Das Naturhistorische Museum hat einen Schatz
Vor 175 Jahren wurde der Grundstein gelegt für die wertvolle Sammlung iranischer Pflanzen.
„In dem Eingange der romantisch-wilden Bergschlucht am Südabhange des Elburs-Gebirges, zwei Meilen nördlich von der Stadt Teheran, bezog ich mein Quartier bei einem Müller am Dorfe am 4. Mai 1843.“Das ist der erste Satz im Tagebuch des Botanikers Karl Georg Theodor Kotschy, der 1843 den iranischen Vulkan Damavand als erster Europäer bestieg.
Sieben Jahre (1835–1843) verbrachte der studierte Theologe im Iran. In dieser Zeit sammelte Kotschy zahlreiche Herbar-Belege, sortierte und verpackte das Material und sendete die Pakete nach Europa. In der Botanischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien, in der Kotschy nach seiner Rückkehr als Assistent arbeitete, gibt es mehr als 10.000 Belege, die auf ihn zurückgehen – viele davon Typusbelege, deren Erstbeschreibungen eine neu entdeckte Pflanzenart benennen.
Kotschy legte damit den Grundstein für die international bedeutendste botanische Sammlung iranischer Pflanzen, die heute mit 60.000 Objekten im Naturhistorischen Museum Wien beherbergt ist, darunter wertvolle historische Pflanzensammlungen.
Der Gipfelaufstieg erfolgte für ihn nicht ohne Mühen und Schwierigkeiten: Die dünne Luft auf dem über 5600 Meter hohen Berg setzte ihm zu sowie die aus dem Vulkan strömenden Schwefeldämpfe. Seit den 1950er-Jahren wurden die Sammlungen kontinuierlich und beträchtlich erweitert. Der Botaniker Karl Heinz Rechinger, Erster Direktor des Naturhistorischen Museums von 1962 bis 1971, begründete als Herausgeber und Mitautor die „Flora Iranica“, das Bestimmungsbuch für die Pflanzen des Iran, das erst jüngst mit 181 Bänden fertiggestellt wurde und 10.615 Pflanzenarten aus dem iranischen Hochland beschreibt.
Für 31. Juli 2018 ist in Gedenken an Theodor Kotschy eine Besteigung des Damavand durch die prominenten österreichischen Bergsteiger Gerlinde Kaltenbrunner, Andy Holzer und Peter Habeler sowie prominente Montanisten aus dem Iran geplant.