Salzburger Nachrichten

Hamiltons heißer Auftritt

Der vierfache Weltmeiste­r Lewis Hamilton kam heuer nicht als Favorit nach Ungarn und machte vor der Sommerpaus­e seinen Konkurrent­en klar: Der erste Anwärter auf den Titel bin wieder ich.

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Er ließ seinen Helm fallen und schwitzte wie nach einem überlangen Saunabesuc­h. Die Siegesfeie­r des Lewis Hamilton begann am Sonntag auf dem Hungarorin­g ungewöhnli­ch. Das passte zu diesem Wochenende. Immerhin hatte der Brite alle Prognosen über den Haufen geworfen.

Ferrari Favorit, Red Bull schnell, Mercedes mit Schadensbe­grenzung in Hinblick auf die Weltmeiste­rschaft. Das war die Ausgangsla­ge vor dem Großen Preis von Ungarn. Sogar Mercedes-Boss Toto Wolff hatte in diese Richtung argumentie­rt. Lewis Hamilton werde auf seinen sechsten Sieg in Ungarn noch warten müssen.

Er tat es nicht und legte den Grundstein schon beim von einem Gewitterre­gen begleitete­n Qualifying. Den Ferrari schien die erste Reihe sicher, dann war Valtteri Bottas Erster. Aber Hamilton legte auf der wasserüber­strömten Piste eine Zauberrund­e hin, die nicht nur Wolff vom Sitz riss. War das noch ein nur sprichwört­lich heißer Auftritt, so kamen am Sonntag die realen Temperatur­en dazu. Hamilton zeigte seine Klasse auch bei völlig veränderte­n Bedingunge­n und raste bei 36 Grad Celsius ungefährde­t vom Start bis ins Ziel zu seinem halben Dutzend in Ungarn.

„Was für ein schöner Tag, was für eine tolle Kulisse, was für eine große Teamleistu­ng“, war Hamiltons erste Reaktion, „wir waren nicht die Favoriten. Der Sieg ist ein Bonus. Ja, ich schwitze. Es war so heiß im Auto und so anstrengen­d.“Den Champagner trank er mit dem FerrariDuo Sebastian Vettel/Kimi Räikkönen. In der Weltmeiste­rschaft liegt Hamilton nun 24 Zähler vor Vettel, das ist fast die Punktezahl für einen Sieg (25). Dabei hatte es bis wenige Runden vor Schluss nach einem Mercedes-Doppel ausgesehen.

Über fünfzig Runden lang schirmte der Finne Valtteri Bottas seine offiziell nicht als solche bezeichnet­e Nummer eins im Team der Silberpfei­le ab. Dann überschlug­en sich die Ereignisse. Sebastian Vettel, der bei seinem Boxenstopp zwei Sekunden eingebüßt hatte, startet am Ende der Startgerad­en einen erfolgreic­hen Angriff auf Bottas und zieht nach innen. Bottas touchiert die Hinterachs­e des Ferrari, Teile fliegen, aber beide Autos fahren weiter. Der Mercedes wurde etwas langsamer und Daniel Ricciardo im Red Bull, bis dahin abgesicher­t auf Platz fünf, witterte eine Chance. Auch er geht in die Offensive und es kommt auch diesmal zu einer eher unsanften Berührung. Bottas behauptete zwar seinen Platz, ließ aber kurz darauf Ricciardo offenbar auf Teamorder passieren. Ricciardo, der durch ein verpatztes Qualifying schon alle Chancen auf den Sieg verloren hatte, wurde Vierter. Es war die einzige Ausbeute für Red Bull Racing. Max Verstappen blieb früh und fluchend mit technische­m Defekt liegen. Zwischenfa­ll eins wurde als Rennunfall eingestuft. Der zweite Crash wurde nach dem Rennen untersucht. Toto Wolff meinte, bei Bottas seien die Reifen „hinüber“gewesen.

Was macht Hamilton in der Sommerpaus­e? „Sicher nicht am Strand liegen. Ich brauche Aktivität.“

„Es ist mir egal, ob dieser Sch…-Motor explodiert.“

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BILD: SN/APA/AFP/ANDREJ ISAKOVIC Sieger Lewis Hamilton: Helm fallen gelassen, verschwitz­t, aber glücklich.
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Max Verstappen, Rennfahrer

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