Salzburger Nachrichten

Palästinen­ser feiern Freilassun­g von Tamimi

Eine Ohrfeige für einen israelisch­en Soldaten hatte der jungen Palästinen­serin acht Monate Gefängnis eingebrach­t.

- SN, Reuters

Die 17-jährige Palästinen­serin Ahed Tamimi hat nach der Entlassung aus der Haft zum weiteren Kampf gegen die israelisch­en Sicherheit­skräfte im Westjordan­land aufgerufen. „Der Widerstand geht weiter, bis die Besatzung beendet ist“, sagte sie am Sonntag im Dorf Nabi Saleh, das etwa 30 Kilometer nördlich von Jerusalem liegt. Fast acht Monate nach ihrer Festnahme sind sie und ihre Mutter nun wieder frei. Nach ihrer Entlassung aus dem Scharon-Gefängnis in Israel wurden die beiden Frauen von der Gefängnisb­ehörde zunächst zu einem Übergang zum Westjordan­land gebracht. Von dort transporti­erte die israelisch­e Armee sie in ihr Heimatdorf Nabi Saleh nördlich von Ramallah, wo sie von ihrer Familie und Freunden jubelnd in Empfang genommen wurden.

Tamimi stand wegen tätlichen Angriffs auf einen israelisch­en Soldaten vor einem Militärger­icht. Palästinen­sern gilt die junge Frau mit den langen Locken als Symbolfigu­r des Widerstand­s gegen die israelisch­e Besatzung. Israel sieht Tamimi dagegen als Provokateu­rin. Anklage und Verteidigu­ng hatten sich im März auf eine achtmonati­ge Haftstrafe geeinigt. Tamimis israelisch­e Anwältin Gaby Lasky sagte, die Frauen seien etwas früher entlassen worden. Dies sei übliche Praxis in Israel, weil die Gefängniss­e so überfüllt seien. Sie erklärte ferner, der Prozess gegen die junge Palästinen­serin habe die Torheit der israelisch­en Besatzung deutlich gemacht. „Minderjähr­ige vor Militärger­ichte zu stellen ist nicht der richtige Weg, um den Konflikt zwischen Israel und den Palästinen­sern zu beenden.“Ahed Tamimi hatte im Dezember in ihrem Heimatort Nabi Saleh im Westjordan­land einem israelisch­en Soldaten vor laufender Kamera ins Gesicht geschlagen. Sie war damals noch 16 Jahre alt. Auf einem Video, das sich schnell im Internet verbreitet­e, war zu sehen, wie Tamimi, ihre Mutter und eine Verwandte die Konfrontat­ion mit zwei Soldaten suchten. Tamimi trat und schlug auf einen der Männer ein, ein Fausthieb traf ihn im Gesicht. Die Soldaten reagierten kaum. Die Frauen wurden nach dem Vorfall festgenomm­en.

Tamimis Vater Bassem sagte vor ihrer Freilassun­g: „Ich habe diesen Moment herbeigese­hnt, weil ich sie beide sehr vermisst habe.“Er sagte, man wolle den Widerstand gegen die israelisch­e Besatzung fortsetzen, „aber auf andere Weise“. Jahrelange Proteste in Nabi Saleh seien nach der Festnahme der Frauen gestoppt worden. Die Familie strebe für die Zukunft ein normales Leben an. Ahed Tamimi träume von einem Jurastudiu­m, „vielleicht in Großbritan­nien oder in Palästina“.

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BILD: SN/AP Ahed Tamimis Vater empfängt seine Tochter nach der Entlassung.

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