Darknet fordert Drogenfahnder heraus
Mehr Kontrollen der Polizei und ein Anstieg des Suchtgifthandels im anonymen Teil des Internets. Die Zahl der Anzeigen stieg deutlich an.
Beamte des Wiener Landeskriminalamts (LKA) nahmen zwei mutmaßliche Drogenkuriere fest und stellten fast ein Kilogramm reines Kokain im Straßenverkaufswert von rund einer Million Euro sicher. Das gab die Polizei am Sonntag bekannt. Am Abend zuvor kam der Hinweis, dass ein 31-jähriger Mann in Wien eine Drogenlieferung entgegennehmen werde. Der Nigerianer soll als Großverteiler für den Salzburger Pongau fungieren. In seinem Pkw fanden die Beamten Bodypacks mit rund 180 Gramm Kokain. Der Verdächtige wurde festgenommen, als er in Begleitung einer Frau und drei kleiner Kinder nach Salzburg zurückfahren wollte. Der 31-Jährige soll das Kokain von einem international tätigen Drogenkurier (33) in einem Hotel in Wien übernommen haben, der aus Madrid angereist war. In dessen Gepäck befanden sich rund 770 Gramm Kokain. Er wurde festgenommen. Der 31-Jährige soll zudem seit Februar vier Drogenlieferungen von mindestens 500 Gramm Kokain durchgeführt haben.
Bereits am Samstagnachmittag stellten Polizisten bei einer Verkehrskontrolle im Burgenland im Wagen eines 18-Jährigen mehr als 90 Gramm Speed und 100 Stück Ecstasy-Tabletten sicher. In der Wohnung des Mannes wurden weitere Drogen gefunden. Der Verdächtige gab zu, diese im Darknet erworben zu haben, um sie bei Partys in Wien und Niederösterreich zu verkaufen. Er wurde angezeigt.
Vor allem das Darknet stellt die Drogenfahnder vor große Herausforderungen. Das geht aus dem „Lagebericht Suchtmittelkriminalität 2017“hervor, den das Bundeskriminalamt am Sonntag veröffentlichte. Denn die Zahl der im Darknet verkauften und dann per Post verschickten Drogen stieg. Dabei geht es vor allem um synthetische Suchtgifte. Die Ermittlungen gestalten sich laut BK in diesem Bereich schwierig, da die Drogengeschäfte über verschlüsselte Netzwerke abgewickelt werden. Wie auch der Fall des Burgenländers zeigt, werden Online-Plattformen genutzt, um Drogen mit besserer Qualität zu kaufen und auf der Straße weiterzu- verkaufen. Die Polizei führte im Vorjahr aber auch verstärkte Kontrollen durch. Beide Faktoren hätten dazu beigetragen, dass die Zahl der Anzeigen nach dem Suchtmittelgesetz (SMG) im Jahr 2017 auf 42.610 stieg – das sind um 6300 Anzeigen mehr als 2016. Das bedeutet gleichzeitig den höchsten Wert in den vergangenen zehn Jahren.
Knapp 3000 Anzeigen erfolgten gegen unbekannte Täter, 25.043 gegen inländische und 14.612 gegen ausländische Verdächtige.
Für das Bundesland Salzburg weist der Bericht 2281 Anzeigen auf. Im Vergleich zu 2016 ist das ein Anstieg um fast acht Prozent. Demnach handeln österreichische Täter mit allen gängigen Suchtmitteln. Amphetamine und Cannabisprodukte gelangen über Internetplattformen und das Darknet nach Salzburg. Marokkanische, pakistanische, algerische und afghanische Banden handeln vor allem mit Cannabisprodukten, „durchaus im großen Rahmen“, wie es im Bericht heißt. Das zeige auch die Zerschlagung eines international tätigen Schmugglerrings. Dabei wurden 51 Verdächtige festgenommen und 64 Kilogramm Cannabiskraut sichergestellt.