Jetzt werden die neuen Allianzen für den Winter geschmiedet
Gegenüber großen Skigebieten wie Ski amadé, Schmitten & Co. haben kleine oft das Nachsehen. Was dort unternommen wird, um zu überleben.
SALZBURG. Große Skigebiete befinden sich in Orten oder Regionen mit großen Bettenkapazitäten. Die Grundauslastung stimmt und damit auch die finanzielle Basis für Investitionen – wie eine flächendeckende Beschneiung oder neue Liftanlagen.
Kleine Skigebiete sind aufgrund fehlender Gästebetten viel stärker auf die Tagesgäste angewiesen. Doch diese werden wählerischer. Ist es morgens bewölkt, bleiben die Ski im Keller. Weil die finanzielle Basis seit Jahren fehlt oder wackelt, können die Kleinen auch nicht im großen Stil investieren und mit neuen Seilbahnen Schlagzeilen machen. Die Temperaturen liebäugeln momentan zwar mit der 30-Grad-Marke, doch die kleinen Skigebiete müssen jetzt an den Allianzen für die nächste Saison feilen. Die SN haben fünf unter die Lupe genommen.
1. Annaberg und Rußbach sollen zu Oberösterreich
Die Dachstein West GmbH, in der Annaberg und Rußbach zusammengeschlossen sind, ist das größte Skigebiet im Tennengau. Sie sind Teil einer Skischaukel mit den Gosauer Bergbahnen, die dem Land Oberösterreich gehören. Das Land Salzburg besitzt keine Skigebiete – es greift den Seilbahnen lediglich bei Investitionen unter die Arme. Eine kleine Ausnahme wurde allerdings bei der Dachstein West GmbH gemacht: Das Land Salzburg hat sich sein Engagement für neue Lifte in Annaberg und Rußbach mit einer stillen Beteiligung abgesichert. Um das Überleben des Skigebiets dauerhaft abzusichern, werden derzeit vier Varianten diskutiert, wie die SN erfuhren. Vor allem der Salzburger Raiffeisenverband hat Interesse daran, sein Engagement im Lammertal besser abzusichern. Variante eins: Der Salzburger Teil des Skigebiets könnte zum Land Oberösterreich kommen – also mit der Dachstein Tourismus AG fusionieren. Zu dieser gehören beispielsweise auch die Dachstein-Eishöhlen oder das Skigebiet am Krippenstein. Variante zwei & drei: Die Dachstein West GmbH könnte vom Salzburger Raiffeisenverband geführt werden. Oder aber die Bergbahnen in Annaberg und Rußbach könnten eine Art Filiale des Snow Space Salzburg werden, wo ebenfalls der Salzburger Raiffeisenverband die Fäden in der Hand hält. Das Modell kam beispielsweise bereits in Filzmoos zur Anwendung. Variante vier: ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel soll für den Salzburger Teil des Skigebiets ein Anbot gestellt haben. Ihm gehören bereits Anteile der Skigebiete Patscherkofel oder Hinterstoder. Dass sein Angebot angenommen wird, gilt dem Vernehmen nach als unwahrscheinlich.
Der Annaberger Bürgermeister Sepp Schwarzenbacher (ÖVP) sagt, er sei in diese Verhandlungen nicht eingebunden, „das läuft alles auf höchster Ebene“.
Er sei jedenfalls froh, dass im vergangenen Winter die Auslastung der Kopfbergbahn im Ortszentrum gepasst habe. Die Seilbahn stand auf der Kippe, weil es zu wenige Fahrten gab. „Das wäre ein Wahnsinn gewesen, wenn wir diese Bahn verloren hätten. In Maria Alm wird um viel Geld eine neue Bahn mitten in den Ort gebaut und wir hätten sie zugesperrt.“ Zwergen-Work-out . . .
