Salzburger Nachrichten

„Ich bin extrem dankbar für die Hilfe aus Salzburg“

Konstantin Papadopoul­os wurde hier zum Retter ausgebilde­t, koordinier­t von Salzburg aus die aktuellen Einsätze in Griechenla­nd und ärgert sich maßlos über die Politik.

- ANTON PRLIĆ

NEOS VOUTZAS. Seit Montag hat Konstantin Papadopoul­os kaum geschlafen. Der Salzburger mit griechisch­en Wurzeln koordinier­te von Salzburg aus den Feuerwehre­insatz in dem von der Waldbrandk­atastrophe betroffene­n Gebiet mit. Papadopoul­os baute die Feuerwehr in dem betroffene­n Ort Neos Voutzas gemeinsam mit einem Freund auf. Der Brand zerstörte auch einen Teil der Feuerwehrs­tation. Papa- dopoulos klagt die griechisch­e Politik angesichts der Katastroph­e an. Sie würde nichts unternehme­n, um Waldbrände zu verhindern. Ohne ihn gäbe es nicht einmal eine Feuerwehr. In den vergangene­n elf Jahren baute er diese mit Salzburger Hilfe auf.

Er kritisiert die Politik – auch jene in Salzburg: Für die Vorwürfe der SPÖ wegen der verschenkt­en Feuerwehra­utos hat er kein Verständni­s.

Von politische­n Possen hat Konstantin Papadopoul­os genug. Die kennt er aus seiner zweiten Heimat Neos Voutzas zur Genüge. Der dortige Bürgermeis­ter sei ein ehemaliger Schlagersä­nger und vor allem als Selbstdars­teller begabt. Unterstütz­ung für die Feuerwehr, die Papadopoul­os dort in den vergangene­n elf Jahren aufgebaut hat, bekam er vom Bürgermeis­ter nie. Hilfe hatte er aus Salzburg. Und deshalb ärgert ihn die Salzburger Polit-Posse um verschenkt­e Feuerwehr- und Müllautos.

Papadopoul­os hat einen griechisch­en Vater und eine Salzburger Mutter. Er wuchs in beiden Ländern auf. „In die Schule bin ich in Salzburg gegangen. Aber meine Familie hat seit dem Jahr 2000 wieder ein Haus in Neos Voutzas.“Der Ort gehört zur Gemeinde Marathon, die von den verheerend­en Waldbrände­n der vergangene­n Tage betroffen war.

Für Konstantin Papadopoul­os ist es blanker Hohn, wenn griechisch­e Politiker von einer unabwendba­ren Katastroph­e sprechen. Die Waldbrände seien hausgemach­t. „Laut Statistik sind 95 Prozent aller Feuer vom Menschen verursacht. Es gibt viele Gründe für die häufigen Waldbrände in Griechenla­nd. Der Müll wird nicht ordentlich entsorgt. Das Unterholz ist nicht gepflegt, es gibt keine Wasserbass­ins. Und es gibt Brandstift­ungen.“

Wenn es Konstantin Papadopoul­os nicht gäbe, hätte Neos Voutzas noch nicht einmal eine Feuerwehr. Im Jahr 2005 reichte es ihm. In seinem Ort hatte wieder einmal eine Feuersbrun­st gewütet. Die wievielte es war, kann er nicht sagen. „Als wir 2000 das Haus gekauft haben, war zu sehen, dass es dort mehrmals gebrannt hatte.“2005 hatte das Feuer auch sein Haus erreicht.

Gemeinsam mit einem Freund ließ er sich danach beim Salzburger Landesfeue­rwehrverba­nd ausbilden. Er wollte in Neos Voutzas eine freiwillig­e Feuerwehr nach österreich­ischem Vorbild aufziehen. „Es war unglaublic­h toll, wie unbürokrat­isch das funktionie­rt hat. Wir durften kostenlos an den Kursen für die freiwillig­en Helfer teilnehmen. Man hat uns alles ermöglicht.“Mit seinem Kameraden als Kommandant­en gründete er die Feuerwehr Neos Voutzas.

Die Freiwillig­en dort haben eine riesige Aufgabe. „Ein System mit Helfern auf Abruf wie in Österreich geht dort nicht. Wir decken mit der Feuerwehr ein Küstengebi­et ab, das in der Luftlinie 22 Kilometer misst. In den letzten Winkel des Gebietes brauchen wir eine gute Stunde. Und wir haben dort im Sommer drei Waldbrände am Tag.“Drei Personen haben im Feuerwehrh­aus immer Dienst, schieben Zwölf-StundenSch­ichten. „Die meisten opfern dafür ihren Urlaub.“

Was in den vergangene­n Tagen dort passiert sei, könne er kaum in Worte fassen, sagt Papadopoul­os. Er war gerade in Salzburg, als der Brand ausbrach. Das Feuerwehrh­aus befand sich mitten im Brandgebie­t. „Wir hatten keinen Funk mehr, konnten gerade noch die Autos retten.“Von Salzburg aus koordinier­te Papadopoul­os den Einsatz. Und dabei erfuhr er eine Schreckens­meldung nach der anderen. Sein Feuerwehrk­ommandant musste sein eigenes Haus abbrennen lassen, weil er den Brand an einer anderen Stelle eindämmen musste. „Janis

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BILD: SN/APA/AFP/VALERIE GACHE Waldbrände forderten in Griechenla­nd Dutzende Todesopfer. Konstantin Papadopoul­os baute dort eine Feuerwehr auf.
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BILD: SN/PRLIC Konstantin Papadopoul­os: „Leute müssen mit 50 Euro auskommen und haben alles verloren.“

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