Der Aufbau von Kapital hat Vorrang
Volksbank wird 300 Mill. Euro Staatshilfe doch erst bis 2023 zurückzahlen.
Die Volksbanken stellen die Stärkung ihrer Kapitaldecke vor das Ziel, die Staatshilfe von 300 Mill. Euro vorzeitig zurückzuzahlen. Diese sollen nun, wie ursprünglich geplant, Ende 2023 an die Republik getilgt sein. Zwischenzeitlich hatte man erwogen, die Rückzahlung um zwei Jahre vorzuziehen. Dass es dazu nicht kommt, erklärt der Vorstandschef der Volksbank Wien, Gerald Fleischmann, am Mittwoch damit, dass man zuvor die harte Eigenkapitalquote auf 13 Prozent aufstocken wolle. Aktuell liegt sie bei 12,4 Prozent, für die fehlenden 0,6 Prozentpunkte sind knapp 100 Mill. Euro nötig. Knapp 70 Mill. Euro haben die Volksbanken heuer an den Staat gezahlt, nächstes Jahr sollen laut Fleischmann 60 Mill. Euro fließen. Bis 2021 wird der Staat zwei Drittel seiner Hilfe zurückhaben, 2023 wird sie zur Gänze getilgt sein.
Ein wenig hat die Rückkehr zum ursprünglichen Zeitplan auch damit zu tun, dass aus der Kooperation mit der Post nichts wurde. Nach dem Ausstieg der Bawag ist die Post auf der Suche nach einem neuen Finanzpartner. Teile im Volksbankensektor, allen voran die Volksbank Wien, waren für Gespräche über eine Zusammenarbeit sehr offen.
Durchgesetzt haben sich allerdings jene, die eine Kooperation mit der Post ablehnten. Mit der Begründung, dass die Restrukturierung im Verbund noch nicht abgeschlossen sei, sagte Fleischmann. Die Skeptiker fürchteten, dass die Umstellung auf ein neues Geschäftsmodell die Organisation überfordert hätte. „Für uns ist die Post-Kooperation vielleicht zwei Jahre zu früh gekommen“, sagte Fleischmann, mit dem daraus möglichen Wachstumsschub und der über gemeinsame Filialen resultierenden Kostensenkung wäre es möglich gewesen, die Staatshilfe früher zurückzuzahlen.
Nach 44 Fusionen, die den Sektor auf acht regionale Volksbanken und das Spezialinstitut Ärzte- und Apothekerbank verkleinerten, gehe es nun darum, operativ stärker zu werden. Man werde interne Prozesse straffen und alles, was derzeit neun Mal gemacht werde, in jeweils einer Einheit bündeln. So soll die KostenErtrags-Relation von derzeit 80 innerhalb von drei Jahren auf 60 Prozent sinken. Dafür sei auch Wachstum nötig, wenn man den Marktanteil von sechs auf acht Prozent steigern könne, „sind wir schon gut“, sagt Fleischmann. Die Mitarbeiterzahl hat sich von ursprünglich 4500 auf mittlerweile 3700 reduziert.
„Kooperation mit der Post kam zu früh.“