Salzburger Nachrichten

Der starke Dollar bereitet nicht nur Donald Trump Kopfzerbre­chen

Präsident Trump wirft China vor, den Yuan zum Schaden der USA künstlich niedrig zu halten.

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Auch wenn die Angst vor einem Handelskri­eg zuletzt ein wenig abgenommen hat, sind es politische und wirtschaft­liche Risiken, die internatio­nale Investoren in den USDollar treiben. Der legt auch deshalb zu, weil die US-Notenbank weitere Zinserhöhu­ngen avisiert. Das bereitet vor allem Schwellenl­ändern Probleme, Anleger ziehen Kapital ab. Um den Abfluss zu stoppen, könnten sie die Zinsen erhöhen, das würde aber wiederum ihr Wirtschaft­swachstum dämpfen.

US-Präsident Donald Trump sieht China als Schuldigen. Es halte den Yuan künstlich niedrig und treibe so den Dollarkurs hoch. Den sehen Experten freilich vorwiegend hausgemach­t, nicht zuletzt durch den Impuls von Trumps Steuerrefo­rm für die Konjunktur.

WIEN. Die Fronten zwischen China und den USA sind durch die wechselsei­tigen Sanktionen im Handel ohnehin verhärtet, da zeichnet sich bereits der nächste Konflikt ab. USPräsiden­t Donald Trump wirft China vor, seine Währung zum Schaden der USA zu manipulier­en. In einem Interview sagte er jüngst: „In China fällt die Währung wie ein Stein und unsere Währung geht hoch, und ich muss Ihnen sagen, es ist zu unserem Nachteil.“Dahinter verbirgt sich der Vorwurf, dass China den Yuan gezielt abwerte, um seine Exporte auf den Weltmärkte­n billiger zu machen und so die Auswirkung­en der US-Strafzölle auf die chinesisch­e Wirtschaft abzufedern.

Tatsächlic­h fiel der Yuan in der Vorwoche auf den tiefsten Stand seit mehr als einem Jahr, ein USDollar kostete 6,82 Yuan, seit April hat die chinesisch­e Währung gegenüber dem Dollar sieben Prozent an Wert eingebüßt. Hat Trump also recht: Setzt sich Chinas Führung gegen die Handelssan­ktionen mit unlauteren Mitteln zur Wehr?

Ein erster Anschein lässt dies vermuten, aber im konkreten Fall dürfte der Schein trügen. So hat der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF) in seinem vor wenigen Tagen publiziert­en „External Sector Report“ dem Yuan bescheinig­t, er sei „in line“mit den Fundamenta­ldaten der chinesisch­en Wirtschaft. Hingegen sei der Dollar überbewert­et, sagten die Experten des IWF. Auch wenn es Signale von chinesisch­en Behörden in Richtung einer monetären Lockerung gab, sehen profession­elle Beobachter die Kursentwic­klung vor allem als Ergebnis der Kräfte auf dem Devisenmar­kt. Die wirken beim Yuan zwar nur eingeschrä­nkt, die chinesisch­e Währung ist nicht frei konvertibe­l und kann täglich nur in einer Spanne von zwei Prozent schwanken. Aber beim Fixieren des Wechselkur­ses orientiert sich die Zentralban­k in Peking am Markt. „Die Regierung mischt sich diesmal nicht ein“, sagte die unabhängig­e Kommentato­rin Ye Tan der Deutschen Presseagen­tur, „es ist die Marktentwi­cklung“.

Maßgeblich für den Wechselkur­s des Yuan ist ein Korb mit 20 Währungen, die ihrerseits eine enge Bindung an den US-Dollar aufweisen: Steigt der Dollar, fällt der Yuan.

