Nichts über meinen Dialekt
ICHred’ im Dialekt. Und den loss i ma net nehma! Nein, ich werde die Sprache meiner Ahnen weiter hochhalten. Niemals würde ich meine sprachliche Herkunft einem halbherzigen Schnösel-Hochdeutsch opfern. Zumal, wie die Erfahrung zeigt, die Sprecher/-innen desselbigen ohnehin dauernd in ihren Dialekt zurückstolpern – oder, wie man so schön sagt: „Hiaz hot’s eam wieda den Bauern aufag’haut!“
Nun müsste man darüber nicht viele Worte verlieren – wenn es in meiner Umgebung nicht immer mehr zur Gewohnheit würde, den schönen, alten Dialekt mit aller Gewalt auszumerzen. Bekannte und Freunde schwafeln den ganzen Tag im urigsten Flachgauerisch vor sich hin. Doch kaum ruft der kleine Sohn, die kleine Tochter an, vertuschen sie ihre mundartliche Abstammung. Statt: „I kim heit späta hoam, weil i nu auf a Bia geh’ muaß“, würgen sie dann Sätze heraus wie: „Es wird heut’ später, gell, Schatzi? Tust noch auf mich warten vor dem Schlafengehen? Darfst eh noch ein bisserl Handy spielen!“
Dabei könnten wir, anstatt in einen fantasielosen Einheitssprech abzudriften, unsere traditionellen, klingenden Diphthonge und rollenden R mit Stolz vor uns hertragen. Man denke nur daran, wie lang sich angehende Opernsänger, die nur das biedere Zäpfchen-R gelernt haben, im Studium abmühen müssen, bevor sie das Zungenspitzen-R einer Elsa oder eines Lohengrin beherrschen, jenes effektvoll daherrollende R, das ich dank meines Wolfgangsee-Dialekts schon in den Windeln gelernt habe – ganz ohne Sprachtrainer.
Und wie schön lässt es sich fluchen in der Mundart. Wenn mich meine Kollegen am Morgen nicht mit einem urigen Krafausdruck begrüßen, weiß ich, dass etwas nicht stimmt. Wie man ja überhaupt im Dialekt weitaus sympathischer schimpfen – und liebevoll erzieherisch auf Kinder einwirken kann. „Muaßt du oiwei so umadumsautn?“Das klingt nach dem guten, alten Meister Eder, während man bei einem „Musst du immer so viel Schmutz hinterlassen?“an das unsägliche Fräulein Rottenmeier aus der „Heidi“denkt.
Und warum in der Hochsprache lang um den heißen Brei herumreden? Der Bekannte, dessen Arbeitsleistung uns gering erscheint, ist schlicht ein Obizahrer. Nicht über die redselige Nachbarin rege ich mich auf, sondern über die oide Schrefegoaß. Klingt doch herrlich! Zu Recht bedauern Sprachforscher das Dialektsterben und verfassen Mundartfreunde Lexika, um den Bappmschlossa (Zahnarzt) und den Spoabaling (Speichel) für die Nachwelt zu archivieren. Ich leiste indes weiter aktiv Widerstand – gegen das halbherzig-hochdeutsche Grauzad.