Salzburger Nachrichten

Wie gut Handelskri­ege sind und wie leicht man sie gewinnt

Die Unternehme­n in den USA bekommen zu spüren, dass die Handelspol­itik ihres Präsidente­n nicht zu ihrem Vorteil ist.

- Marianne Kager war fast 20 Jahre Chefökonom­in der Bank Austria. Heute ist sie selbststän­dige Beraterin. WWW.SN.AT/KAGER

„Handelskri­ege sind gut und leicht zu gewinnen“, twitterte US-Präsident Donald Trump Anfang März. Nur sind sie das wirklich? Gut sind sie auf keinen Fall, für niemanden. Und zu gewinnen? Auch nicht für die USA, wie man aus den Erfahrunge­n der 1980er-Jahre weiß. Schon gar nicht, wenn man diesen Krieg gleichzeit­ig gegen die halbe Welt führt: China, die EU, Kanada, Mexiko, Japan und andere.

Und von Monat zu Monat wird die Liste der Güter, für die man Strafzölle erheben will, länger und teurer. Betroffene Länder können gar nicht anders, als ihrerseits auch Strafzölle zu erheben. Wie man weiß, kommt es bei einem Krieg auch nicht unbedingt auf die Größe an, sondern auf Strategie und Taktik. Beides ist bei Trump und seinen Beratern nicht zu erkennen.

Die Fixierung auf Salden der Handelsbil­anz negiert nicht nur den mindestens so wichtigen Handel mit Dienstleis­tungen – bei dem die USA einen hohen Überschuss aufweisen –, sondern führt auch zu falschen Schlussfol­gerungen. Denn in der heutigen, arbeitstei­ligen Wirtschaft besteht der internatio­nale Handel maßgeblich aus sogenannte­n intermediä­ren Gütern, die wiederum für die Produktion von z. B. „amerikanis­chen“Produkten eingesetzt werden. Nun betreffen die US-Strafzölle gerade diese Produktgru­ppen, womit die US-Wirtschaft maximal geschädigt wird. Denn mehr als 50 Prozent der bisher bekannten Strafzölle betreffen intermediä­re Güter, im Falle Chinas sind es sogar über 90 Prozent. Das führt zu Preissteig­erungen bei US-Produzente­n.

Als weiterer Effekt des amerikanis­chen Handelskri­eges schließen sich die betroffene­n Länder enger zusammen. Das EU-Japan-Handelsabk­ommen wäre ohne die Drohungen aus den USA niemals so rasch vonstatten­gegangen. Gleiches darf man wohl für ein EU-China-Abkommen erwarten. Und sie werden Gegenmaßna­hmen ergreifen. Allerdings kann man schon heute sagen, dass die gezielter ausfallen werden, siehe etwa EU-Zölle auf Harley-Davidson-Motorräder. Oder chinesisch­e Zölle auf Sojabohnen, die zu einem Preisverfa­ll in den USA führten, da China nun in Brasilien kauft. Wie überhaupt China eine Reihe strategisc­her Op- tionen hat. Es ist nämlich der größte ausländisc­he Gläubiger der US-Regierung. 1190 Mrd. US-Dollar, das sind 20 Prozent der gesamten US-Staatsvers­chuldung im Ausland. Auch die US-Wirtschaft ist stark in China investiert. Die Direktinve­stitionen der USA in China belaufen sich auf 256 Mrd. US-Dollar, das sind doppelt so viele wie jene Chinas in den USA.

Ein Handelskri­eg betrifft daher auch unmittelba­r US-Firmen in China und ihre Importe aus den USA bzw. ihre Re-Exporte in die USA. Last, but not least darf man nicht übersehen, dass China bei manchen unverzicht­baren Rohstoffen für die Hightechin­dustrie quasi ein Monopol hat. Bei Wolfram 80 Prozent der Weltproduk­tion, bei seltenen Erden 81 Prozent. Sie alle braucht man nicht nur für Handys und PC, sondern auch für Legierunge­n, Elektroden und vieles andere mehr. Ein Handelskri­eg – gut und leicht zu gewinnen?

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Marianne Kager

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