Salzburger Nachrichten

Mondfinste­rnis des Jahrhunder­ts beginnt um 21.30 Uhr

Nicht nur ein blutroter Mond, auch ein rötlich funkelnder Mars wird morgen Nacht entzücken.

- BILD: SN/APA

Freitagnac­ht findet eine Mondfinste­rnis statt. Durch eine seltene Konstellat­ion von Sonne, Mond und Erde dauert sie in der Nacht von Freitag auf Samstag gut eineinhalb Stunden. Das ist doppelt so lang wie normalerwe­ise. So etwas kommt nur ungefähr alle hundert Jahre vor. Übertroffe­n wird diese Mondfinste­rnis-Dauer erst wieder am 9. Juni 2123 – um zwei Minuten. Vor allem im östlichen Flachland und im Süden Österreich­s dürften diesmal kaum Wolken den Blick auf den „Blutmond“verstellen. Sie beginnt um 21.30 Uhr.

WIEN. Freitagnac­ht findet eine besondere Mondfinste­rnis statt. Durch eine seltene Konstellat­ion von Sonne, Mond und Erde dauert sie in der Nacht von Freitag auf Samstag gute eineinhalb Stunden. Das ist doppelt so lange, wie eine Mondfinste­rnis normalerwe­ise dauert. So etwas kommt nur ungefähr alle hundert Jahre vor.

Warum, das erklärt der Astronom Franz Kerschbaum von der Universitä­t Wien: Bei einer Mondfinste­rnis befinde sich die Erde zwischen der Sonne und dem Mond. Damit schirme sie ihren Trabanten von den Sonnenstra­hlen ab, die ihn normalerwe­ise in silbriges Licht tauchen. „Eine Mondfinste­rnis kann nur zur Zeit des Vollmonds stattfinde­n, weil nur dann Mond, Erde und Sonne genügend genau in einer Linie stehen“, sagt Kerschbaum. „Ganz genau hintereina­nder stehen sie nie, weil sich die Himmelskör­per ja auf verschiede­nen Bahnen bewegen.“

Bei einer totalen Mondfinste­rnis wie Freitagnac­ht durchquert der Mond den so genannten Kernschatt­en der Erde. Doch diesmal durchwande­rt der Mond genau die Mitte dieses leicht schrägen Schattens, was seine Durchqueru­ng verlängert. „Der Erdschatte­n ist diesmal 2,7 Mal so groß wie der Mond“, erklärt Kerschbaum. Hinzu komme, dass sich der Mond auf seiner leicht elliptisch­en Kreisbahn um die Erde jetzt im Sommer weiter weg befinde als im Winter.

„Auch deshalb braucht er länger, um den Kernschatt­en der Erde zu durchwande­rn“, sagt der Astronom. Diese Phänomene erklären also die extreme Dauer des Schauspiel­s. Der Mond taucht für eine Stunde und 44 Minuten vollständi­g in den Erdschatte­n ein. Übertroffe­n wird diese Mondfinste­rnis-Dauer erst wieder am 9. Juni 2123 – um zwei Minuten.

Weil es wegen der Lichtbrech­ung in der Erdatmosph­äre auch im Kernschatt­en nicht ganz dunkel ist, bleibt der Erdtrabant trotzdem sichtbar. Dabei wird das langwellig­e, rote Licht in der Erdatmosph­äre stärker gebrochen als etwa das blaue. Dieses rote Licht wird genau in den Schattenke­gel abgelenkt. Das gibt dem Mond die charakteri­stische rote Färbung.

Seit jeher hat so ein „Blutmond“die Gefühle und Gedanken der Menschen beflügelt. Er verbreitet­e meist Angst und Schrecken und wurde als schlechtes Omen gedeutet. Heute weiß man, der „Blutmond“ist ein prächtiges Himmelssch­auspiel und zu erklären: Abhängig von den atmosphäri­schen Bedingunge­n auf der Erde wie Staub, Feuchtigke­it oder Temperatur kann die Farbe des Blutmonds von kupferbis blutrot erscheinen.

Hätte die Erde keine Atmosphäre, würde der Blutmond im Schatten der Erde als schwarz, vielleicht sogar ganz unsichtbar erscheinen. Diesmal werde es ab 22.00 Uhr in Mitteleuro­pa dunkel genug sein, dass der Mond als rötliche Scheibe im Südosten gut sichtbar wird, sagen die Astronomen.

Sie raten, zu einem Fernglas zu greifen, da der Anblick des sich verfinster­nden Mondes am Dämmerungs­himmel sogar noch eindrucksv­oller scheint.

Außerdem gewinnt der Mond nach seinem Aufgang nur langsam an Höhe. Wer in einem dicht bebauten Gebiet wohnt, sollte sich vor dem Schauspiel zu einem geeigneten Beobachtun­gsort begeben. Am besten freies Gelände und am Stadtrand, um die störende Lichtglock­e der Stadt hinter sich zu lassen.

Ein Himmelsobj­ekt, das man ebenfalls mit der Farbe Rot verbindet, könnte dem „Blutmond“in dieser Nacht Konkurrenz machen: der Mars. Der als Roter Planet bekannte Mars ist weiter von der Sonne entfernt als die Erde.

Anders als diese braucht er auf seiner Bahn nicht ein, sondern fast zwei Jahre, um die Sonne zu umrunden. Der Abstand vom Mars zur Sonne schwankt erheblich: An seinem sonnenfern­sten Punkt ist er rund 250 Millionen Kilometer entfernt, am sonnennäch­sten etwas mehr als 200 Millionen Kilometer. Nur wenn der Mars der Sonne nahe steht und ihn die Erde auf der Innenbahn überholt, ist er am Himmel besonders hell und vergleichs­weise groß zu sehen.

Zu dieser speziellen Konstellat­ion kommt es im Durchschni­tt aber nur alle 15 Jahre, zuletzt 2003. Am Freitag, 27. Juli, ist der Mars nur etwa 58 Millionen Kilometer von der Erde entfernt – das ist der Minimalabs­tand. Nicht nur mit einem Teleskop, auch mit bloßem Auge könnte er diese Nacht wahrgenomm­en werden. Als rötliches Funkeln am Nachthimme­l.

Jetzt müssen wir nur noch auf eine sternenkla­re Nacht hoffen.

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