Österreichs Wasser lässt tief in sich hineinblicken
Die Zusammensetzung der Wassermoleküle ist von Gewässer zu Gewässer unterschiedlich. Deshalb können Forscher Veränderungen im Grundwasser finden.
Österreichs wertvollstes Gut, sein Grundwasser, ist in zufriedenstellendem Zustand. Das ergibt der jüngste Grundwasserbericht, den das Umweltbundesamt dieser Tage veröffentlicht hat. Die umfangreiche Bewertung der Grundwasserqualität ist eine wichtige Basis für eine gesicherte Trinkwasserversorgung.
Die Hintergrundwerte für oberflächennahe Grundwässer wurden im Jahr 2004 erstmals flächendeckend für ganz Österreich festgelegt. Nun wurden auf Basis der verbesserten Datengrundlage von Fachleuten des Umweltbundesamts und der Geologischen Bundesanstalt mehr als 2,5 Millionen Einzeldaten von bis zu 2571 Grundwassermessstellen mit einer international vergleichbaren Methode neu bewertet.
Die Qualität österreichischer Gewässer, zu denen Grundwasser, Flüsse und Seen zählen, wird regelmäßig beobachtet, überprüft und dokumentiert. Die Ergebnisse sind eine Basis für Schutzmaßnahmen, für die lokale Wasserversorgung und nicht zuletzt für das Freizeitvergnügen, wenn etwa die Wassergüte der Badeseen bekannt gegeben wird. Zuständig für Untersuchungen sind das Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus, das Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz sowie die Landesregierungen und das Umweltbundesamt.
Das Wichtigste: Die Grundwasserqualität ist österreichweit gut. Die untersuchten Parameter umfassen neben der elektrischen Leitfähigkeit, dem pH-Wert und dem Sauerstoffgehalt auch diverse Inhaltsstoffe wie Calcium, Kalium, Magnesium, Eisen und Mangan. Weitere Konstanten sind Nitrat, Nitrit, Ammonium und Phosphat, der Spurenstoff Bor sowie die Metalle Aluminium, Arsen, Blei, Chrom, Cadmium, Nickel, Kupfer, Uran und Zink.
Die Auswertungen zeigen, dass die Konzentrationen für die meisten Metalle oberflächennaher Grundwässer deutlich unterhalb der gesetzlichen Vorgaben, teilweise sogar unterhalb der Bestimmungsgrenze liegen. Lokal komme es gelegentlich zu Überschreitungen des gesetzlich definierten Schwellenwerts für Arsen und der Indikatorwerte für Eisen und Mangan, die jedoch auf natürliche geologische Einflüsse zurückzuführen seien, sagen die Forscher.
Schwellenwerte vor allem für Nitrat und Pestizide werden in den landwirtschaftlich intensiv genutzten Regionen im Norden, Osten und Südosten Österreichs überschritten. Wo das der Fall ist, müssen Landwirte ihre Schadstoffeinträge verändern. Die Ergebnisse solcher Maßnahmen sind dann allerdings nicht immer sofort feststellbar.
Wie lange etwa Abbauprodukte von Pflanzenschutzmitteln im Grundwasser verbleiben, ist eine Frage, der Wissenschafter des Umweltbundesamts über die Messung der Wassergüte hinaus nachgehen. Johannes Grath ist im Umweltbundesamt Leiter der Grundwasserabteilung. Ihn interessieren Fragen wie: Woher stammt unser Grundwasser? Wie alt sind unsere Grundwasservorkommen und wie schnell erneuern sie sich? Gibt es klimabedingte Veränderungen des Wasserkreislaufs? Wie anfällig ist das Grundwasser gegenüber Einträgen von der Oberfläche? Wenn man Isotope beobachtet, lassen sich Antworten finden. Diese werden in der Wasserwirtschaft benötigt oder in der Umweltüberwachung und der Klimaforschung.
Johannes Grath erklärt das: „Atomarten eines chemischen Elements, deren Atomkerne gleich viele Protonen, aber unterschiedlich viele Neutronen enthalten, heißen Isotope. Aufgrund ihrer abweichenden Neutronenanzahl weisen Isotope eines Elements unterschiedliche Massen auf. Isotope eines Elements haben deshalb gleiche chemische, doch unterschiedliche physikalische Eigenschaften. Wasserisotope sind Bestandteile des Wassermoleküls H2O. Sie ermöglichen Rückschlüsse auf Alter, Herkunft und Mischung des untersuchten Wassers. Jede Wasserprobe besitzt einen ,Isotopen-Fingerabdruck‘.“
Die Zusammensetzung der Wassermoleküle ist von Gewässer zu Gewässer unterschiedlich. So lässt sich etwa auch bestimmen, wo eine Quelle ihr Einzugsgebiet hat. Solche Erkenntnisse sind wichtig für Schutzmaßnahmen.
In Österreichs Isotopenkarte sind Daten aus 45 Jahren Messgeschichte zusammengefasst, aufbereitet und öffentlich zugänglich gemacht. Ergänzend dazu ist nun ein neuer Textband erschienen, der diese Ergebnisse auch für Laien verständlich präsentiert. Info: Die Ergebnisse sind online unter https://secure.umweltbundesamt.at/webgis-portal/isotopen/map.xhtml abrufbar. Der Textband mit Erklärungen zur Karte steht unter https://www.bmnt.gv.at/wasser/wasserqualitaet/wasserisotopen.html zum Download bereit.