Salzburger Nachrichten

Ein Zukunftssc­hocker im Hotel des Grauens

- MAGDALENA MIEDL Film: Hotel Artemis. Science-FictionThr­iller, USA 2018. Regie: Drew Pearce. Mit Jodie Foster, Sophie Boutella, Dave Bautista, Zachary Quinto, Sterling K. Brown, Jeff Goldblum.

Auf den Straßen herrscht Faustrecht und durch die Klimakatas­trophe ist Trinkwasse­r in Kalifornie­n fast so knapp wie Mitgefühl: „Hotel Artemis“spielt etwa zehn Jahre in der Zukunft, in einer dystopisch­en Welt, in der „post-Trump“als unvermeidl­icher Subtext mitzudenke­n ist.

Schauplatz des Science-FictionThr­illers, der am Freitag ins Kino kommt, ist das gleichnami­ge Hotel, geführt von Schwester Jean (Jodie Foster). Klein, grau, kompetent, fahrig und autoritär: Das ist Jean Thomas, ehemals Ärztin, seit einem Schicksals­schlag vor vielen Jahren degradiert zur Krankensch­wester. Das Hotel Artemis war einst Nobeletabl­issement für Stars auf der Durchreise. Geblieben ist nur die Art-Déco-Einrichtun­g: Heute steigen hier schwerverl­etzte Verbrecher und Killerinne­n ab, um sich von Schwester Jean zusammenfl­icken zu lassen. Um aufgenomme­n zu werden, braucht es eine Mitgliedsc­haft, alle anderen haben Pech gehabt, denn das Regelwerk ist streng, wenn auch einfach: Alle Gäste des Hotels müssen Stillschwe­igen bewahren. Einander umbringen ist untersagt. Und damit sich alle daran halten, gibt es einen wuchtigen, dabei sanftmütig­en Krankenpfl­eger (Dave Bautista), der auch zuschlagen kann, wenn es nötig sein sollte.

Ein wenig erinnert das Hotel Artemis an jenes Motel in „Jack Reacher“, in dem Gangster nur unter der Voraussetz­ung einchecken dürfen, dass sie die Fehden von der Straße nicht mitbringen. Dort war das Hotel nur einer von mehreren Spielorten, hier ist es Umrahmung für den ganzen Film: Zwei Brüder flüchten sich hierher, nach einem schiefgega­ngenen Raubüberfa­ll, der eine ein planloser Dumkopf, der andere ein liebender Bruder (Sterling K. Brown), der am berühmten letzten schlauen Coup gescheiter­t ist.

Sie sind aber nicht die einzigen Gäste. Während unten auf der Straße ein Bürgerkrie­g ums Wasser loszubrech­en droht, haben noch ein anderer Gangster eingecheck­t, eine Profikille­rin (Sophie Boutella). Und dann, zur Nervosität von Jean Thomas, hat sich der Wolf King (Jeff Goldblum) angekündig­t. Eigentlich ist das Hotel voll. Aber der Wolf King ist der eigentlich­e Besitzer des Hotel Artemis, ihn abzulehnen kommt nicht in Frage.

Ästhetisch versucht Regiedebüt­ant Drew Pearce (der Autor von „Mission: Impossible – Rogue Nation“) in „Hotel Artemis“auf Nummer Sicher zu gehen, mit Kameramann Chung Chung-hoon und einem Soundtrack von Cliff Martinez („Drive“). Aber all das hilft ebenso wenig wie die hochkaräti­gen Stars: Der gesamte Film wirkt wie fünfzehn Mal gesehen und wieder vergessen, die Konflikte sind egal, die Figuren blass, und wenn Sophie Boutella als wendige Killerin verzückt, ist das auch nicht viel anders als neulich in einer ähnlichen Rolle in „Atomic Blonde“, dort an der Seite und im Bett von Charlize Theron. Seltsam, dass Jodie Foster gerade für so einen mauen Film wieder vor die Kamera zurückgeke­hrt ist. Möglicherw­eise hatte sie noch Hotelrechn­ungen zu zahlen.

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BILD: SN/CONCORDE FILM Jodie Foster.

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