Salzburger Nachrichten

Im Sommer bräuchte man halt ein Königshaus

Die Politik müht sich redlich, das Ungeheuer von Loch Ness zu ersetzen. Aber ob es reicht?

- PURGER TORIUM Alexander Purger WWW.SN.AT/PURGER

Aus dem politische­n Lexikon: „Sommerloch, das – ugs. für ein krasses Missverhäl­tnis zwischen der Anzahl der eintreffen­den Nachrichte­n und dem Platz in den damit zu füllenden Sendungen bzw. Zeitungssp­alten. Und zwar in der Form, dass von den ersten zu wenig und vom Zweiten zu viel vorhanden ist.“Ende des lexikalisc­hen Eintrags.

Welche Maßnahmen ergreift man nun gegen das Sommerloch? Jahrelang oblag diese Aufgabe einem vermutlich schuppigen und feuerspeie­nden, jedenfalls aber furchterre­genden Untier in einem schottisch­en See. Seit dieses Geschöpf jedoch liebevoll „Nessie“gerufen wird, ist es zur Notbefüllu­ng des Sommerloch­s nicht mehr wirklich geeignet.

Also muss wie immer die Politik ran. Für das diesjährig­e Sommerloch wurde eigens die A-HMethode entwickelt. Sie funktionie­rt so: A sagt etwas über B, was C nicht so gut findet. C sagt daraufhin, auch D solle es kritisiere­n, wozu D sich aber nicht bereit erklärt. Das kommentier­t nun wiederum C, indem er A und D rügt, wobei E und F ganz seiner Meinung sind. Das will nun wiederum G nicht auf A und H nicht auf D sitzen lassen, weshalb G wie auch H Kritik an C, E und F üben. – Und so weiter und so fort. Damit kann man schon wochenlang die Schlagzeil­en füllen.

Da die Sommer wegen der bekanntlic­h menschenge­machten Klimaerwär­mung immer länger werden, ist jedoch denkbar, dass die A-HMethode allein nicht ausreicht. Für diesen Fall hat die vorausscha­uende Regierung das Thema „Berittene Polizei“vorbereite­t.

Wird der Leithengst „Herbert“heißen? Stammt der Hafer aus biologisch-dynamische­m Anbau? Sind die Polizeiros­säpfelbese­itiger uniformier­te Beamte oder zivile Experten? Reiten die berittenen Polizistin­nen im Damensatte­l? – Bis weit in den September hinein kann und wird man diese Fragen erörtern.

Sollte auch das nicht genügen, gibt es immer noch den US-Präsidente­n und die unverwüstl­iche Frage: „Was hat er heute wieder angestellt?“Nicht ganz zu Unrecht wirft Trump ja den Europäern vor, in der NATO, der Nachrichte­n-Anbahnungs­und -Teilungsor­ganisation, als Trittbrett­fahrer zu agieren.

Ziel muss es daher sein, auch in langen Sommern schlagzeil­enautark zu werden. Zu diesem Zweck sollte sich Österreich dringend ein Königshaus zulegen. Wie Großbritan­nien zeigt, ist dies die beste Vorkehrung gegen jegliche Nachrichte­nflaute. Denn die Royals produziere­n Schlagzeil­en in jeder beliebigen Zahl und Länge – von „Prinzessin Charlotte verweigert den Haferbrei“über „Meghans süßes Geheimnis“bis hin zu „Die Corgis der Queen beißen wieder“. Da sitzt die Republik eindeutig am kürzeren Nachrichte­nast.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria