Salzburger Nachrichten

Zentrum statt Lager oder Hotspot

Die EU-Kommission lockt mit Geld und will schnelle Verfahren.

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BRÜSSEL. Die EU-Kommission hat am Dienstag ein erstes Konzept für die geplanten, auf freiwillig­er Basis errichtete­n Zentren für im Mittelmeer gerettete Flüchtling­e und Migranten innerhalb der EU vorgelegt. Die Kosten für Aufbau, Personal – von Grenzschüt­zern bis zu Übersetzer­n –, Infrastruk­tur und den laufenden Betrieb würde die EU tragen, erklärte die Brüsseler Behörde. EU-Länder, die zur freiwillig­en Aufnahme von Asylbewerb­ern aus den Zentren bereit seien, sollen, wie schon seit 2015, 6000 Euro pro überstellt­em Flüchtling erhalten. Die Summe gilt auch für die Länder, die die Kontrollze­ntren beherberge­n.

Zunächst soll es ein Pilotproje­kt geben, noch sei aber unklar, in welchem Land. Unklar ist ebenfalls, wo Zentren für aus Seenot Gerettete – sogenannte Ausschiffu­ngsplattfo­rmen – in Nordafrika eingericht­et werden könnten. Sie sollen mit dem UNO-Flüchtling­swerk UNHCR und der Internatio­nalen Organisati­on für Migration (IOM) entwickelt werden und müssen mit internatio­nalem Recht vereinbar sein, so die Kommission. Laut Plan könnten Flüchtling­e von dort in die neuen EU-Kontrollze­ntren gebracht werden. Nächste Woche sollen dazu Gespräche in Genf stattfinde­n.

Die nicht ganz ausgegoren­en Vorschläge sind eine Folge der rigorosen Migrations­politik der neuen rechten italienisc­hen Regierung und entspreche­nder EU-Gipfel-Beschlüsse vom Juni. Rom verweigert Rettungssc­hiffen seit Wochen die Einfahrt in die italienisc­hen Häfen, außer andere EU-Staaten erklären sich bereit, die Flüchtling­e und Migranten sofort zu übernehmen.

In den neuen Zentren, die auch mobil sein können, soll innerhalb von vier bis acht Wochen entschiede­n werden, wer Anspruch auf Asyl hat und wer nicht, hofft die EUKommissi­on. Davor solle innerhalb von 72 Stunden eine erste schnelle Vorauswahl getroffen werden. Ob die Zentren geschlosse­n sind oder nicht, bleibe den Mitgliedss­taaten überlassen.

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