Draußen regnt’s und drinnen stinkt’s und i steh in da Mittn…
Wie man von der U-Bahn über die Pizza, Parfums, Ekel-Shows, Gourmets und Hundekot auf vegane Fahrkarten kommt.
Ab Herbst darf man in der Wiener U6 keine stark duftenden Speisen mehr verzehren. Diese Maßnahme finden nicht wenige schwer verdaulich. Dabei sollten sie sich grundsätzlich die Frage stellen, wie man um Gottes Willen bloß auf die Idee kommen kann, in dieser muffigen Atmosphäre eine Speise zu sich zu nehmen. Wo dermaßen viele Menschen aneinander kleben, werden statistisch pro Minute zwei Flatulenzen freigesetzt. Dazu noch der Duft von eingetrocknetem Schweiß, ganz zu schweigen von den Parfumkeulen – die müssten längst von der Genfer Menschenrechtskonvention verboten worden sein. Wer in so einem Umfeld eine Pizza runterbringt, der sollte nicht in Favoriten U-Bahn fahren: Er wäre weltweit Favorit in Talent- und Ekel-Shows.
Aber womöglich sind die U-Bahn-Mampfer auch nur auf der Flucht. Denn in Mehrparteienhäusern gibt es tatsächlich Mieter, die sich bei der Hausverwaltung beschweren, wenn es im Stiegenhaus nach „Kochen“riecht. Kein Scherz. Der eine stört sich am Knoblauch, die andere hält den Geruch von gekochtem Fleisch nicht aus. Das wäre eine plausible Erklärung dafür, dass so viele Leute im Stehen oder Gehen ihre Fertigprodukte runterschlucken.
Wer jetzt aber glaubt, dieses Problem trete nur unterwegs auf, der ist auch auf dem Holzweg. Karl und Rudi Obauer berichten von einem merkwürdigen Ereignis, das sich vor Jahren in ihrem Gourmet-Tempel zutrug. Da ging plötzlich im Gastgarten an einem Tisch Zigarrenrauch auf. Der Tischnachbar, der gerade den Hauptgang genoss, bewertete dies natürlich als Zumutung. Also fragte Karl Obauer den Raucher höflich, ob er seinen Tabakgenuss nicht noch etwas aufschieben könne. Der Raucher habe das auch gerne gemacht. Dafür habe dann der mitgeführte Hund jenes Gastes, der sich beschwert hatte, seine bestialisch stinkende Notdurft neben dem Tisch des Rauchers verrichtet. Daraufhin flüchteten Gäste eines dritten Tisches vor dem Gestank in das Restaurant. Leider stieg einer von ihnen mit einem Schuh in den Hundekot, womit er den Gestank ins Restaurant hineinzog. „Das sind Tage“, erinnert sich der Vier-Hauben-Koch, „da willst du nur noch zusperren ...“
Sie sehen: Die Sache mit dem Stinken ist kompliziert. Außer beim Geld. Da ist alles klar: Pecunia non olet, Geld stinkt nicht. Aber auch das ist keine Lösung. Zumindest wenn man sich an das Zitat des Indianerhäuptlings Seattle hält. Der meinte, wir würden eines Tages herausfinden, dass man Geld nicht essen kann. Aber erstens ist das ein Fake-Zitat und zweitens gibt es tatsächlich schon vegane britische Pfundnoten. Vielleicht sollte man in der U6 einfach vegane Fahrkarten verkaufen. Dann wären alle halbwegs satt und zufrieden ...