Im Sommer bräuchte man halt ein Königshaus
Die Politik müht sich redlich, das Ungeheuer von Loch Ness zu ersetzen. Aber ob es reicht?
Aus dem politischen Lexikon: „Sommerloch, das – ugs. für ein krasses Missverhältnis zwischen der Anzahl der eintreffenden Nachrichten und dem Platz in den damit zu füllenden Sendungen bzw. Zeitungsspalten. Und zwar in der Form, dass von den ersten zu wenig und vom Zweiten zu viel vorhanden ist.“Ende des lexikalischen Eintrags.
Welche Maßnahmen ergreift man nun gegen das Sommerloch? Jahrelang oblag diese Aufgabe einem vermutlich schuppigen und feuerspeienden, jedenfalls aber furchterregenden Untier in einem schottischen See. Seit dieses Geschöpf jedoch liebevoll „Nessie“gerufen wird, ist es zur Notbefüllung des Sommerlochs nicht mehr wirklich geeignet.
Also muss wie immer die Politik ran. Für das diesjährige Sommerloch wurde eigens die A-HMethode entwickelt. Sie funktioniert so: A sagt etwas über B, was C nicht so gut findet. C sagt daraufhin, auch D solle es kritisieren, wozu D sich aber nicht bereit erklärt. Das kommentiert nun wiederum C, indem er A und D rügt, wobei E und F ganz seiner Meinung sind. Das will nun wiederum G nicht auf A und H nicht auf D sitzen lassen, weshalb G wie auch H Kritik an C, E und F üben. – Und so weiter und so fort. Damit kann man schon wochenlang die Schlagzeilen füllen.
Da die Sommer wegen der bekanntlich menschengemachten Klimaerwärmung immer länger werden, ist jedoch denkbar, dass die A-HMethode allein nicht ausreicht. Für diesen Fall hat die vorausschauende Regierung das Thema „Berittene Polizei“vorbereitet.
Wird der Leithengst „Herbert“heißen? Stammt der Hafer aus biologisch-dynamischem Anbau? Sind die Polizeirossäpfelbeseitiger uniformierte Beamte oder zivile Experten? Reiten die berittenen Polizistinnen im Damensattel? – Bis weit in den September hinein kann und wird man diese Fragen erörtern.
Sollte auch das nicht genügen, gibt es immer noch den US-Präsidenten und die unverwüstliche Frage: „Was hat er heute wieder angestellt?“Nicht ganz zu Unrecht wirft Trump ja den Europäern vor, in der NATO, der Nachrichten-Anbahnungsund -Teilungsorganisation, als Trittbrettfahrer zu agieren.
Ziel muss es daher sein, auch in langen Sommern schlagzeilenautark zu werden. Zu diesem Zweck sollte sich Österreich dringend ein Königshaus zulegen. Wie Großbritannien zeigt, ist dies die beste Vorkehrung gegen jegliche Nachrichtenflaute. Denn die Royals produzieren Schlagzeilen in jeder beliebigen Zahl und Länge – von „Prinzessin Charlotte verweigert den Haferbrei“über „Meghans süßes Geheimnis“bis hin zu „Die Corgis der Queen beißen wieder“. Da sitzt die Republik eindeutig am kürzeren Nachrichtenast.