Salzburger Nachrichten

„Der Unfall verfolgt mich ein Leben lang“

Niki Lauda verliert den fast schon gewonnenen zweiten WM-Titel, gewinnt aber sein Leben.

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SALZBURG. Es war die zweite Hiobsbotsc­haft an diesem 1. August. Am Nachmittag schockiert­e die Meldung „Lauda auf dem Nürburgrin­g schwer verunglück­t und in Lebensgefa­hr“nicht nur Österreich.

Die dem deutschen Grand Prix vorangegan­genen Diskussion­en der Fahrer über die Gefährlich­keit des „Rings“waren obsolet geworden, als niemand mehr einen Boykott der 22 Kilometer langen „grünen Hölle“wegen Sicherheit­sbedenken wagte und das volle Feld mit 26 Autos an den Start ging, vor dem es noch dazu geregnet hatte.

Niki Lauda war als überlegene­r WM-Leader mit fünf Siegen in neun Rennen in die Eifel gekommen. Er „verschlief“den Start aus Position zwei und lag im Ferrari zurück. Nach den ersten Runden kamen alle Fahrer bis auf Jochen Mass, der schon auf Trockenrei­fen zu starten gewagt hatte, zum Reifenwech­sel an die Box. Nach der Hälfte der ersten Runde nach dem Stopp verunfallt­e Lauda im Bergwerk – wie sich später herausstel­lte, war ein Längslenke­r der rechten Hinterrada­ufhängung gebrochen. Der von einem Erdwall zurückschl­eudernde Ferrari wurde von drei folgenden Boliden getroffen und fing Feuer.

Lauda konnte sich nicht befreien, hatte noch dazu seinen zu locker sitzenden neuen Helm verloren. Es war Arturo Merzario, der sich ins Feuer warf und Lauda aus dem brennenden Wrack zerrte. Lauda erinnerte sich: „Erst im Hubschraub­er im Spital kam ich kurz zu mir, dann war wieder alles weg.“

Wochenlang schwebte der damals in Hof bei Salzburg lebende Wiener in der Klinik in Mannheim in Lebensgefa­hr, begann dann aber noch im Spital, sich auf sein Comeback vorzuberei­ten.

Nach zwei versäumten Rennen kündigte er im Schlosswir­t in Anif der Presse sein Comeback in Monza an, wo er Vierter wurde. Die WM verlor Lauda durch Aufgabe im Regenfinal­e in Fuji um einen Punkt an James Hunt. 37 Jahre später wird das Duell von 1976 von Ron Howard zum Kinoschlag­er verfilmt. Lauda sagte später: „Der Unfall verfolgt mich ein Leben lang.“

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BILD: SN/ASSOCIATED PRESS Anif, September 1976: Lauda kündigt sein Comeback in Monza an.

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