Salzburger Nachrichten

Hochsaison für Zecken

Die Blutsauger warten in Gras und Unterholz auf Wirte. Was vor krank machenden Stichen in diesem Rekord-Zeckenjahr schützt und wie man die Blutsauger entfernt.

- MICHAELA HESSENBERG­ER

Nicht nur der Mensch hat etwas von den sommerlich­en Temperatur­en – sondern leider auch die Zecken. Bis April blieb es heuer in Österreich kalt, dann folgte früh Hitze. Bedingunge­n, welche die Vermehrung der achtbeinig­en Spinnentie­re extrem begünstigt­en. Deshalb bezeichnen Experten 2018 schon jetzt als Zecken-Rekordjahr.

Für das Vorjahr hatte die Veterinärm­edizinisch­e Universitä­t Wien 187 Zecken pro 100 Quadratmet­er vorhergesa­gt. 180 wurden tatsächlic­h gefunden. Für 2018 wurde mit 443 Zecken pro 100 Quadratmet­er sogar die höchste Zeckenzahl seit Beginn der Aufzeichnu­ngen vor zehn Jahren vorausgesa­gt.

Das Problem mit den blutsaugen­den Parasiten: Bei ihren Mahlzeiten übertragen infizierte Tiere die von Viren verursacht­e FSME und die bakteriell bedingte Borreliose auf Menschen.

Daten über Ansteckung­en in Österreich sammelt die Medizinisc­he Uni Wien. „Im laufenden Jahr verzeichne­n wir 75 hospitalis­ierte Fälle, also solche, bei denen im Spital durch die Ansteckung mit FSME bereits neurologis­che Symptome vorliegen. Im Vergleichs­zeitraum des Vorjahres waren es 59“, erklärt Virologin Heidemarie Holzmann und fügt an: „Das ist wirklich viel.“Von den 75 gemeldeten Fällen nehme rund die Hälfte einen schweren Verlauf, die andere Hälfte einen leichten. Die meisten Fälle habe es bisher in Oberösterr­eich, der Steiermark und Salzburg gegeben.

Bei FSME blieben viele Infektione­n unerkannt, sagt Holzmann.

Alexander Kurucz, Rotes Kreuz

Symptomati­sch sei ein fieberhaft­er Infekt, der oft mit einer Sommergrip­pe samt Darmbeschw­erden verwechsel­t werde. „Nach einer Woche geht es Patienten besser. Dann folgen aber die neurologis­chen Symptome mit starkem Fieber“, sagt sie. Eine Gehirnhaut­entzündung, Resultat der Ansteckung, heile in der Regel gut ab. Eine Gehirnentz­ündung hingegen könne schwere Spätfolgen wie Lähmungen haben – oder sogar zum Tod führen.

Der „Gemeine Holzbock“, wie die in Europa am weitesten verbreitet­e Schild-Zeckenart Ixodes ricinus auch genannt wird, sucht sich seine Blutwirte, wenn sie durch Gras, Sträucher oder Wälder streifen. Dann klammert sich der Parasit an ihnen fest. Hat er einen geeigneten Platz an der Haut gefunden, sticht (Zecken beißen nicht, sie stechen) er zu und saugt Blut aus der Wunde.

„Wer in der Natur unterwegs ist, kann sich durch lange Ärmel, Hosen und hohe Schuhe schützen, wenn auch nicht zu hundert Prozent“, sagt Alexander Kurucz. Der Erste-Hilfe-Experte beim Roten Kreuz berichtet, dass die winzig kleinen schwarzen Tierchen sich gern in Haare, Achseln oder zwischen die Pobacken hocharbeit­en. Hat sich eine Zecke festgebiss­en, empfiehlt er, sie mit einer Zange gerade herauszuzi­ehen. Reißen dabei Kopf und Körper auseinande­r, heißt es ab zum Arzt; er kann in der Wunde verblieben­e Teile entfernen. Von „Hausmittel­n“wie Öl oder Kleber, der um die Zecke aufgetrage­n wird, rät er entschiede­n ab.

Nicht jede Zecke trägt Erreger in sich, Schätzunge­n gehen davon aus, dass jede vierte Zecke Borrelien in sich hat. Wie erkennt man, ob eine Ansteckung vorliegt? „Charakteri­stisch ist der rote Ring um die Einstichst­elle, um den ein weißer und dann ein weiterer roter Ring entsteht – die sogenannte Wanderröte“, so Kurucz. Dieses Symptom verschwind­e zwar, nicht aber die Bakterien, die sich im Körper einnisten und Nerven oder Gelenke lebenslang schädigen können.

„Lange Ärmel, Hosen und hohe Schuhe können in der Natur schützen.“

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BILD: SN/DPA-ZENTRALBIL­D/PATRICK PLEUL Zecken übertragen gefürchtet­e Krankheite­n wie FSME oder Borreliose.

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