Schwedens Wälder brennen
Die Hitzewelle in Schweden und die damit verbundenen Waldbrände sind der jüngste Beweis für den Klimawandel in Europa. Zuletzt konnten die Feuerwehrleute etwas aufatmen.
Es ist einstweilen nur ein Etappensieg, aber dennoch atmeten am Sonntag die Brandbekämpfer in Schwedens Wäldern für einen Moment auf. Die Brände würden sich nicht mehr so schnell ausbreiten, gab die Katastrophenschutzbehörde bekannt.
Rund 40 Feuer wüten laut Notrufzentrale derzeit über das ganze Land verteilt in den Wäldern. Zwischenzeitlich waren es sogar mehr als 80 kleinere und große Brände. Das Feuer greift rasch um sich, denn in Schweden ist es sehr trocken. Seit Wochen hat es nicht mehr richtig geregnet. Und die Hitzewelle hält ungebrochen an.
Die Einsatzkräfte gehen weiter davon aus, dass sie die vier größten Brände in Mittelschweden wenige Hundert Kilometer nördlich von Stockholm nicht mehr löschen können. Allerdings ist die Prognose auch hier vorsichtig positiv: Spezialisten schlagen Schneisen in die Wälder, die verhindern sollen, dass das Feuer weiter um sich greift. In mehreren Gegenden sei die Hoffnung inzwischen groß, die Brände innerhalb dieser Begrenzungen halten zu können, erklärten sie.
Die Löschflugzeuge aus Italien und Frankreich sowie fünf deutsche Helikopter sind weiterhin im Einsatz. Innerhalb weniger Sekunden können sie Tausende Liter Wasser auf den brennenden Wald kippen. Am Samstag allerdings erschwerte zunehmend dichter Qualm die Löscharbeiten. Die Flugzeuge mussten am Boden bleiben.
Entwarnung gaben die Katastrophenschützer am Sonntag nicht. „Wir haben derzeit zwei große Sorgen“, erklärten sie: Aus Finnland zögen Gewitter nach Nordschweden, deren Blitze neue Brände entzünden könnten. Im Süden sei für die nächsten Tage zudem extreme Hitze vorhergesagt. Der schwedische Wetterdienst geht davon aus, dass das Land den heißesten Juli seit mindestens 260 Jahren erlebt.
Allein die drei größten Feuer in Mittelschweden sind mehr als 20.000 Hektar groß und damit die größten Waldbrände seit Jahrzehnten in Schweden. Wie viel Wald im ganzen Land brennt, sei derzeit nicht zu sagen, erklärte ein Sprecher des Katastrophenschutzes. Auf so große und komplexe Brände sei man personell und technisch nicht vorbereitet gewesen, beklagte der Behördenchef. Regierungschef Stefan Löfven versprach bereits am Freitag, wenn die akute Situation überstanden sei, werde er Schwedens Zivilschutz stärken.
Bisher hielten sich Waldbrände im Norden Europas eher in Grenzen. Die alljährlichen Feuer, die etwa in Kalifornien ausbrechen, kennt man hier nicht. Das wird sich aber im Lauf der kommenden Jahre ändern. Denn Europa erlebt erst den Beginn einer Folge von Wetterextremen, die durch den Klimawandel angeheizt werden. Tendenziell wird es im Süden Europas immer trockener, während es im Norden mehr regnet. Doch anhaltende Hitzewellen, wie jetzt in Schweden, haben sich in den vergangenen Jahren stark vermehrt. Da sind Waldbrände noch das geringere Übel. Die Europäische Umweltagentur (EUA) prognostizierte diesbezüglich einen Anstieg von Todesopfern durch Hitze. Jacqueline McGlade, die Exekutivdirektorin der EUA, sagte dazu: „Alle Bereiche der Wirtschaft, aber auch die Haushalte werden sich anpassen müssen.“