Mehr Demut vor der Natur
Zu den Leserbriefen vom 20. Juli („Wiederansiedlung des Wolfes“) und vom 24. Juli („Wolfsliebhaber sollen in Zoos gehen“) erlaube ich mir im Namen des Naturschutzbundes Stellung zu beziehen.
Ein unverkrampftes Verhältnis zu seiner Umwelt wird mehr und mehr zur Mangelware, ebenso wie die persönliche Urteilskraft, Unsinn zu entlarven, oder auch die Zurückhaltung, ihn weiterzuverbreiten. Der Wolf kehrt zurück, bemerkenswerterweise in eine noch immer nicht aufgeklärte Gesellschaft.
Wenn eine Zeitgenossin etwas knacken hört im Wald, zerfetzt es ihr die Nerven. Nicht umblicken! Nur davonhetzen. Ein Lüstling ist es nicht, ein frei laufender Hund auch nicht, also kann es nur der allgegenwärtige Wolf sein! Wer den eigenen Dämon auf den Wolf überträgt, hat möglicherweise Gesprächsbedarf. Auch die Sorge um den Tourismus auf den Wolf zu projizieren ist wohl vermessen. Eher verursacht Sorgenfalten, was wir im Namen des Tourismus da und dort mit unserem schönen Land anstellen lassen. An dieser Stelle muss man fordern, der Feldbiologie in den Schulen wieder etwas mehr Raum zu geben, und uns Vereinen oder den Jägern raten, mehr Menschen an die Natur heranzuführen mit begleiteten Wanderungen, einem Tag des offenen Jägersitzes oder gemeinsamen Pirschgängen mit Interessierten. Damit man erlebt, wie sich Tiere (ungestört) in ihrer Umwelt bewegen. Auch ein Hirsch bricht mitunter laut durchs Unterholz, aber sonst sind im Wald von all denen, die dort „zu Hause“sind, die Vögel die Lautesten. Dr. Winfrid Herbst Naturschutzbund Salzburg Schreiben Sie uns! Salzburger Nachrichten, Karolingerstr. 40, 5021 Salzburg. leserforumlokal@sn.at, bitte max. 800 Zeichen.