Salzburger Nachrichten

„Der Verantwort­liche bin ich und ich allein“

Ein Leibwächte­r des französisc­hen Präsidente­n soll bei einer Demo zugeschlag­en haben. Lange Zeit schwieg Macron dazu. Bis jetzt.

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Endlich. Knapp eine Woche lang hatte sich Frankreich­s Präsident zu der von der Zeitung „Le Monde“enthüllten Affäre seines prügelnden Leibwächte­rs Alexandre Benalla beharrlich in Schweigen gehüllt. Jetzt brach er sein Schweigen. Völlig unerwartet trat er am Dienstagab­end vor die Abgeordnet­en der Regierungs­partei La République en Marche (LRM) und legte ein uneingesch­ränktes Bekenntnis seiner Verantwort­ung für die Handlungen seines inzwischen entlassene­n Sicherheit­sbeauftrag­ten ab. Gleichzeit­ig übernahm er auch die Verantwort­ung für die in der Öffentlich­keit als harmlos kritisiert­en ersten disziplina­rischen Sanktionen gegen Benalla, durch die sich der Fall zur Staatsaffä­re auszuweite­n drohte.

Benalla, der bereits im Wahlkampf 2016 für Macron arbeitete, war im Élysée-Palast zum Koordinato­r der Sicherheit des Präsidente­n bei dessen öffentlich­en Auftritten und Reisen aufgestieg­en. Am 1. Mai dieses Jahres hatte er sich ohne dienstlich­en Auftrag als „Be- obachter“der Polizei am Rande einer Demonstrat­ion angeschlos­sen. Dabei griff er eine junge Frau an und prügelte auf deren auf dem Boden liegenden Begleiter ein. Benalla wurde deswegen am 2. Mai für zwei Wochen ohne Gehalt vom Dienst suspendier­t und durfte anschließe­nd nur noch administra­tive Aufgaben erledigen, war aber am 14. Juli an Macrons Seite und saß bei der Ankunft der französisc­hen Fußballwel­tmeister in deren Bus.

Das alles ließ in der Öffentlich­keit den Eindruck entstehen, dass Benalla sich bis zu seiner Entlassung vergangene Woche und der Eröffnung von Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft eines besonderen Schutzes von oben erfreute.

Dem trat Macron jetzt mit Entschiede­nheit entgegen. Er allein „und niemand sonst“trage die Verantwort­ung für die Einstellun­g Benallas und er allein sei auch für dessen Disziplini­erung verantwort­lich. Die „exemplaris­che Republik“, die er propagiere, schütze nicht vor Irrtümern, fuhr er fort. Dann entzog er den Gerüchten den Boden, die sich in den vergangene­n Tagen verselbsts­tändigt hatten. Benalla habe nie den Code zu Frankreich­s Atomwaffen erfahren, sagte er. Er habe auch kein 300 Quadratmet­er großes Appartemen­t des Staates bewohnt, keine 10.000 Euro Gehalt bezogen und sei auch nicht sein Liebhaber gewesen. Auch die Medien bekamen ihr Fett mit dem Vorwurf ab: „Wir haben eine Presse, die nicht die Wahrheit sucht.“

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BILD: SN/AFP Emmanuel Macron

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