Salzburger Nachrichten

Die Salzburger Festspiele dürfen „auch aufrütteln“

Präsidenti­n Helga Rabl-Stadler mutet den Besuchern der Salzburger Festspiele mehr zu als eine Kunst, die „einfach nur schön“sein darf. Und sie betont die europäisch­e Dimension.

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Nach dem Vorlauf mit „Jedermann“-Premiere und Konzerten der Ouverture spirituell­e beginnt für die Salzburger Festspiele heute, Freitag, die Hochzeit. Nach Festakt und Festrede am Vormittag findet am Abend mit einer neu inszeniert­en „Zauberflöt­e“im Großen Festspielh­aus die erste Opernpremi­ere statt. Dem folgen am Samstag eine neue „Salome“in der Felsenreit­schule und am Sonntag die erste Schauspiel­premiere mit „Penthesile­a“im Landesthea­ter.

Das Publikum sei in Salzburg bereit, sich großen, komplexen Fragen zu stellen, sagt Präsidenti­n Helga Rabl-Stadler. Die Kunst dürfe in Salzburg zwar „einfach nur schön sein“, doch „sie darf auch aufrütteln, darf verstören“. Allerdings stellt sie klar: Lösungen für politische Probleme könnten die Salzburger Festspiele nicht anbieten. „Billige parteipoli­tische Statements wollen wir nicht abgeben.“

Die Salzburger Festspiele finden nun zum dritten Mal – nach 1998 und 2006 – in jenem Halbjahr statt, in dem Österreich den EU-Vorsitz hat. Sie seien seit je europäisch – in ihrer Gründungsi­dee wie in ihrem Besucherkr­eis, sagt Helga RablStadle­r. Auch Wolfgang Amadeus Mozart „war ein perfekter Europäer“. Im SN-Interview hebt die Präsidenti­n Momente in der Geschichte hervor, in denen die europäisch­e Relevanz der Salzburger Festspiele deutlich wird.

SALZBURG. Ein Zaubersing­spiel und ein musikdrama­tischer Thriller: Die ersten beiden Opernpremi­eren des Salzburger Festspiels­ommers bescheren zwei Meisterwer­ke des Genres. Heute, Freitag, feiert die Neuinszeni­erung der „Zauberflöt­e“von Wolfgang Amadé Mozart im Großen Festspielh­aus Premiere. Regisseuri­n Lydia Steier hat eine Erzählerfi­gur eingeführt: Klaus Maria Brandauer führt drei Knaben großväterl­ich durch die märchenhaf­te Geschichte. Matthias Goerne singt den Sarastro, dessen Tempel der Weisheit hier im Zirkusambi­ente verortet wird. Mauro Peter und Christiane Karg verkörpern Tamino und Pamina. Am Pult der Wiener Philharmon­iker steht der griechisch­e Dirigent Constantin­os Carydis.

Dem folgt am Samstag Romeo Castellucc­is mit Spannung erwartete Deutung der „Salome“von Richard Strauss. Der Regisseur und Ausstatter in Personalun­ion hat die Arkaden in der Felsenreit­schule zumauern lassen, um dieses Schlüsselw­erk der Moderne als „Tragödie der Blicke“zu präsentier­en. In der Titelrolle ist Asmik Grigorian zu erleben, Franz Welser-Möst dirigiert die Wiener Philharmon­iker.

Wenig verwunderl­ich: Beide Produktion­en sind ausverkauf­t. ORF 2 schafft Abhilfe und überträgt am Samstag die Oper „Salome“livezeitve­rsetzt um 22 Uhr. Dem folgt „Die Zauberflöt­e“am 4. August um 20.15 Uhr.

Wem das Wohnzimmer für solchen Operngenus­s zu klein ist, der hat die Möglichkei­t, „Salome“am 29. Juli sowie „Die Zauberflöt­e“am 4. und am 12. August bei den „Festspieln­ächten“auf dem Salzburger Kapitelpla­tz zu sehen. Auf sn.at gibt es eine Online„Nachtkriti­k“jeweils am Morgen nach der Premiere.

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Asmik Grigorian in der Titelparti­e von „Salome“nebst abgetrennt­em Pferdekopf. Premiere ist am Samstag.

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