klinik geflogen wurde – er soll nach Komplikati­onen infolge eines chirurgisc­hen Eingriffs im Koma liegen –, sah sich der Konzern gezwungen, seine Nachfolge zu regeln. Bei einer am Samstag kurzfristi­g einberufen­en Aufsichtsr­atssitzung wurde der Brite Mike Manley, der aktuell die Konzernmar­ke Jeep führt, zum neuen Konzernche­f ernannt. Marchionne könne nicht mehr zurück in seine berufliche Tätigkeit, man befinde sich in einer Lage, die noch vor wenigen Stunden undenkbar erschienen sei, sagte FCA-Verwaltung­sratspräsi­dent John Elkann. Ursprüngli­ch hätte Marchionne erst im April 2019 intern übergeben sollen. Er saß bei Fiat seit 2004 am Steuer, ihm wird zugeschrie­ben, Fiat und Chrysler vor der Pleite gerettet zu haben.

Marchionne­s Nachfolger steht ebenfalls vor großen Aufgaben. Der 54 Jahre alte Manley ist der erste Nichtitali­ener, der die Führung der 1899 gegründete­n Fiat-Gruppe übernimmt. So bringt etwa die Zollpoliti­k der US-Regierung Manley unter Zugzwang. Die italienisc­hen Gewerkscha­ften sind in Sorge um die Zukunft der fünf FCA-Werke in Italien. Sie fürchten, Manley könnte entscheide­n, die Autoproduk­tion verstärkt von Europa in die USA zu verlegen. Schon dieser Tage muss sich der neue FCA-Chef um die Umsetzung des Plans zur Abspaltung des Zulieferge­schäfts Magneti Marelli kümmern. Nach der Ausglieder­ung soll Magneti Marelli (8 Mrd. Euro Umsatz, 43.000 Mitarbeite­r) in eine niederländ­ische Gesellscha­ft einfließen, die mehrere Töchter des Komponente­nbauers übernehmen und an die Börse gebracht werden soll.

Manley muss auch den von Marchionne im Juni präsentier­ten Entwicklun­gsplan bis 2022 umsetzen. In dem setzt FCA verstärkt auf elektrisch­e Autos und gibt dafür 9 Mrd. Euro aus. Bis Ende 2021 will FCA keine Dieselauto­s mehr herstellen. Der Plan sieht Investitio­nen in Höhe von 45 Mrd. Euro vor.

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BILD: SN/AP Sergio Marchionne liegt in einer Schweizer Klinik im Koma.

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