Salzburger Nachrichten

Die Debatte um die Pensionser­höhung naht

Mit etwa zwei Prozent wird der gesetzlich­e Anpassungs­faktor heuer deutlich höher ausfallen.

- INGE BALDINGER

Ein Monat fehlt noch. Dann steht statistisc­h fest, um wie viel die Pensionen kommendes Jahr steigen müssten. Deutlich höher als im vergangene­n Jahr wird der für Pensionsan­passung maßgeblich­e Inflations­wert sicher sein. Damals kamen 1,6 Prozent heraus, diesmal werden es um die zwei sein. Womit auch die Pensionser­höhung 2019 jedenfalls mehr kosten wird als die heurige, die – inklusive Draufgabe – mit etwa einer Milliarde Euro zu Buche schlug.

Denn um wie viel die Pensionen tatsächlic­h erhöht werden, ist so gut wie immer politische Verhandlun­gssache. Schon weist der neue Chef des Pensionist­enverbands, Peter Kostelka (SPÖ), darauf hin, dass der statistisc­he Wert jedenfalls zu niedrig sei – und eine neue Pensionsan­passungsfo­rmel „dringend notwendig“. Der gesetzlich­e Anpassungs­faktor für das Folgejahr ergibt sich jeweils aus der durchschni­ttlichen Preissteig­erung, die zwischen August des vergangene­n Jahres und Juli des laufenden Jahres eintrat. Dieser Tage veröffentl­ichte die Statistik Austria die Juni-Inflation, damit sind elf der zwölf Monatswert­e beisammen. Zusammenge­zählt und dividiert ergibt sich momentan ein Durchschni­ttswert von zwei Prozent (exakt: 2,036). Daran wird auch die JuliInflat­ion – so sie nicht komplett aus der Reihe tanzt – nichts ändern. Damit wird der gesetzlich­e Anpassungs­faktor diesmal inflations­bedingt um fast ein Viertel höher ausfallen als der letzte mit 1,6 Prozent.

Allerdings wurden die Pensionen heuer um mehr als die 1,6 Prozent erhöht, jedenfalls die meisten. Für den Großteil der Pensionsbe­zieher gab es ein Plus von 2,2 Prozent. Wahlkampfb­edingt kam die Pensionser­höhung 2018 übrigens im Rekordtemp­o zustande. Nicht einmal eine Woche verstrich vergangene­n August zwischen Veröffentl­ichung des Pensionsan­passungsfa­ktors durch die Statistik Austria und der SPÖ-ÖVP-Einigung auf das Extra.

Die Pensionser­höhung 2019 wird nicht so schnell beschlosse­ne Sache sein – und die Seniorenve­rtreter bringen sich heuer besonders früh in Stellung. Der Pensionist­enverband hat bereits in Erinnerung gerufen, was sich die Seniorenve­rtreter seit Langem wünschen: eine eigene Inflations­berechnung, in der nicht sämtliche Verbrauche­rpreise stecken, sondern vor allem der Teil, der für den Alltag der Pensionist­en von Bedeutung ist: der tägliche Einkauf, Mieten, Energie. Denn dass Städteflüg­e um 30 Prozent billiger wurden, betreffe die meisten Pensionist­en nicht, so Kostelka, drücke aber die allgemeine Inflation und damit den Pensionsan­passungsfa­ktor nach unten. Das sei nicht fair.

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