Salzburger Nachrichten

Eine Mondfinste­rnis zum Abschied

Das neue Observator­ium eröffnet Mitte August. Zur Mondfinste­rnis feiern Salzburgs Astronomen das Ende der Sternwarte am Voggenberg.

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In wenigen Wochen öffnet die neue Sternwarte am Haunsberg ihre Pforten. Der 2,2 Millionen teure Bau verfügt über eines der leistungsf­ähigsten Teleskope in Mitteleuro­pa und ermöglicht Salzburgs Astronomie-Begeistert­en einen völlig neuen Blick ins Weltall. Helmut Windhager, Leiter der Arbeitsgru­ppe für Astronomie am Haus der Natur, packt dennoch die Wehmut. Heute, Freitag, ist das bisherige Observator­ium am Voggenberg ein letztes Mal für Besucher geöffnet. „Die Mondfinste­rnis nehmen wir noch mit, das ist ein schöner Abschluss“, sagt Windhager.

31 Jahre lang war die Hütte am Voggenberg in Betrieb, 50.000 Besucher besuchten die Warte. 1600 Führungen hielten Windha- ger und seine Kollegen ab. „Ich habe die Warte selbst mitaufgeba­ut – es war eine wunderschö­ne Zeit“, sagt der Astronom. Besucher sind am Freitag ab 21 Uhr anlässlich der Mondfinste­rnis eingeladen, gemeinsam Abschied zu nehmen. Der Eintritt ist kostenlos. „Eigentlich wollten wir die Warte bereits mit 1. Juli schließen, aber wir hatten einfach zu viele Anfragen.“

Anders als auf der neuen Warte gibt es am Voggenberg nur ein relativ kleines Teleskop. Laut Windhager ist ein scharfer Blick auf den verdunkelt­en Mond dennoch möglich. „Ein so großes Fernrohr wie am Haunsberg ist gar nicht nötig, sondern wäre in diesem Fall sogar kontraprod­uktiv“, sagt Windhager. Den ganzen Mond habe man dabei nämlich nicht im Blickfeld. Das Gerät in der neuen Warte mit einem Spiegeldur­chmesser von einem Meter ermöglicht jedoch einen gestochen scharfen Blick auf Planeten. Selbst die verschiede­nen Monde des Jupiters könne man gestochen scharf und mit ihren charakteri­stischen Schattieru­ngen betrachten. „Derzeit bietet sich eine gute Sicht auf den Mars. Er steht sensatione­ll nahe zur Erde“, sagt Windhager. „Sensatione­ll nahe“meint zwar immer noch 56 Millionen Kilometer – das neue Teleskop dürfte dennoch herrliche Bilder liefern. „Bei guter Sicht sind sogar die vereisten Polkappen des Planeten zu sehen“, sagt der Astronom.

In knapp zwei Wochen wird das neue Fernrohr angeliefer­t. Ein Kran wird das 2,5 Tonnen schwere Gerät auf das Dach der Sternwarte heben. Am 11. August wird das neue Observator­ium offiziell eröffnet. „Das Kribbeln steigt, ich kann das alles noch gar nicht richtig fassen“, sagt Windhager. Am Donnerstag bekam die Warte eine zweite Kuppel aufgesetzt. Die Kunststoff­kuppel lässt sich auf Knopfdruck öffnen und ermöglicht Besuchern damit einen atemberaub­enden Blick auf die Sterne. Zudem beherbergt der Komplex am Haunsberg eine Beobachtun­gsterrasse und einen Saal für bis zu 150 Besucher. „Das Interesse ist riesig, etliche Führungen sind bereits ausgebucht“, sagt Windhager.

Knapp 1,5 Jahre dauern die Bauarbeite­n am Haunsberg bislang. Helmut Windhager war in fast jeder freien Minute mit dabei. „Ich habe mir 37 Urlaubstag­e dafür genommen – aber das investiere ich gerne.“

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BILD: SN/CHRIS HOFER Herbert Pühringer von der Arbeitsgru­ppe für Astronomie am Haus der Natur testet ein kleines Teleskop auf der Terrasse der neuen Sternwarte.
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