Bendrat knackte die verflixte 13er-Grenze
Mit 12,94 Sekunden zeigte sich die Salzburgerin ebenso schon in Form für Berlin wie Österreichs EM-Medaillenkandidaten.
Nebenan im Wörthersee-Stadion gab es Arjen Robben, Gianluigi Buffon und Co. im Fußballhit Bayern gegen PSG nur von der Tribüne aus zu bewundern. Bei der Leichtathletik-Staatsmeisterschaft hingegen stellte sich selbst Vizeweltmeisterin Ivona Dadic artig am Buffet an, um ein Stück Kuchen um 1,50 Euro zu erwerben: „Aber bitte nur einen kleinen, ich muss noch weitspringen.“
Der süße Energieschub brachte der Siebenkämpferin nach Hochsprung-Silber noch WeitsprungGold. Die Marschrichtung zur Europameisterschaft in Berlin (6. bis 13. August) stimmt jedenfalls bei der Welserin, genauso wie bei der zweiten österreichischen Medaillenhoffnung: Lukas Weißhaidinger schleuderte den Diskus auf 64,53 Meter. Dabei muss das Kraftpaket aus Taufkirchen/Pram (OÖ) in der aktuellen Trainingsphase seine Kalorienzufuhr einschränken. Knurrt da nicht der Magen? „Hungrig bin ich nur auf den Sieg …“
Die Steaks, die Weißhaidinger sonst vertilgt, werden von seinem Salzburger Konkurrenten Ahamat Khatab täglich verarbeitet. Der im Schlachthof Bergheim beschäftigte 2,05 Meter große Syrer ist als Flüchtling nach Österreich gekommen und bekam erst vor wenigen Monaten einen Tumor am Kiefer operiert – nun freute er sich über Rang fünf (43,19 Meter).
Salzburgs Medaillenjagd eröffnete Hans-Peter Innerhofer mit taktisch klug erlaufenem Silber über 5000 Meter, ehe am Sonntag Steffi Bendrat über 100 Meter Hürden den Paukenschlag lieferte: In 12,94 Sekunden unterbot sie die lang unüberwindbare 13-Sekunden-Marke. „Ich habe heute nichts anders gemacht als sonst“, sagte sie. „Ich habe nur versucht, schnell zu laufen und an nichts zu denken.“13,11 waren bisher das Optimum gewesen. Hinter sich ließ die Salzburgerin die frühere Dominatorin Beate Schrott (13,18): „Das macht den Sieg für mich noch wertvoller.“
Mit Bendrat jubelte ihre eigens angereiste Familie, mit Schrott ihr Freund Christian Taylor. Die Anwesenheit des Dreisprung-Olympiasiegers aus den USA nützte Bendrats Union-Clubkollegin Michaela Egger, um sich von ihm Tipps zu holen. Mit Erfolg, denn nach einjäh- riger Leidenszeit mit Verletzung und einem schweren Autounfall sprang sie zu Dreisprung-Meistertitel Nummer 13 in Serie.
Speerwerfer Matthias Kaserer rundete die Bilanz mit Silber ab, Weitspringerin Inge Grünwald hingegen schied mit drei ungültigen Versuchen frühzeitig aus. Die Enttäuschung wurde durch Post vom Leichtathletikverband gemildert: Die 17-jährige Walserin darf im Oktober bei den Youth Olympic Games in Buenos Aires starten.