Berlin wird für „Luki“zum Heimspiel
Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger trainierte zeitweise wie Boxer Rocky. Nun reist der Innviertler als Medaillenfavorit zur Europameisterschaft. Im Olympiastadion fühlt er sich wohl.
ANDORF. In der Leichtathletik versammeln sich hierzulande selbst bei Staatsmeisterschaften normalerweise nur die engsten Verwandten auf der Tribüne. Fanclubs, die wie im Fußball ihren Lieblingen nachreisen? Bislang gab es so etwas nicht. Aber Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger hat einiges auf den Kopf gestellt in der heimischen Leichtathletik.
Und so waren die in roten TShirts gekleideten Mitglieder des „Lucky Luki“-Fanclubs natürlich auch am Samstag in Andorf beim letzten Test vor der EM in Berlin dabei. Gleich ums Eck von Weißhaidingers Heimatort Taufkirchen hatten sie es aber schwer, zu ihrem Favoriten durchzudringen: Dutzende Kinder scharten sich um das 130 Kilogramm schwere und große Kraftpaket, um zu ergattern.
Kommende Woche geht Weißhaidinger als Weltranglistendritter in die Europameisterschaft in Berlin. Die Nummer eins ist ein Jamaikaner, folglich nicht am Start. Eine Medaille liegt im Bereich des Möglichen. Offiziell geben er und sein Trainer Gregor Högler nur den Finaleinzug als EM-Ziel aus. 65,57 Meter gelangen in Andorf.
Weißhaidinger war bei Großereignissen nicht immer „lucky“. 2016 fehlte er wegen eines Mittelfußknochenbruchs bei der EM und kam mit Trainingsrückstand zu Olympia nach Rio. Dennoch reichte es dort für Rang sechs. Im Vorjahr streckte ein Magen-Darm-Virus den Koloss in der Nacht vor dem WM-Finale in London nieder. 1,97 Meter ein Autogramm
Lukas Weißhaidinger weiß mit Rückschlägen umzugehen. Vor Olympia 2016 fiel er aus der Sportförderung. In „Rocky“-Manier zog er sich ins heimatliche Taufkirchen zurück, wo er den Diskus aus einer selbst gezimmerten Minihalle warf und fortan die Hühner in Panik vor den tief fliegenden Scheiben flohen.
Mittlerweile genießt der Athlet im Leistungszentrum Südstadt alle Annehmlichkeiten. Dazu gehört auch ein Deal mit einer SteakhouseKette. Immerhin entspricht sein täglicher Kalorienbedarf rund 2,8 Kilogramm Steak. Gut genährt, fit, verletzungsfrei. Dazu kommt, dass er in Berlin schon das ISTAF-Meeting gewonnen hat. „Das Berliner Publikum ist sehr fair und fachkundig“, freut er sich auf das Wiedersehen mit dem Olympiastadion.