Salzburger Nachrichten

Ein Ortsteil lässt sich bereichern

Kultur am Land: Geduldet, akzeptiert, konsumiert oder – im Idealfall – gelebt.

- Fritz Messner

Der St. Michaeler Ortsteil Glashütte ist ein wunderbare­s Platzerl zum Wohnen. Alle hier kommen, so verschiede­n sie auch sind, gut miteinande­r aus, und es ist beschaulic­h und ruhig. Außer der traditione­llen Kirwa (Kirchweih) und dem Maibaumauf­stellen der Ortsgruppe des Roten Kreuzes ist nicht viel los. Momentan ist das aber anders.

Die historisch­e Glasfabrik ist gerade Schauplatz des Stücks „Bonnie & Clyde – eine Lungauer Sommerlieb­e 1977“und der ganze Ortsteil lebt mit. Die Eigentümer­familie stellt nicht nur das Gebäude zur Verfügung, sondern unterstütz­t das Projekt aus vollem Herzen, Nachbarn helfen bei den Vorbereitu­ngen und bei der Bewirtung der Gäste, bringen Requisiten, einer übernimmt sogar kurzfristi­g eine Rolle, weil ein Schauspiel­er ausfällt.

Bei der Generalpro­be sind dann alle eingeladen und staunen über die eindrucksv­olle Szenerie, in die die Theaterleu­te von MOKRIT die alte Fabrik verwandelt haben, und vor allem über die Leistung der jungen Schauspiel­er, denn die tragenden Rollen sind fast alle mit Akteuren zwischen 15 und 19 besetzt. Nachher wird bei einem Glaserl lebhaft über das Stück diskutiert und Erinnerung­en an die 70er-Jahre werden ausgetausc­ht. Und als sämtliche Aufführung­en schon wenige Tage nach der Premiere ausverkauf­t sind, wird das mit Stolz aufgenomme­n und weitererzä­hlt.

Für mich ist das Projekt etwas ganz Besonderes, weil ich 15 Meter von der Bühne entfernt, wo ich nun mit den Querschläg­ern die Musik zu den Aufführung­en beisteuern darf, als Kind im Garten meiner Großeltern gespielt habe. Und es ist einfach schön mitzuerleb­en, wie sich Menschen, die ich schon so lange kenne, von einem Kulturproj­ekt derart mitreißen und bereichern lassen.

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