„Eine nationale Tragödie“
Dutzende Menschen kamen bei Waldbränden in Griechenland ums Leben. Im Einsatz war auch eine Feuerwehreinheit, deren Kommandant in Salzburg ausgebildet wurde.
ATHEN. Konstantin Papadopoulos hat nicht geschlafen: Der 34-jährige Halbgrieche mit Salzburger Wurzeln ist Kommandant der freiwilligem Feuerwehr im Dorf Neos Voutzas nahe Marathon, die er im Jahr 2007 aufgebaut hat. Auch dort wütete am Montag das verheerende Feuer. Papadopoulos ist gerade in Salzburg, weil er und seine Frau ihr drittes Kind erwarten. Seit Montag um 16.57 Uhr hat er seine Feuerwehrkollegen koordiniert, die gegen das verheerende Feuer in der Region um Rafina kämpfen, bei dem mindestens 74 Menschen starben und mehr als 170 verletzt wurden. „Ich steuere meine Kollegen über Handys und Festnetztelefone“, erklärt er im SN-Gespräch, da es im Katastrophengebiet keine Internetverbindung gibt. Das Feuerwehrhaus konnte seine Einheit retten, lediglich ein kleiner Teil wurde zerstört. Zudem verloren manche Kollegen ihr Zuhause und stehen vor den Trümmern ihrer Existenz. Erst vor zwei Wochen sei er für eine Übung in Griechenland gewesen, sagt Papadopoulos. Thema: Bekämpfung eines Waldbrandes. Er selbst wurde in der Salzburger Feuerwehrschule zum Kommandanten ausgebildet und gibt seither sein Wissen an seine Kollegen weiter.
Der Zivilschutz hatte bereits am Sonntag vor großer Waldbrandgefahr gewarnt. Es hatte fast zwei Wochen lang nicht geregnet und es herrschten Temperaturen um die 39 Grad Celsius. Am Montag brach zunächst ein Brand im Westen Athens aus. Zur Katastrophe kam es, als sich im Osten der Stadt neue Feuer entfachten – in einem riesigen Gebiet mit Tausenden Ferienhäusern. Unzählige Menschen flüchteten an die Strände. Fischer und die Küstenwache bargen in der Nacht mehr als 700 Menschen von den Stränden. Viele harrten am Dienstag noch auf steilen Küstenabschnitten aus.
Die griechische Regierung sprach am Dienstag von einer „nationalen Tragödie“und den schlimmsten Waldbränden seit einem Jahrzehnt. Besonders schwer betroffen waren die Regionen von Rafina und Marathon. Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras rief am Dienstag eine dreitägige Staatstrauer aus. Nach Auskunft des österreichischen Außenministeriums gab es vorerst keine Hinweise, dass Österreicher unter den Opfern sind.
Für Konstantin Papadopoulos ist klar: Man hätte schon zwei Stunden, bevor es die ersten Opfer gab, Großalarm ausrufen müssen. Der 34-Jährige kritisiert, dass es in Griechenland an Strukturen und Schutzplänen für derartige Katastrophen mangle, obwohl es im Sommer immer wieder Brände gebe. „Aber auch dieses Mal wird niemand schuld sein – am Ende war es der Wind, der das Feuer angefacht hat.“Er kämpfe seit Jahren mit dem griechischen Zivilschutz für eine gute Freiwilligenstruktur – bisher aber ohne Erfolg. Da es von den Behörden keine Unterstützung gebe, sei seine Feuerwache auf Sachspenden angewiesen. Genutzt werde alte Ausrüstung aus Österreich oder Deutschland. Am späten Nachmittag seien seine Kollegen auf der Suche nach Glutnestern gewesen, „mit einem Fahrzeug aus Deutschland“. Doch bei dem schweren Einsatz am Montag sei ein Großteil der Ausrüstung zerstört worden. „Wir brauchen Schläuche, Schutzanzüge oder Pumpen“, sagt Papadopoulos. Wer helfen will, kann sich an den 34-Jährigen wenden unter:
„Auch dieses Mal wird niemand schuld sein – am Ende war es der Wind.“ Konstantin Papadopoulos, Feuerwehr Neos Voutzas