Hochsaison für Zecken
Die Blutsauger warten in Gras und Unterholz auf Wirte. Was vor krank machenden Stichen in diesem Rekord-Zeckenjahr schützt und wie man die Blutsauger entfernt.
Nicht nur der Mensch hat etwas von den sommerlichen Temperaturen – sondern leider auch die Zecken. Bis April blieb es heuer in Österreich kalt, dann folgte früh Hitze. Bedingungen, welche die Vermehrung der achtbeinigen Spinnentiere extrem begünstigten. Deshalb bezeichnen Experten 2018 schon jetzt als Zecken-Rekordjahr.
Für das Vorjahr hatte die Veterinärmedizinische Universität Wien 187 Zecken pro 100 Quadratmeter vorhergesagt. 180 wurden tatsächlich gefunden. Für 2018 wurde mit 443 Zecken pro 100 Quadratmeter sogar die höchste Zeckenzahl seit Beginn der Aufzeichnungen vor zehn Jahren vorausgesagt.
Das Problem mit den blutsaugenden Parasiten: Bei ihren Mahlzeiten übertragen infizierte Tiere die von Viren verursachte FSME und die bakteriell bedingte Borreliose auf Menschen.
Daten über Ansteckungen in Österreich sammelt die Medizinische Uni Wien. „Im laufenden Jahr verzeichnen wir 75 hospitalisierte Fälle, also solche, bei denen im Spital durch die Ansteckung mit FSME bereits neurologische Symptome vorliegen. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 59“, erklärt Virologin Heidemarie Holzmann und fügt an: „Das ist wirklich viel.“Von den 75 gemeldeten Fällen nehme rund die Hälfte einen schweren Verlauf, die andere Hälfte einen leichten. Die meisten Fälle habe es bisher in Oberösterreich, der Steiermark und Salzburg gegeben.
Bei FSME blieben viele Infektionen unerkannt, sagt Holzmann.
Alexander Kurucz, Rotes Kreuz
Symptomatisch sei ein fieberhafter Infekt, der oft mit einer Sommergrippe samt Darmbeschwerden verwechselt werde. „Nach einer Woche geht es Patienten besser. Dann folgen aber die neurologischen Symptome mit starkem Fieber“, sagt sie. Eine Gehirnhautentzündung, Resultat der Ansteckung, heile in der Regel gut ab. Eine Gehirnentzündung hingegen könne schwere Spätfolgen wie Lähmungen haben – oder sogar zum Tod führen.
Der „Gemeine Holzbock“, wie die in Europa am weitesten verbreitete Schild-Zeckenart Ixodes ricinus auch genannt wird, sucht sich seine Blutwirte, wenn sie durch Gras, Sträucher oder Wälder streifen. Dann klammert sich der Parasit an ihnen fest. Hat er einen geeigneten Platz an der Haut gefunden, sticht (Zecken beißen nicht, sie stechen) er zu und saugt Blut aus der Wunde.
„Wer in der Natur unterwegs ist, kann sich durch lange Ärmel, Hosen und hohe Schuhe schützen, wenn auch nicht zu hundert Prozent“, sagt Alexander Kurucz. Der Erste-Hilfe-Experte beim Roten Kreuz berichtet, dass die winzig kleinen schwarzen Tierchen sich gern in Haare, Achseln oder zwischen die Pobacken hocharbeiten. Hat sich eine Zecke festgebissen, empfiehlt er, sie mit einer Zange gerade herauszuziehen. Reißen dabei Kopf und Körper auseinander, heißt es ab zum Arzt; er kann in der Wunde verbliebene Teile entfernen. Von „Hausmitteln“wie Öl oder Kleber, der um die Zecke aufgetragen wird, rät er entschieden ab.
Nicht jede Zecke trägt Erreger in sich, Schätzungen gehen davon aus, dass jede vierte Zecke Borrelien in sich hat. Wie erkennt man, ob eine Ansteckung vorliegt? „Charakteristisch ist der rote Ring um die Einstichstelle, um den ein weißer und dann ein weiterer roter Ring entsteht – die sogenannte Wanderröte“, so Kurucz. Dieses Symptom verschwinde zwar, nicht aber die Bakterien, die sich im Körper einnisten und Nerven oder Gelenke lebenslang schädigen können.
„Lange Ärmel, Hosen und hohe Schuhe können in der Natur schützen.“