In Schönheit die Zähne zeigen
Zadie Smith bekommt den Staatspreis für Europäische Literatur.
SALZBURG. Zadie Smith beherrscht eine Kunst, durch die einem ihre Literatur ganz nahe kommt. Dennoch wird die Literatur nicht banal, sondern bleibt jederzeit in jeder Zeile weltläufig und setzt Gedanken in Schwung.
Die 42-jährige Britin scheibt von großen Themen, die sie dann mit „normalen“Menschen zusammenbringt. Und das tut sie meisterhaft seit ihrem Debüt „Zähne zeigen“(Original „White Teeth“), mit dem sie vor achtzehn Jahren als Shootingstar gleich monatelang in den Bestsellerlisten ganz oben lag. Zu den vielen Preisen, mit denen die Londonerin seither geehrt worden ist, kommt heute, Freitag, der Österreichische Staatspreis für Europäische Literatur. Mit 25.000 Euro ist der Preis dotiert. Traditionell wird dieser Preis zur Eröffnung der Salzburger Festspiele verliehen.
Smith weiß in ihrer Literatur recht genau, wie man die Balance hält zwischen tragischen Ereignissen, Komik und einer Lebensweisheit, die übers einzelne Buch, eine einzelne Geschichte hinausgreift in die Zustände unserer Gesellschaft. In ihrem bisher letzten Buch „Swing Time“lässt Smith eine namenlose Ich-Erzählerin von zwei Mädchen berichten, die Elternteile verschiedener ethnischer Herkunft haben. Aus dieser Dialektik und aus vielen anderen Gegensätzen baut Smith in einem verführerisch ruhigen Ton eine Geschichte über die Vielschichtigkeit der Welt, über ihre Schönheit, ihre Sorgen und darüber, wie ein stetiges Nachdenken und Reflektieren immer eine Hilfe sein kann.
Der bedächtige Ton dieser Geschichte dürfe aber nicht irreführen, stand in der Besprechung des Buches in der „Zeit“. Viel mehr dreht sich dieses Buch um recht dringliche Fragen, denen Smith damit begegne, dass sie zeige, was „vernünftiges Denken“ausmache. Wie die RomanVorgänger „Von der Schönheit“oder „London NW“wurde auch „Swing Time“meist begeistert aufgenommen. Daneben veröffentlichte Smith auch viele nichtfiktionale Werke.
Der Weg, die Welt aus vielen Ecken zu betrachten, prägte schon das Debüt. Da ließ Smith – Tochter einer Engländerin und eines jamaikanischen Einwanderers – drei ethnisch unterschiedliche Familien den Alltag in London schildern. Seither öffnet sie mit jedem Roman ein breites Welten-Spektrum. So wachsen Bilder einer Welt, in der uns Smiths Literatur zeigt, wie man sich Fragen nach Heimat, Herkunft oder Identität stellt in einer Welt der Vielschichtigkeit.