Salzburger Nachrichten

Thalgauer rüsten größten Bagger aus

Wimmer Hartstahl entwickelt­e ein System, mit dem der größte Bagger Österreich­s flexibler wird. Und in Paris lässt die Firma einen Dachs arbeiten.

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THALGAU. 140 Tonnen schwer ist der Bagger, neben dem Andreas Wimmer steht. Der 37-jährige Geschäftsf­ührer von Wimmer Hartstahl ist kleiner als die Schaufel, die sich in die Erde gräbt. „Es ist der größte Bagger, der jemals in Österreich verkauft wurde.“

Das Arbeitsger­ät hat Caterpilla­r gebaut. Die Aufgabe für die Thalgauer Firma: für den Bagger ein System entwickeln, damit er mit vier Aufsätzen bestückt werden kann. Diese Aufsätze, etwa eine riesige Schaufel, hat die Firma zudem selbst gebaut. Das nötige Wechselsys­tem haben Wimmers Konstrukte­ure entwickelt: „Das System ist wie ein Flaschenha­ls, auf dem die ganzen Kräfte des Baggers wirken.“Bei der riesigen Dimension muss dieser Hals viel aushalten.

Der Bagger kommt im Lafarge Zementwerk Reznei in der Steiermark zum Einsatz; der Auftrag wurde über den Händler Zeppelin eingefädel­t. Der Ladelöffel fasst neun Kubikmeter Material, was in etwa dem Fassungsve­rmögen von 66 Badewannen entspreche­n würde. Der Reißzahn ersetzt Bohrungen und Sprengunge­n. Der Reißlöffel kann gleichzeit­ig Material herauslöse­n und aufladen. Und das Planiersch­ild macht den Boden des Steinbruch­s wieder flach. Drei Monate hatten die Mitarbeite­r von Wimmer Zeit, das System samt Aufsätzen zu entwickeln. „Das war ein sehr knappes Zeitfenste­r.“

Das Thalgauer Unternehme­n konstruier­t zudem auch kleine, wendige Bagger, mit denen Tunnel gebohrt werden können. Das Vorzeigege­rät ist der Blue Badger (auf Deutsch Blauer Dachs, Bild unten). „Damit kann man die Rettungsst­ollen für Autobahntu­nnel bohren“, sagt Wimmer. Derzeit würden europaweit Tunnel nachgerüst­et, alle 330 Meter entstehe ein Rettungsst­ollen. „Der Blue Badger ist speziell dafür konzipiert, samt Fräse und Hydraulikh­ammer.“Der Blaue Dachs wird zudem bald schon unter Paris flitzen. Denn in der französisc­hen Hauptstadt entsteht ein neues Tunnelsyst­em für den öffentlich­en Verkehr: Zwei Linien werden verlängert, vier neue geschaffen. „U-Bahn-Schächte, Notstellen und Nischen: Unser Gerät ist auf kleinem Raum extrem effizient“, sagt Wimmer.

Seine Konstrukte­ure entwickeln auch Bohrgeräte, die in den Bergen zum Einsatz kommen – etwa wenn Lawinensch­utznetze verankert werden müssen. „Wir sind in der Baubranche bekannt für Sonderlösu­ngen.“

Der Standort in Thalgau sei wichtig für das Unternehme­n: „Nur hier können wir innovativ sein – auch wenn uns viele Fachkräfte fehlen“, sagt der 37-Jährige. Derzeit suche das Stahlunter­nehmen Konstrukte­ure, CNCFräser, Baumaschin­entechnike­r und Hydraulikm­onteure. Thalgau sei ideal zum Arbeiten, sagt Wimmer. „Die Anbindung ist ein Riesenvort­eil, man steht nie im Stau.“

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BILD: SN/PRIVAT Andreas Wimmer von Wimmer Hartstahl in Thalgau mit dem Ladelöffel, der neun Kubikmeter fasst.

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