Wie gut Handelskriege sind und wie leicht man sie gewinnt
Die Unternehmen in den USA bekommen zu spüren, dass die Handelspolitik ihres Präsidenten nicht zu ihrem Vorteil ist.
„Handelskriege sind gut und leicht zu gewinnen“, twitterte US-Präsident Donald Trump Anfang März. Nur sind sie das wirklich? Gut sind sie auf keinen Fall, für niemanden. Und zu gewinnen? Auch nicht für die USA, wie man aus den Erfahrungen der 1980er-Jahre weiß. Schon gar nicht, wenn man diesen Krieg gleichzeitig gegen die halbe Welt führt: China, die EU, Kanada, Mexiko, Japan und andere.
Und von Monat zu Monat wird die Liste der Güter, für die man Strafzölle erheben will, länger und teurer. Betroffene Länder können gar nicht anders, als ihrerseits auch Strafzölle zu erheben. Wie man weiß, kommt es bei einem Krieg auch nicht unbedingt auf die Größe an, sondern auf Strategie und Taktik. Beides ist bei Trump und seinen Beratern nicht zu erkennen.
Die Fixierung auf Salden der Handelsbilanz negiert nicht nur den mindestens so wichtigen Handel mit Dienstleistungen – bei dem die USA einen hohen Überschuss aufweisen –, sondern führt auch zu falschen Schlussfolgerungen. Denn in der heutigen, arbeitsteiligen Wirtschaft besteht der internationale Handel maßgeblich aus sogenannten intermediären Gütern, die wiederum für die Produktion von z. B. „amerikanischen“Produkten eingesetzt werden. Nun betreffen die US-Strafzölle gerade diese Produktgruppen, womit die US-Wirtschaft maximal geschädigt wird. Denn mehr als 50 Prozent der bisher bekannten Strafzölle betreffen intermediäre Güter, im Falle Chinas sind es sogar über 90 Prozent. Das führt zu Preissteigerungen bei US-Produzenten.
Als weiterer Effekt des amerikanischen Handelskrieges schließen sich die betroffenen Länder enger zusammen. Das EU-Japan-Handelsabkommen wäre ohne die Drohungen aus den USA niemals so rasch vonstattengegangen. Gleiches darf man wohl für ein EU-China-Abkommen erwarten. Und sie werden Gegenmaßnahmen ergreifen. Allerdings kann man schon heute sagen, dass die gezielter ausfallen werden, siehe etwa EU-Zölle auf Harley-Davidson-Motorräder. Oder chinesische Zölle auf Sojabohnen, die zu einem Preisverfall in den USA führten, da China nun in Brasilien kauft. Wie überhaupt China eine Reihe strategischer Op- tionen hat. Es ist nämlich der größte ausländische Gläubiger der US-Regierung. 1190 Mrd. US-Dollar, das sind 20 Prozent der gesamten US-Staatsverschuldung im Ausland. Auch die US-Wirtschaft ist stark in China investiert. Die Direktinvestitionen der USA in China belaufen sich auf 256 Mrd. US-Dollar, das sind doppelt so viele wie jene Chinas in den USA.
Ein Handelskrieg betrifft daher auch unmittelbar US-Firmen in China und ihre Importe aus den USA bzw. ihre Re-Exporte in die USA. Last, but not least darf man nicht übersehen, dass China bei manchen unverzichtbaren Rohstoffen für die Hightechindustrie quasi ein Monopol hat. Bei Wolfram 80 Prozent der Weltproduktion, bei seltenen Erden 81 Prozent. Sie alle braucht man nicht nur für Handys und PC, sondern auch für Legierungen, Elektroden und vieles andere mehr. Ein Handelskrieg – gut und leicht zu gewinnen?