Zwölf Bundesligisten lockt die Königsklasse
Neue Saison und neues Ligaformat, aber die Kräfteverhältnisse bleiben die alten: Serienmeister Red Bull Salzburg soll der abermalige Titelgewinn auf direktem Weg in die Champions League führen.
SALZBURG.
In der österreichischen Fußball-Bundesliga ist kein Stein auf dem anderen geblieben. Es gibt ein neues Format, neue Anstoßzeiten und auch einen neuen, einheitlichen Spielball, aber gibt es nach fünf Meistertiteln in Folge für Branchenkrösus Red Bull Salzburg auch einen neuen Champion? Die „Salzburger Nachrichten“wagen vor dem ersten Spieltag am Wochenende eine Prognose: Wer wird Meister? Und wer steigt ab?
Fakt ist, dass der Titelgewinn in der Bundesliga immens an Wert gewinnt, wird der Meister der Saison 2018/19 doch fix in der Champions League vertreten sein. Das ergibt sich aus der UEFA-Fünfjahreswertung, in der Österreich momentan Platz elf belegt. Zuletzt hatten sich die Salzburger stets durch die Qualifikationsmühlen kämpfen müssen – und waren stets gescheitert. Nun ist der Bundesliga-Meister auf direktem Weg in der Eliteliga des europäischen Fußballs dabei, sofern sich der Gewinner der Champions League 2019 über die Liga für die Königsklasse des europäischen Fußballs qualifiziert, wovon auszugehen ist. Durch die Aufstockung im Zuge der Bundesliga-Reform gibt es zwölf Anwärter auf den Einzug in die Königsklasse.
RB Salzburg
Was ist von einem Club, der als erster in der Bundesliga-Geschichte fünf Mal in Folge österreichischer Meister wurde und in der vergangenen Saison im Halbfinale der Europa League stand, zu erwarten? Der Titel, na klar!
Es gibt eigentlich keinen Grund, der gegen Red Bull Salzburg sprechen würde. Sportdirektor Christoph Freund ist es gelungen, den Vertrag von Trainer Marco Rose zu verlängern und die Mannschaft zusammenzuhalten. „Königstransfer“Zlatko Junuzovic ist ein Garant dafür, dass die Bullen nicht nur in der Liga tonangebend sein werden, sondern auch international für Furore sorgen können. Gelingt nach zehn erfolglosen Versuchen gar der erstmalige Einzug in die Gruppenphase der Champions League? Spätestens in einem Jahr will Salzburg als Fixstarter dann in der Königsklasse spielen, wenn man in der Bundesliga den sechsten Titel in Folge eingefahren hat. Die Testspielserie, in der man kein einziges Gegentor kassiert hat, ist nur ein weiteres Indiz dafür, dass der Meister nur Salzburg heißen kann. SN-Tipp: Meister Platzierung 2017/18: Meister
Rapid Wien
Rapid-Trainer Goran Djuricin hat einen Kader zur Verfügung, mit dem die Hütteldorfer Serienmeister Salzburg zumindest ärgern können. „Man kann Salzburg schlagen. Sturm Graz hat es im Cupfinale der vergangenen Saison bewiesen.“Das neue Ligaformat sieht Djuricin als Chance für seine Elf. „Die Saison wird wahrscheinlich spannender, weil es innovativer ist, anders, neu, wir sind schon sehr gespannt und freuen uns darauf.“Rapid kann im Titelkampf auch auf seinen Heimvorteil setzen. Und mit Deni Alar konnten die Hütteldorfer einen echten Torjäger verpflichten, der in jeder Saison zumindest für 15 Treffer gut ist. Viel erwartet sich der Rekordmeister auch von Mittelfeldspieler Christoph Knasmüllner (Barnsley/ENG), der die Fäden ziehen soll. SN-Tipp: 2. Platzierung 2017/18: 3.
Austria Wien
Nach einer Horrorsaison ist nicht nur das Stadion neu, sondern die gesamte Mannschaft. Ein Totalumbau, forciert von Cheftrainer Thomas Letsch, der doch bleiben durfte, schraubt die Erwartungen deutlich nach oben. Als Ziel wird ein Europacup-Startplatz ausgerufen. Gelingen soll das mit zahlreichen ehemaligen Grazern: Gleich vier Neuzugänge haben Sturm-Vergangenheit, dazu wurde Uroš Matić leihweise vom FC Kopenhagen in die Bundesliga zurückgeholt. Das alles kann wunderbar aufgehen – oder auch fürchterlich schiefgehen. SN-Tipp: 3. Platzierung 2017/18: 7.
Sturm Graz
Für den Vizemeister wird es schwierig, die Erfolge zu wiederholen. Zu viele Leistungsträger haben den Verein verlassen. Wenigstens hat Trainer Heiko Vogel seinen Humor nicht verloren. „Es ist schön. Jeden Tag steht man auf und lernt neue Gesichter kennen“, betonte der Deutsche, als er nach dem turbulenten Transfersommer gefragt wurde. Die abgewanderten Jeggo, Potzmann und Alar sollen in der Offensive von Markus Pink (Mattersburg) und Philipp Hosiner (Union Berlin) ersetzt werden. SN-Tipp: 4. Platzierung 2017/18: 2.
