Hubschrauber rettete völlig erschöpfte Zwölfjährige von Berg
Als man Peter Tembler, Ortsstellenleiter der Bergrettung Kals, am Telefon erreicht, sitzt er gerade auf 3454 Höhenmetern. Auf Österreichs höchster Schutzhütte, der Adlersruhe im Schatten des Großglockners. Tembler und seine Kollegen kommen immer dann zum Einsatz, wenn auf der Tiroler Seite des Großglockners Alpinisten in Bergnot geraten. „Die bisherige Bergsaison verlief bisher Gott sei Dank recht gut. Natürlich ist man nie davor gefeit, dass auf einem Berg etwas passiert. Das ist wie im Straßenverkehr“, erzählt Tembler, der selbst seit 30 Jahren Bergführer ist. Österreichs höchster Berg hat dabei eine ganz besondere Strahlkraft. Rund 5000 Menschen jährlich stehen laut Schätzungen auf dem 3798 Meter hohen Gipfel.
Für ein zwölfjähriges Mädchen und seinen Vater endete ein Wanderabenteuer unweit des Glockners dabei am Dienstag mit einer Rettungsaktion. Das VaterTochter-Gespann musste völlig erschöpft von einem Polizeihubschrauber mit dem Seil aus einer Scharte geborgen worden. Der 46jährige Wiener war mit der Zwölfjährigen von der Elberfelder Hütte in Heiligenblut den Wiener Höhenweg in Richtung Adolf-NoßbergerHütte in der Schobergruppe gegangen, wie die Polizei am Mittwoch berichtete.
Nach einer etwa sechsstündigen Wanderung auf einer Seehöhe von rund 2950 Metern war das Kind nach dem sehr steilen und kraftraubenden, teilweise ausgesetzten und seilversicherten Aufstieg so erschöpft, dass für den Vater weder ein Weiterkommen noch ein Rückweg bewältigbar erschien. Er setzte einen Notruf ab. Beide wurden unverletzt in Sicherheit gebracht.
Dass sich Wanderer überschätzen, beobachten die Bergretter immer wieder. Rund 100 Menschen sterben jährlich in Österreichs Bergen. Todesursache Nummer eins: Stolpern. „Es sind einfach wahnsinnig viele Leute in den Bergen unterwegs. Und wo viel los ist, passiert viel“, berichtet Harald Radler, Ortsstellenleiter der Bergrettung Heiligenblut. Hinzu komme, dass sich die Berge durch den Klimawandel verändern. Der Permafrost – der Kleber, der die Berge sozusagen zusammenhält – verschwindet durch die steigende Temperatur in der Höhe. Die Folge sind bröckelnde Berge, der Rückgang der Gletscher, Wege, die unsicher werden, und eine erhöhte Steinschlaggefahr und Felsstürze. „Wir nehmen etwa am Glockner in den vergangenen Jahren deutlich mehr objektive Gefahren wahr. Auf diese muss sich der Wanderer einstellen, sie bewerten und dann einschätzen. Das setzt ein Grundverständnis für den Bergsport voraus“, sagt der Heiligenbluter Bergretter Radler.