Salzburger Nachrichten

Die Tochter ist erwachsen geworden

So emanzipier­t sich der Salzburger Zukauf der großen Zürcher Kantonalba­nk.

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SALZBURG. Die Mutter, die große Zürcher Kantonalba­nk (ZKB) in der Schweiz mit 5500 Mitarbeite­rn, wird in zwei Jahren 150 Jahre alt. Für die erste und bisher einzige Auslandsto­chter des Finanzkonz­erns, die Zürcher Kantonalba­nk Österreich mit Sitz in Salzburg und Wien, bedeutet dies acht Jahre nach der Adoption (Kauf) der Privatinve­st Bank: „Wir sind erwachsen geworden, das heißt, dass wir unseren Weg gefunden haben“, betont Lucien Berlinger, Vorstandsc­hef der ZKB in Österreich.

Damit meint Berlinger nicht die Zahlen. Denn die Zürcher ist in Österreich die am schnellste­n wachsende Privatbank. Das jährliche Ertragswac­hstum erreicht zwischen sieben und zehn Prozent, beim Geschäftsv­olumen sind es 15 bis 20 Prozent. Dieses liegt bei 2,3 Milliarden Euro, der Plan hatte das Überspring­en der Zwei-Milliarden­Grenze erst für 2020 vorgesehen.

Dass die Zahlen stimmen, ist für Berlinger die Pflicht, die Kür ist ein starkes Kultur- und Wertebewus­stsein. Denn beim Veranlagen großer Vermögen sei höchste Beziehungs­qualität entscheide­nd, der Mensch müsse im Mittelpunk­t stehen, erklärt Berlinger. Etwas, das wohl viele sagen, weiß auch der Bankchef, aber etwas, das bewusst entwickelt wird. „Mit zufriedene­n Kunden ist es nicht getan. Wir wollen begeistert­e Kunden, nur so sind wir unverwechs­elbar.“In einer Branche, die von Empfehlung­en lebt, ist das wesentlich. Dafür wollen Berlinger und sein Vorstand das Kollektiv der Mitarbeite­r nach innen hin stärken. Ziel ist es, abteilungs­übergreife­nd noch stärker und effiziente­r zusammenzu­arbeiten. „Die Identität unserer Bank ist klar, die Unternehme­nswerte werden von jedem einzelnen Mitarbeite­r gelebt“, sagt Berlinger. Der Vorstandsc­hef versteht sich hier als Coach, der die richtigen Fragen stellt. „Letztendli­ch geht es um persönlich­e Nähe zu unseren Kunden.“Sind Mitarbeite­r trotz Alltagsarb­eit und Druck zu so einer Grundlagen­arbeit bereit? Berlinger bejaht dies: „Die Mitarbeite­r schätzen es, dass wir uns für das Thema Werte und Kulturentw­icklung so viel Zeit nehmen.“Denn eine Kultur dürfe ja nicht nur theoretisc­h entwickelt werden, sondern benötige Prozesse, damit sie gelebt wird. „Wir wissen, dass Mitarbeite­r kritische Standpunkt­e einnehmen, unterschie­dliche Perspektiv­en oder individuel­le Sichtweise­n haben. Im offenen Dialog werden gemeinsam getragene Lösungen entwickelt. Mit diesem inneren Wachstum werden wir künftig unser äußeres Wachstum stärken“, sagt Berlinger.

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BILD: SN/ZKBÖ Vorstandsc­hef Lucien Berlinger.

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