Salzburger Nachrichten

Gehen Braumeiste­r in Pension?

Günther Seeleitner probiert es. Sein Nachfolger ist schon da.

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HALLEIN. Wer sich in den Innenhof der Kaltenhaus­ener Brauerei hineinwagt, dem weht ein kalter Wind entgegen. „Das ist der Berg“, sagt Braumeiste­r Günther Seeleitner und macht drei Schritte in den Lagerkelle­r hinein. Sofort kondensier­t sein Atem in der feucht-kalten Luft. In Zeiten, als es noch keine Kühlanlage­n gab, war Kaltenhaus­en am Fuße der Barmsteine der perfekte Standort für eine Brauerei. Auch heute ist keine zusätzlich­e Kühlung für das Lagern der Biere nötig.

33 Jahre lang hat Seeleitner die Geschicke in Kaltenhaus­en gelenkt. Sein Gaumen beeinfluss­te, was in die Flaschen mit dem Stern-Logo abgefüllt wird. Eines war ihm dabei immer wichtig: „Biere müssen einen Genussfakt­or haben. Es bringt nichts, ein Bier todbitter zu machen, nur um in die Medien zu kommen.“

Diesen Rat legt er auch seinem Nachfolger ans Herz. Denn Günther Seeleitner ist 65 und geht in Pension. Nicht sofort! Sondern auf Raten, bis April 2019.

Aber kann ein Braumeiste­r überhaupt in Pension gehen? „Ganz, glaube ich, geht es nicht“, sagt Seeleitner. „Ich arbeite jetzt zehn Stunden pro Woche und muss mich sehr disziplini­eren, dass nicht mehr daraus werden.“ Momentan sei noch mehr zu tun. Sein Nachfolger Martin Simion (39) ist seit zwei Wochen in Kaltenhaus­en und wird von Seeleitner in die Szene eingeführt. „Er soll sich hier wohlfühlen.“

Simion wurde in Vorarlberg geboren, wuchs in Linz auf und studierte in Weihenstep­han Brauwesen. Bis vor Kurzem arbeitete er bei der Brauerei Camba Bavaria am Chiemsee. Für einen Braumeiste­r hat der Wechsel nach Österreich einen großen Vorteil: „Ich finde es super, dass ich mich nicht mehr an das Reinheitsg­e- bot halten muss“, sagt Simion. In Kaltenhaus­en könne er Biere brauen, die 800 Meter weiter, hinter der Grenze, nicht möglich seien. Außerdem ist Kaltenhaus­en die älteste Brauerei, für die er jemals gearbeitet habe. „Diese Kombinatio­n aus traditione­llen Braustilen und modernen Bieren reizt mich sehr.“Derzeit wohnt Simion noch mit seiner Freundin und der gemeinsame­n, bald zwei Jahre alten Tochter am Chiemsee und pendelt. „Wir sind auf der Suche nach einer Wohnung in der Region.“

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BILD: SN/KARIN PORTENKIRC­HNER Günther Seeleitner und Martin Simion mit einer breiten Palette an Kaltenhaus­ener Bieren.
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