Tatsache ist, dass die US-Devise in den vergangene­n sechs Monaten deutlich an Wert zugelegt hat – um sechs Prozent gegenüber dem Euro, gegenüber anderen Währungen legte er sogar noch stärker zu. Das sollte eigentlich einen stärkeren Verfall des Yuan nach sich ziehen, Beobachter gehen aber davon aus, dass sich die Zentralban­k dagegen stemmt – somit das Gegenteil tut, was Trump den Chinesen vorwirft.

Das sehen sogar US-Ökonomen so: „Es ist unwahrsche­inlich, dass China eine starke und anhaltende Abwertung des Yuan will“, sagt USÖkonom Christophe­r Balding in einer für den Finanzdien­st Bloomberg erstellten Analyse. Damit würde man „einen Haufen Probleme für einen anderen eintausche­n“, sagt der China-Spezialist, der an der HSBC Business School in Shenzhen unterricht­et. Für Verbrauche­r und Unternehme­n wäre ein zu schwacher Yuan zudem ein doppelter Schlag, sagt Balding. Zur Preiserhöh­ung durch die Zölle käme die geringere Kaufkraft, weil sich Importe damit verteuern würden.

Hu Xingdou, Wirtschaft­sprofessor in Peking, sieht einen anderen Effekt wirken. Die Eskalation des Handelsstr­eits mit den USA und das langsamere Wachstum der chinesisch­en Volkswirts­chaft drückten auf den Wechselkur­s. Der Ökonom ist überzeugt, dass die Führung in Peking nicht eingreift, es gebe „keine Hinweise, dass die Regierung den Kurs kontrollie­rt“. Das war nicht immer so, vielen ist noch das Jahr 2015 in Erinnerung, als Chinas Währung in kurzer Zeit eine steile Talfahrt hinlegte und es zu hohen Kapitalabf­lüssen kam. „Es gab 2015 Manipulati­onen“, sagt Hu Xingdou, diesmal stimme die Kursentwic­klung aber mit den Marktgegeb­enheiten überein. Er geht auch nicht davon aus, dass der Kurs des Yuan weiter fällt.

Auch die chinesisch­e Notenbank versucht, Befürchtun­gen zu zerstreuen. Man wolle den Wechselkur­s des Yuan „grundsätzl­ich auf einem angemessen­en und ausgewogen­en Niveau stabil halten“, sagt Zentralban­kchef Yi Gang.

In China sucht man die Schuld für die Verschiebu­ngen bei den Devisenkur­sen in den USA. In der regierungs­nahen Zeitung „Global Times“wird Trump vorgeworfe­n, einen Währungskr­ieg zu riskieren, der für alle zerstöreri­sch wäre. Tatsächlic­h ist das von Trump beklagte Missverhäl­tnis zwischen Dollar und Yuan auch Ergebnis seiner Politik. Der ohnehin auf hohen Touren laufende Konjunktur­motor wird durch die Steuerrefo­rm noch zusätzlich befeuert. Experten fürchten bereits, dass die US-Wirtschaft überhitzen könnte, die im zweiten Quartal so stark wuchs wie zuletzt 2014. Die US-Notenbank reagiert – zum Missfallen Trumps – mit Zinserhöhu­ngen. Die Regierung wirft zur Finanzieru­ng ihrer Politik neue Staatsanle­ihen auf den Markt, internatio­nale Investoren greifen wegen der höheren Zinsen zu und treiben den Dollar weiter nach oben. Die USA ziehen somit Kapital an, Leidtragen­de sind vor allem die Schwellenl­änder, aus denen es Investoren abziehen. Solange sich an Trumps Politik und der US-Geldpoliti­k nichts ändert, wird der Dollar weiter an Wert zulegen – ganz ohne Zutun der Führung in China.

„In China fällt die Währung wie ein Stein.“Donald Trump, US-Präsident „Es ist unwahrsche­inlich, dass China eine starke Abwertung des Yuan will.“ Christophe­r Balding, US-Ökonom

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BILD: SN/JAYYUAN - STOCK.ADOBE.COM Setzt China mit seinem billigen Yuan den US-Dollar schachmatt?
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