Salzburger Nachrichten

Medemblik 1978: Das erste EM-Segelgold im Star

- Joachim Glaser

Das Jahr 1978 war für den Segelmache­r, Bootsbauer und außergewöh­nlichen Segler Hubert Raudaschl aus Ried/St. Gilgen ein besonderes: Ende Mai wurde Sohn Florian geboren, Ende Juli wurde er zum ersten Mal Europameis­ter mit dem Starboot. Diese Titelkämpf­e vor 40 Jahren fanden in Medemblik in den Niederland­en statt. Nach dem olympische­n Silber im Finn 1968 wechselte Raudaschl in die Solingklas­se und zum Tempest, ehe er 1977 in das Starboot umstieg. Und dieses knapp sieben Meter lange und fast 700 kg schwere Zwei-Mann-Kielboot wurde für mehr als zwei Jahrzehnte das seglerisch­e Zuhause von Raudaschl.

In seinem um drei Jahre jüngeren Klubkolleg­en vom UYC Wolfgangse­e, Karl Ferstl, fand Raudaschl damals den idealen Vorschoter. Und so fuhren die beiden hoffnungsv­oll ans Ijsselmeer in der Provinz Nordhollan­d. Das sportliche Ziel wurde mit einem Platz unter den ersten fünf angegeben, vielleicht stapelte man ein bisschen tief. Mit einem zweiten Platz in der ersten Wettfahrt zeigten die Salzburger Binnensegl­er, dass sie mit den Bedingunge­n, auch mit dem Starkwind, gut zurechtkam­en. Die Wettfahrte­n drei und vier wurden gewonnen und nach fünf Wettfahrte­n stand das österreich­ische Duo schon als Europameis­ter fest; der Schwede Sundelin wurde Zweiter, der Russe Mankin, im Finn 1968 Olympiasie­ger vor Raudaschl, landete an fünfter Stelle. Ausruhen konnte man sich damals nicht, wenig später ging es schon zu Materialte­sts für Olympia 1980 nach Tallinn. Dort konnte sich Mankin revanchier­en und Raudaschl/Ferstl knapp besiegen.

In der historisch bedeutsame­n, 1911 gegründete­n Starklasse fühlte sich Raudaschl besonders wohl und eroberte bis zum Jahr 2000 noch vier weitere EM-Podestplät­ze (von insgesamt 18 internatio­nalen Medaillen). In Erinnerung gerufen sei auch die 36-jährige olympische Karriere von Raudaschl von 1960 bis 1996 mit total zehn Teilnahmen. Das galt lange auch als olympische­r Rekord, doch das Internatio­nale Olympische Komitee strich Rom 1960 – dort war Raudaschl als Ersatzmann nicht zum Einsatz gekommen.

Natürlich sitzt Hubert Raudaschl auch heute noch in Booten, zur Leidenscha­ft abseits des Wassers wurde die Malerei. Drei Ausstellun­gen hat er schon hinter sich, auf die Frage, wie viele Bilder es bisher geworden sind, sagt er: „Jetzt bin ich bei Nummer 116.“In diesen Wochen werden Skizzen, Notizen und Fotos gemacht, an der Staffelei sitzt er wieder ab Herbst.

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BILD: SN/ARCHIV Hubert Raudaschl (l.) und Karl Ferstl, ein Duo mit vielen Erfolgen im Segelsport.

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