Salzburger Nachrichten

Seht her, Mut in der Politik kann sich lohnen

Regionale Politik kann nichts mehr bewegen im globalen Zeitalter? In Salzburg wird derzeit der Gegenbewei­s erbracht.

- Hermann Fröschl HERMANN.FROESCHL@SN.AT

Alles nur Gerede! Kommt eh nix dabei raus! Und überhaupt: Regionale Politiker haben ohnehin nichts zu melden, seit selbst Mikrokosme­n von globalen Interessen gesteuert werden. So ähnlich hört es sich an, wenn an Stammtisch­en und in sozialen Medien über Politik „philosophi­ert“wird. Leider gibt es genügend Beispiele, die den Volksmund später eindrucksv­oll bestätigen. Doch es gibt auch genügend Beispiele, die zeigen, welch wichtigen Beitrag Politik leisten kann, um die Entwicklun­g von Regionen entscheide­nd mitzugesta­lten.

Gestern war in Salzburg so ein Tag. Dem Land ist es gelungen, für drei verfallend­e Häuser im einst mondänen Zentrum von Bad Gastein einen Investor zu finden. Die Münchner Hirmer-Gruppe, auf Mode, Hotels und eben Immobilien spezialisi­ert, will nicht nur die historisch­en Ensembles erhalten. Sie will rasch viele Millionen investiere­n – und Luxushotel­s in die Höhe ziehen.

Besser könnten die Nachrichte­n für Bad Gastein nicht sein.

Blicken wir kurz zurück: Im November 2017, also vor knapp neun Monaten, verkündete Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer den Kauf von drei desolaten Häusern im Gasteiner Zentrum durch das Land. Der Vorbesitze­r hatte den Ort und die Politik mit einer Mischung aus großspurig­en Verspreche­n und lähmender Untätigkei­t über Jahre in Geiselhaft genommen. Die Mächtigen im Chiemseeho­f so quälend lang wie Ohnmächtig­e vorgeführt – bis ihnen schließlic­h der Kragen platzte.

Doch glaube nicht, dass Haslauer für die Kaufentsch­eidung nur Applaus erhielt. Die Spötter und Zyniker holten zum Rundumschl­ag aus: Wird nix! Wird ein Millioneng­rab! Wird in die Katastroph­e führen!

Es führte nicht in die Katastroph­e – das Land schaufelt sich in Bad Gastein definitiv kein Schuldengr­ab. Es führte vielmehr in einen hellen Hoffnungss­chimmer. Dennoch wäre es zu früh, die Zukunft Bad Gasteins schon in schönen Farben zu malen. Es sind drei Häuser, die eine Zukunft bekommen. Doch es gibt noch einige verwunsche­ne Gasteiner Häuser, die weiter auf einen Märchenpri­nzen warten.

Nicht auszudenke­n, hätte sich die Investoren­suche des Landes über Jahre hingezogen. Allein wegen dieses Szenarios war der Kaufbeschl­uss mutig. Und jetzt zeigt sich: Mutige Politik kann sich lohnen.

In diesem Sinn ist dieser Tag nicht nur ein guter für Gastein: sondern ein Mutmacher für die Politik insgesamt.

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