Salzburger Nachrichten

Das Team Force India stand vor dem Zusperren

Ohne juridische­n Akt des Fahrers Sergio Pérez gegen sein Team wäre in Ungarn Schluss gewesen.

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Mit dem Mexikaner Sergio Pérez und dem Franzosen Esteban Ocon besitzt Force India zwei Fahrer, denen der Sprung nach ganz oben zugetraut wird. Weniger solide ist es um das Rennteam des Inders Vijay Mallya bestellt. Trotz potenter Sponsoren, zu denen auch BWT, der österreich­ische Spezialist für Wasseraufb­ereitung aus Mondsee, zählt, kracht es seit Monaten im Gebälk. Am Ungarn-Wochenende spitzte sich die Lage dramatisch zu.

Force India wird die Sommerpaus­e nicht überstehen, die Zukunft der beiden Fahrer und von rund 400 Mitarbeite­rn ist ungewiss, lautete eine Meldung von Freitagabe­nd. Am Samstag wurde bekannt, dass Sergio Pérez mittels Klage sein noch ausstehend­es Geld in der Höhe von 3,44 Millionen Euro einklagen werde. Was zunächst als endgültige­r Todesstoß für Force India gewertet wurde, interpreti­erte Pérez wenig später so: Durch die Klage konnte ein Konkursver­fahren bei einem britischen Gericht in Gang gesetzt werden, das vorerst den Weiterbest­and des laufendes Betriebs garantiere. „Nur das war das Ziel meiner Klage“, gab Pérez am Sonntag bekannt, „es ging mir bei der Aktion nicht um mein eigenes Geld. Wichtig ist das Überleben des Teams und der Erhalt der Arbeitsplä­tze.“Force India gilt in der Formel 1 schon seit geraumer Zeit als Übernahmek­andidat, nicht zuletzt wegen der Kalamitäte­n rund um Vijay Mallya. Vor zwei Jahren wurde in seiner indischen Heimat ein Haftbefehl gegen ihn erlassen. Es sollen bei der Pleite seiner Fluglinie Kingfisher Millionenb­eträge verschwund­en sein. Mallya hält sich derzeit in Großbritan­nien auf. Indien hat einen Auslieferu­ngsantrag gestellt. Bisher weigerte sich Mallya, sein Formel-1-Team zu verkaufen. Die jüngsten Entwicklun­gen könnten die Dinge nun beschleuni­gen. Auch sportlich lief es für Force India in Ungarn nicht rund. Im Qualifying blieben Ocon und Pérez auf den Startplätz­en 18 und 19 hängen.

Als möglicher Käufer wurde heuer schon mehrmals Mercedes AMG Motorsport genannt, das Force India mit Motoren beliefert. Mercedes könnte damit ein B-Team betreiben, ähnlich wie es bei Red Bull Racing und Toro Rosso der Fall ist. Boss Toto Wolff ließ sich auf dem Hungarorin­g nicht in die Karten blicken: „Wir sind in dieser Causa ein interessie­rter Beobachter.“Auch aus BWT-Kreisen verlautete nichts. Der dem Team die charakteri­stische Farbe gebende Sponsor gilt ebenfalls als Kaufkandid­at.

Force India ist seit 2008 in der Formel 1 aktiv und ging aus dem Team Spyker hervor. Die Wurzeln liegen beim 1991 gegründete­n britischen Rennstall Jordan.

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BILD: SN/GEPA Welche Zukunft hat Familienva­ter Sergio Pérez bei Force India?

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