Ein Zukunftsschocker im Hotel des Grauens
Auf den Straßen herrscht Faustrecht und durch die Klimakatastrophe ist Trinkwasser in Kalifornien fast so knapp wie Mitgefühl: „Hotel Artemis“spielt etwa zehn Jahre in der Zukunft, in einer dystopischen Welt, in der „post-Trump“als unvermeidlicher Subtext mitzudenken ist.
Schauplatz des Science-FictionThrillers, der am Freitag ins Kino kommt, ist das gleichnamige Hotel, geführt von Schwester Jean (Jodie Foster). Klein, grau, kompetent, fahrig und autoritär: Das ist Jean Thomas, ehemals Ärztin, seit einem Schicksalsschlag vor vielen Jahren degradiert zur Krankenschwester. Das Hotel Artemis war einst Nobeletablissement für Stars auf der Durchreise. Geblieben ist nur die Art-Déco-Einrichtung: Heute steigen hier schwerverletzte Verbrecher und Killerinnen ab, um sich von Schwester Jean zusammenflicken zu lassen. Um aufgenommen zu werden, braucht es eine Mitgliedschaft, alle anderen haben Pech gehabt, denn das Regelwerk ist streng, wenn auch einfach: Alle Gäste des Hotels müssen Stillschweigen bewahren. Einander umbringen ist untersagt. Und damit sich alle daran halten, gibt es einen wuchtigen, dabei sanftmütigen Krankenpfleger (Dave Bautista), der auch zuschlagen kann, wenn es nötig sein sollte.
Ein wenig erinnert das Hotel Artemis an jenes Motel in „Jack Reacher“, in dem Gangster nur unter der Voraussetzung einchecken dürfen, dass sie die Fehden von der Straße nicht mitbringen. Dort war das Hotel nur einer von mehreren Spielorten, hier ist es Umrahmung für den ganzen Film: Zwei Brüder flüchten sich hierher, nach einem schiefgegangenen Raubüberfall, der eine ein planloser Dumkopf, der andere ein liebender Bruder (Sterling K. Brown), der am berühmten letzten schlauen Coup gescheitert ist.
Sie sind aber nicht die einzigen Gäste. Während unten auf der Straße ein Bürgerkrieg ums Wasser loszubrechen droht, haben noch ein anderer Gangster eingecheckt, eine Profikillerin (Sophie Boutella). Und dann, zur Nervosität von Jean Thomas, hat sich der Wolf King (Jeff Goldblum) angekündigt. Eigentlich ist das Hotel voll. Aber der Wolf King ist der eigentliche Besitzer des Hotel Artemis, ihn abzulehnen kommt nicht in Frage.
Ästhetisch versucht Regiedebütant Drew Pearce (der Autor von „Mission: Impossible – Rogue Nation“) in „Hotel Artemis“auf Nummer Sicher zu gehen, mit Kameramann Chung Chung-hoon und einem Soundtrack von Cliff Martinez („Drive“). Aber all das hilft ebenso wenig wie die hochkarätigen Stars: Der gesamte Film wirkt wie fünfzehn Mal gesehen und wieder vergessen, die Konflikte sind egal, die Figuren blass, und wenn Sophie Boutella als wendige Killerin verzückt, ist das auch nicht viel anders als neulich in einer ähnlichen Rolle in „Atomic Blonde“, dort an der Seite und im Bett von Charlize Theron. Seltsam, dass Jodie Foster gerade für so einen mauen Film wieder vor die Kamera zurückgekehrt ist. Möglicherweise hatte sie noch Hotelrechnungen zu zahlen.