LASK
Oliver Glasner führte den Aufsteiger sensationell in den Europacup. Jetzt müssen die Linzer mit dieser Doppelbelastung erst fertigwerden. „Wir werden auch das verflixte zweite Jahr nach dem Aufstieg meistern“, betonte Glasner. Das Ziel ist klar, man will nach der Reform in die Meisterrunde einziehen. Das wird auch gelingen, weil der LASK kaum an Qualität verloren hat und in den Heimspielen in Pasching auch weiterhin nur schwer zu besiegen sein wird. Schmerzhaft ist nur der Verlust von Torhüter Pavao Pervan, der den Linzern viele Punkte brachte. SN-Tipp: 5. Platzierung 2017/18: 4.
Innsbruck
Ähnlich wie der LASK im Vorjahr ist es auch Wacker Innsbruck zuzutrauen, in der Bundesliga auf Anhieb Fuß zu fassen. Der Aufsteiger ist – wiederum wie der LASK – ein schlafender Riese, allerdings mit einem verhältnismäßig recht schmalen Budget. Von den Neuzugängen verfügt niemand über Bundesliga-Erfahrung, die fehlende Reife macht der erfahrene Trainer Karl Daxbacher wett. Wir sind mutig und tippen, dass es Innsbruck bis zur Punkteteilung nach 22 Runden in die Meistergruppe schafft, dort schließlich aber Letzter wird. SN-Tipp: 6. Platzierung 2017/18: Aufsteiger
Mattersburg
Trainer Gerald Baumgartner hat beim SVM den Erfolg zurückgebracht. Gelingt es ihm, die fehlende Offensivpower (Smail Prevljak wechselte zurück zu Salzburg, Markus Pink zu Sturm Graz) zu kompensieren, womöglich durch Neuzugang Marko Kvasina von Twente, trauen wir Mattersburg Platz sieben und damit die Qualifikation für das neu geschaffene Europa-League-Play-off zu. SN-Tipp: 7. Platzierung 2017/18: 6.
Admira
Das Sensationsteam hat bewiesen, dass man das Image der „grauen Maus“abgelegt hat. Die Admira ist ein Talentepool, diesmal hat man aber gleich fünf Leistungsträger (Wostry, Lackner, Grozurek, Sax, Ebner) verloren, dazu spielt man international und muss eine Doppelbelastung verkraften. Aber nicht erst ein Mal wurde bei der Admira gezaubert. Mit dem Abstieg sollte die „Boyband“von Trainer Ernst Baumeister nichts zu tun haben. SN-Tipp: 8. Platzierung 2017/18: 5.
Altach
Mit Werner Grabherr, mit 32 Jahren der jüngste Trainer in der Liga, startet der SCR Altach in eine neue Ära. Ob die auch erfolgreicher ist als Vergangenes, wird sich weisen. Ein Europacup-Startplatz (wie vor einem Jahr) ist dem Ländle-Club kaum zuzutrauen, ein Platz im gesicherten Mittelfeld schon eher. SN-Tipp: 9. Platzierung 2017/18: 8.
Wolfsberg
Beim WAC ist alles neu: Nicht weniger als 15 Spieler haben den Verein im Sommer verlassen. Mit Trainer Christian Ilzer kam ein neuer, vielversprechender Cheftrainer. Für die spielerischen Komponenten sollen künftig die Ex-Legionäre Michael Liendl (Enschede) und Marcel Ritzmaier (Eindhoven) sorgen. Vorerst klingt das alles aber noch sehr nach Wundertüte. SN-Tipp: 10. Platzierung 2017/18: 9.
St. Pölten
In der Relegation rettete sich St. Pölten gegen Wiener Neustadt, danach folgte eine Posse um den angeblich regelwidrig eingesetzten Salzburg-Leihspieler David Atanga. Nun muss die Elf von Trainer Didi Kühbauer beweisen, dass man die nötige Klasse hat. Die letztjährige Flaute in der Offensive sollen die Neuzugänge René Gartler und Issiaka Ouédraogo beenden. SN-Tipp: 11. Platzierung 2017/18: 10.
Hartberg
Den Sprung ins Oberhaus hat Hartberg erst das Ständige Neutrale Schiedsgericht ermöglicht. Bis zur Entscheidung waren längst einige Schlüsselspieler für den Aufstieg und auch Erfolgstrainer Christian Ilzer über alle Berge. Sein Nachfolger Markus Schopp stellt sich der Aufgabe, einen Kader mit zahlreichen Leihspielern bundesligatauglich zu machen. Alles andere als der Abstieg wäre eine Überraschung.