Die erste lückenlose OP-Dokumentation ist da
Hüfte und Knie: Erstmals gibt es dazu klare Fakten. Ein großer Schritt für die Qualitätssicherung.
WIEN. Für Patientenanwalt Gerald Bachinger ist es ein „Riesenschritt“in Sachen Qualitätsmessung und Patientensicherheit: Erstmals ist es gelungen, österreichweit für einen Teilbereich der Chirurgie ein lückenloses Dokumentationsinstrument zu entwickeln. Konkret: für alle Operationen, bei denen Patientinnen und Patienten künstliche Hüft- oder Kniegelenke eingesetzt wurden. Und das sind viele.
36.000 derartige endoprothetische Eingriffe gibt es pro Jahr, dazu kommen weitere knapp 4000 Operationen, bei denen künstliche Gelenke ausgewechselt werden müssen. Mit mehr als 200 Eingriffen pro 100.000 Einwohnern werden nirgendwo in Europa öfter Hüft- und Knieprothesen eingesetzt als in Österreich. Die meisten Patientinnen und Patienten sind zum Zeitpunkt beider Operationen zwischen 70 und 74 Jahre alt, hoch ist die Anzahl der Eingriffe auch bei den 65- bis 69-Jährigen und den 75bis 79-Jährigen.
Für den am Donnerstag auf der Homepage des Sozial- und Gesundheitsministeriums veröffentlichten ersten Endoprothetik-Bericht wurden verschiedene Qualitätsparameter abgeklopft: von der Operationsart über die Dauer der mit den Eingriffen verbundenen Spitalsaufenthalte bis zum Anteil der aufgetretenen Komplikationen. In aller Kürze zusammengefasst stellt der Bericht den Spitälern ein sehr gutes Zeugnis aus, Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) freut sich gar über ein „Spitzenzeugnis“.
Zu Problemen samt neuerlichen Operation kommt es demnach derzeit etwa in zwei Prozent der Fälle innerhalb eines Jahres. Hauptgrund bei Hüfte wie bei Knie: das Erstimplantat hat sich gelockert. Zweithäufigster Grund für eine erneute Operation: eine Infektion. Der Spitalsaufenthalt dauert etwa für die Hälfte der Patienten (für 47% bei einer Hüft-OP und für 59% bei einer Knie-OP) keine vollen 14 Tage. Die Zeitspanne zwischen Spitalsaufnahme und Operation betrug in der Mehrheit der Fälle (Hüfte: 67%, Knie: 81%) maximal zwei Tage.
Patientenanwalt Bachinger sieht in der lückenlosen Dokumentation die Basis für gesundheitsplanerische Entscheidungen und weitere Qualitätssteigerung – folglich wünscht er sich derartige Dokumentationsmöglichkeiten für weitere medizinische Fachgebiete.