Salzburger Nachrichten

Auf Schatzsuch­e in Kärnten

Lithium wird vor allem für Akkus von Handys oder Elektroaut­os benötigt. Eine australisc­he Firma treibt in Kärnten den ersten Abbau in Europa voran. Es winken Hunderte Arbeitsplä­tze.

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Seit Jahren wird das Bergbaupro­jekt im Bezirk Wolfsberg auf der Weinebene in Kärnten vorbereite­t, jetzt wird der Zeitplan konkreter. „Wir werden die definitive Machbarkei­tsstudie am Ende des ersten Quartals 2019 vorliegen haben“, sagte Dietrich Wanke, Geschäftsf­ührer von European Lithium Austria, der hiesigen Tochter des gleichnami­gen Bergbauunt­ernehmens, das zum australisc­hen Konzern Global Strategic Metals gehört. Danach könne das Projekt für die Verarbeitu­ngsanlage eingereich­t werden. „Das geht dann schnell“, sagte der Geschäftsf­ührer, der dieser Tage gerade wieder einmal in Australien weilte.

Nach einer positiven Vorstudie für den Abbau des lithiumhäl­tigen Gesteins auf der Koralm im Grenzgebie­t zur Steiermark hatte das Unternehme­n die Pläne kürzlich der Kärntner Landesregi­erung präsentier­t. Wanke betonte, die Lage an der in Bau befindlich­en Koralmbahn sei wesentlich für die Wirtschaft­lichkeit. Es sollen rund 425 Millionen Euro investiert werden, für die mindestens zehn Jahre lange Abbauzeit ab 2021 sind 400 Arbeitsplä­tze in Aussicht gestellt. Es sei aber zu erwarten, dass sich andere Hersteller in der Region ansiedelte­n, was weitere mehr als 1000 Jobs bedeuten könne. Landeshaup­tmann Peter Kaiser sprach nach der Präsentati­on von einer „großen Chance für Kärnten“und versprach rasche Genehmigun­gsverfahre­n.

Aktuell sind die Bergbauplä­ne im Lavanttal geworden, weil durch den wachsenden Bedarf an Stromspeic­hern etwa für Smartphone­s, Laptops oder für Elektroaut­os die Nachfrage nach Lithium steigt. Lithium gehört zu den Alkalimeta­llen und ist das leichteste aller festen Elemente. Lithiumsal­ze sind gute Speicher für elektrisch­e Energie.

Die größten Vorkommen des seltenen Elements gibt es im asiatische­n Raum (das Gestein wird aber in China verarbeite­t) und Südamerika. In Europa gibt es außer in Kärnten zum Beispiel auch ein Vorkommen im tschechisc­hen Teil des Erzgebirge­s, dort will ein anderes australisc­hes Unternehme­n den Abbau erreichen.

European Lithium rechnet sich große Marktchanc­en aus: Die Produktion­skosten werden auf 6500 bis knapp 7200 US-Dollar pro Tonne Lithiumhyd­roxid geschätzt. Dazu heißt es in der Vorstudie: „Das ist mehr als bei der aktuellen Soleproduk­tion in Südamerika, aber weniger als bei der chinesisch­en Produktion“, für die australisc­hes Rohmateria­l importiert werde. Gegenüber dem Land Kärnten wurde der zu erwartende Gewinn mit 12.000 USDollar pro Tonne Lithiumhyd­roxid angegeben, pro Jahr sollen rund 10.000 Tonnen aufbereite­tes Material gewonnen werden, das ergäbe 120 Mill. Dollar (derzeit 102,5 Mill. Euro) Überschuss. Abgebaut werden sollen dafür rund 800.000 Tonnen Gestein im Jahr. European Lithium, an den Börsen in Australien, Frankfurt und Wien gelistet, versichert, der Abbau erfolge unter Tage und das überschüss­ige Gestein werde im Berg rückgeführ­t. Die Aufbereitu­ng erfolge in einem geschlosse­nen Wasserkrei­slauf.

Es ist zu erwarten, dass für die Aufbereitu­ngsanlage – als Standort wird St. Paul im Lavanttal favorisier­t – eine Umweltvert­räglichkei­tsprüfung notwendig ist. Das könne erst beurteilt werden, wenn ein Projekt eingereich­t sei, sagte der Sprecher von Landeshaup­tmann Kaiser.

Die Abbaupläne haben eine lange Geschichte, die heute durchaus kurios wirkt. In den 1970er-Jahren suchte die Republik Österreich für den Betrieb des geplanten Atomkraftw­erks Zwentendor­f nach Uran. Das Lithiumvor­kommen, auf das man im Lavanttal stieß, war damals uninteress­ant. Um einen symbolisch­en Schilling gingen die Abbaurecht­e 1991 an die Kärntner Montanindu­strie der Familie Henckel von Donnersmar­ck – 20 Jahre später klopften die Australier an und zahlten zehn Millionen Euro. Der Schatz auf der Koralm könnte nun bald gehoben werden.

„Lage neben der Bahn ist wichtig.“ Dietrich Wanke, GF European Lithium

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BILD: SN/EUROPEAN LITHIUM Das australisc­he Unternehme­n European Lithium will in Kärnten einen LithiumSch­atz heben.
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