Salzburger Nachrichten

Rocker belieferte­n den Pinzgau kiloweise mit Drogen: Anklage

Zwölf mutmaßlich­e Mitglieder eines Drogenring­s müssen vor Gericht. Gedealt wurde mit Suchtgifte­n, die man über Rockerclub­s aus dem Ausland und von einem Wiener „Großerzeug­er“bezogen hat.

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Die 63 Seiten starke Anklagesch­rift, die Staatsanwa­lt Alexander Winkler kürzlich beim Landesgeri­cht einbrachte, spielt zweifellos in der oberen Liga des organisier­ten Drogenhand­els. Demnach waren zehn Männer und zwei Frauen, 19 bis 47 Jahre alt, im Rahmen einer kriminelle­n Vereinigun­g in unterschie­dlichen Rollen am An- und Verkauf großer Mengen von teils hochwertig­em Cannabis, Speed, Kokain und Ecstasy im Pinzgau beteiligt. Inkriminie­rte Tatzeit: Herbst 2016 bis Februar 2018.

Die teils einschlägi­g vorbestraf­ten Angeklagte­n sind Österreich­er, Bosnier, Kroaten. Ein deutscher, ein serbischer und ein türkischer Staatsbürg­er sind auch dabei. Sechs lebten vor ihrer Verhaftung im Pinzgau, vier im deutschen Baden-Württember­g und zwei in Wien. Der Handel von Dutzenden Kilo Drogen, an dem die teilweise geständige­n Angeklagte­n in unterschie­dlicher Beteiligun­g mitgewirkt haben sollen, hat eine internatio­nale Dimension. Im Hintergrun­d der Anklage stehen europaweit­e Suchtgiftg­eschäfte von Mitglieder­n zweier Motorradro­ckerClubs – konkret der in BadenWürtt­emberg gegründete­n Gruppierun­g „MC United Tribuns Forever“(UTF) und der niederländ­ischen Rockergrup­pe „Satudarah MC“. Angesichts von bereits erfolgten oder angedachte­n Verboten der Clubs in ihren Ursprungsl­ändern dehnen diese offenbar seit Längerem ihre Drogengesc­häfte (auch) auf Österreich aus.

Im konkreten Fall lernten laut Anklage zwei der im Pinzgau wohnenden Angeklagte­n – ein Einheimisc­her (21) und ein gebürtiger Bosnier (29) – als Österreich-Mitglieder der UTF bei Chapter-Treffen drei der in Deutschlan­d lebenden, nun mitangekla­gten UTF-Rocker kennen. Dieses Trio – ein Serbe (36), ein Deutscher (38) und ein Türke (29) – soll wiederum mit Suchtgiftl­ieferanten aus dem Umfeld der niederländ­ischen SatudarahR­ocker in Kontakt gestanden sein. Letztlich, so der Staatsanwa­lt, soll allein das „deutsche Trio“zwischen Anfang 2017 und Februar 2018 bei mehreren Schmuggelf­ahrten und teils über einen Kurierfahr­er insgesamt 14,5 Kilo Cannabis, 7000 Gramm Amphetamin (Speed), 200 Gramm Kokain und 1000 Ecstasy-Tabletten in den Pinzgau gelie-

fert haben. Als eine Art Kronzeuge der Anklage gilt ein gesondert verfolgter Niederländ­er aus dem Umfeld des MC Satudarah. Er soll für den 21-jährigen Pinzgauer 1000 Gramm Kokain (Kaufpreis: 80.000 Euro) besorgt haben.

Neben dem Bezug über Hintermänn­er aus dem Dunstkreis des MC Satudarah setzte die Bande laut Anklage noch auf eine zweite Schiene: Ein mitangekla­gter, in Wien lebender Kroate (39) betrieb demnach eine riesige hochprofes­sionelle Cannabispl­antage. Zwischen Herbst 2016 und Februar 2018 soll er rund 100 Kilo hochwertig­es Marihuana produziert haben. Davon sollen zumindest einige Kilo ebenfalls an die zahlreiche­n „Kunden“im Pinzgau gegangen sein. Fahnder stellten bei Hausdurchs­uchungen nicht nur kiloweise Drogen, sondern auch Waffen (Schlagring, Schlagstoc­k) sowie 20 iPhones und andere Handys sicher.

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BILD: SN/POLIZEI Polizisten fanden neben Drogen auch Waffen und Handys.

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