2. Abtenau hat Investitionen auf Eis gelegt
Bei den Abtenauer Bergbahnen ist man nach den jüngsten Turbulenzen um Konsolidierung bemüht. Wie die „Tennengauer Nachrichten“berichteten, erstattete Geschäftsführer Christian Bohensky Anzeige bei der Staatsanwaltschaft und bei der Finanzpolizei. Es geht um den Verdacht der Untreue und der Steuerhinterziehung. Sein Vorgänger als Geschäftsführer solle Teile seines Gehalts „schwarz“erhalten haben, indem seine Frau bei den Bergbahnen scheinangestellt gewesen sein soll. Mit der Wirtin der Karkogelhütte, die den Bergbahnen gehört, soll es Absprachen gegeben haben, bestimmte Mengen an Getränken nicht zu bonieren und damit nicht zu versteuern. Es gilt die Unschuldsvermutung. Bohensky trat als Geschäftsführer zurück, die Bergbahnen bestellten den bisherigen Betriebsleiter Günter Posch und
„Verlust der Kopfbergbahn wäre ein Irrsinn gewesen.“ S. Schwarzenbacher, Annaberg
den ÖVP-Gemeindevertreter und Hotelier Franz Pendl als neue Doppelspitze.
Im Gespräch mit den SN sagte Pendl, die Gesellschafter (mehrheitlich die Gemeinde und der Tourismusverband) seien an einer vollständigen Aufklärung interessiert. Man kooperiere voll mit den Behörden. „Die Sommersaison läuft gut, die Ermittlungen behindern den laufenden Betrieb nicht.“Investitionen für die Wintersaison, wie ein geplantes Beschneiungsprojekt oder einen Radtrail, habe man stoppen müssen. „Es sind derzeit nicht alle Unterlagen im Haus. Wir möchten die Projekte erst umsetzen, wenn wir volle Klarheit haben.“
3. Postalm investiert knapp eine Million Euro
Die Postalm-Eigentümer Michael Proksch und Linus Pilar blicken auf einen positiven ersten Winter zurück. Vor allem das Weihnachtsgeschäft und der Jänner seien optimal gelaufen. Derzeit werden alte Maschinen verkauft und neue (gebrauchte) angeschafft. Bei einem Lift soll die Bergstation videoüberwacht werden, um Personal zu sparen. „Natürlich nicht bei einem Anfängerlift“, sagt Linus Pilar, der gleichzeitig Geschäftsführer ist. Auf dem Plateau solle es künftig WLAN geben. In Summe investiere man fast eine Million Euro – 70 Prozent davon wurden im vergangenen Winter erwirtschaftet. Pilar führt zudem Gespräche mit den Hoteliers im Einzugsgebiet: „Wenn im Februar mehr Hotels offen haben, ist unsere Grundauslastung besser. Wir wollen Pakete für die Gäste schnüren.“
4. Gaißau-Eigentümer sucht Hotelmanager
Im Skigebiet Gaißau-Hintersee, das mehrheitlich dem Chinesen Zhonghui Wang gehört, wird auch in der kommenden Saison auf die Gunst von Frau Holle vertraut werden müssen. Investitionen in Beschneiung oder gar Lifte sind nicht in Sicht. Das Land stehe weiterhin „Gewehr bei Fuß“für konkrete Projekte, heißt es aus dem Büro von LH Wilfried Haslauer. Dafür, dass der Eigentümer aufsperren will, spricht die Tatsache, dass er für sein Hotel in Adnet einen Manager sucht. Der Tourismusexperte soll Deutsch, Englisch oder Chinesisch sprechen und den Umbau des Hotels begleiten. Zwei von Wangs Mitarbeiterinnen halten sich bereits jetzt in Adnet auf. „Wir planen ein Vier-Sterne-Haus mit Wellness-Angebot und traditioneller chinesischer Medizin“, sagte Lingjuan Zheng den SN. Geöffnet werden soll das Haus je nach Baufortschritt Ende des Jahres oder zu Beginn des nächsten Jahres.
5. Zinkenlifte suchen einen Geschäftsführer
Die Halleiner Zinkenlifte suchen nach dem Abgang von Geschäftsführer Peter Grander noch nach einem Nachfolger. Derzeit ist eine interimistische Lösung in Kraft: Stadtamtsdirektor Erich Angerer und Ex-Geschäftsführerin Gabi Pichler teilen sich die Agenden. Investiert werde vorerst nichts: „Entwicklungssprünge sind in Übergangszeiten leider nicht möglich“, sagt Angerer.