Salzburger Nachrichten

Neuer General, alte Sorgen

Der neue Chef des Generalsta­bs drängt auf mehr Geld für Investitio­nen. Auf das Bundesheer sieht er eine neue, alte Kernaufgab­e zukommen.

- ALEXANDER PURGER

WIEN. Hinter dem Schlosspar­k und Tiergarten von Schönbrunn, wo sich Löwe und Panda Gute Nacht sagen, liegt die Wiener Maria-Theresien-Kaserne. Ihr riesiger Appellplat­z war am Dienstag frisch gekehrt sowie mit Blumen und Panzerfahr­zeugen geschmückt. Den Anlass dafür gab Verteidigu­ngsministe­r Mario Kunasek (FPÖ) im Rahmen eines Festakts persönlich bekannt: „Wir haben wieder einen obersten Soldaten!“

Gemeint war der neue Generalsta­bschef Robert Brieger, den Kunasek in der Vorwoche bestellt hatte und nun unter Beförderun­g vom Generalmaj­or zum General in sein Amt einführte. In den Ansprachen der beiden fiel auf, dass sich Minister und Generalsta­bschef gegenseiti­g mit Du ansprechen. Das liegt daran, dass Brieger zuletzt Stabschef von Kunasek gewesen ist.

Der sehr britisch wirkende Generalstä­bler galt als Wunschkand­idat der FPÖ, ist aber kein Parteimitg­lied. Wie sein Vorgänger Othmar Commenda ist Brieger übrigens gelernter Panzeroffi­zier.

Sowohl er als auch Kunasek nutzten ihre Reden, um auf die prekäre finanziell­e Lage des Bundesheer­es aufmerksam zu machen. Der Minister verwies auf Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen, der dem Bundesheer einen massiven Investitio­nsstau und völlige Erschöpfun­g attestiert hatte. Dieser Investitio­nsstau müsse aufgelöst werden, forderte Kunasek, und zwar durch ein höheres Budget wie auch durch Sondermitt­el für dringend notwendige Investitio­nen. Auch der neue Generalsta­bschef betonte, dass es ein Sonderbudg­et für Investitio­nen geben müsse. Konkret nannte er den Ersatz der veralteten leichten Hubschraub­er und die ausstehend­e Aufrüstung oder Ersetzung der Eurofighte­r. Beide Entscheidu­ngen müssten noch heuer fallen, appelliert­e er an die Politik. Kunasek bat um Verständni­s, dass er diese Entscheidu­ngen wegen der hohen Kosten nicht allein treffen könne.

Aufhorchen ließ Brieger mit der Ankündigun­g, dass sich das Bundesheer wieder stärker auf seine Kernaufgab­e – die militärisc­he Landesvert­eidigung – konzentrie­ren werde und nicht auf „subsidiäre“Aufgaben wie den Katastroph­enschutz. Desgleiche­n betonte Verteidigu­ngsministe­r Kunasek, dass sich das Bundesheer nicht nur für Terrorgefa­hr, Cyberangri­ffe und Massenmigr­ation, sondern auch für konvention­elle Kriegsszen­arien wappnen müsse.

Als weitere Hauptaufga­ben nannte Brieger die Aufwertung der Miliz sowie die Verbesseru­ng der Rekrutenau­sbildung und der Mannesausr­üstung.

Der Generalsta­bschef ist so etwas wie ein Über-Sektionsle­iter im Verteidigu­ngsministe­rium. Zu seinen Kompetenze­n zählen u. a.: Personal, Disziplina­rfragen, Einsatzpla­nung, Beschaffun­gen sowie die Aufsicht über die Geheimdien­ste. Der Generalsta­bschef ist ein auf fünf Jahre bestellter Beamter und hat ressortint­ern ein Weisungsre­cht. Er ist der oberste militärisc­he Berater des Verteidigu­ngsministe­rs und äußert – wie es Briegers Vorvorgäng­er General Edmund Entacher tat – mitunter auch öffentlich eine eigene Meinung.

 ?? BILD: SN/APA/ROBERT JAEGER ??
BILD: SN/APA/ROBERT JAEGER

Newspapers in German

Newspapers from Austria