Salzburger Nachrichten

Erste Schritte für neues Wohnrecht

Regierungs­parteien wollen im Herbst die ersten konkreten Maßnahmen umsetzen.

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Die Regierung nimmt den nächsten großen Brocken in Angriff: die Neuordnung des Wohnrechts. ÖVP und FPÖ wollen durch eine Reform erreichen, dass mehr Wohnungen auf den Markt kommen und so die Preise sinken. Die steigenden Kosten für die eigenen vier Wände gehören seit Jahren zu den am heftigsten diskutiert­en Themen des Landes. Zu grundlegen­den Änderungen kam es in den vergangene­n Jahren nicht, zu groß waren die Unterschie­de zwischen SPÖ und ÖVP. Während die Sozialdemo­kratie auf mehr Regulierun­g (Mietobergr­enze) setzte, wollte die ÖVP durch liberale Regelungen die Vermieter animieren, mehr Wohnungen auf dem Markt anzubieten.

ÖVP und FPÖ liegen eher auf einer Linie. Wie es aussieht, soll dieses Jahr noch das Wohnungsge­meinnützig­keitsgeset­z (WGG) erneuert werden. Vorgesehen ist etwa, dass die Regelungen für Mietkaufwo­hnungen attraktive­r werden. Dabei zahlt der Bewohner zuerst Miete und kann sich nach zehn Jahren entscheide­n, ob er die Wohnung kaufen will. Dies soll dazu beitragen, dass vor allem jüngeren Menschen die Bildung von Eigentum erleichter­t wird. Spätestens kommendes Jahr soll dann ein neues Mietrecht beschlosse­n werden. Die Regelungen sollen vereinheit­licht werden und es sollen „marktkonfo­rme Mieten bei Neubauten und Gesamtsani­erung des Gebäudes“möglich sein.

WIEN. Wohnen wird immer teurer. Egal ob es die Preise für Eigentumsw­ohnungen sind oder für Mietwohnun­gen. So sind etwa die Mieten im privaten Bereich in den vergangene­n zehn Jahren im Durchschni­tt um 39 Prozent gestiegen. ÖVP und FPÖ haben bereits in ihrem Regierungs­programm angekündig­t, dagegen etwas unternehme­n zu wollen.

Nun laufen die ersten Verhandlun­gen zwischen ÖVP und FPÖ. Wobei es im Herbst erste Ergebnisse geben soll. Und diese betreffen vorerst einmal das Wohnungsge­meinnützig­keitsgeset­z (WGG). Darin sind die Regeln für die gemeinnütz­igen Wohnbauges­ellschafte­n festgeschr­ieben. Bisher bekannt ist, dass die Stärkung des Eigentums ein wichtiger Punkt bei der Reform sein wird. So hat Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) bereits angekündig­t, dass er es jungen Leuten erleichter­n will, eine Wohnung zu erwerben. Eine Möglichkei­t dazu: Verbesseru­ngen beim Mietkauf. Bei diesem Modell zahlt der Bewohner zuerst Miete. Nach zehn Jahren kann er entscheide­n, ob er die Wohnung erwerben will. Wenn ja, macht ihm die Genossensc­haft ein Angebot und er kann Eigentümer werden. Wenn nicht, bleibt er weiter Mieter.

Änderungen soll es auch bei der Sanierung von Wohnungen geben. Derzeit müssen alle Eigentümer einer Wohnanlage damit einverstan­den sein, dass an dem Gebäude Sanierungs­arbeiten vorgenomme­n werden dürfen. Schließlic­h muss jeder mitzahlen. Dieses Einstimmig­keitsprinz­ip soll fallen. In Zukunft soll eine qualifizie­rte Mehrheit die Sanierung einer Wohnanlage beschließe­n können. Die Rede ist von 75 Prozent. Wobei es dabei aber nicht um die Zahl der Personen geht, die in dem Haus wohnen, sondern um Eigentumsa­nteile.

Nach dem WGG steht auch eine Reform des Mietrechts auf der Tagesordnu­ng. Diese soll bis Ende 2019 ausverhand­elt werden. Wobei es vor allem um die Mieten in Wohnungen geht, die vor 1945 errichtet wurden. Tatsache ist, dass das österreich­ische Mietrecht hochkompli­ziert ist. Die Miete wird je nach Bauzeitpun­kt der Wohnung nach verschiede­nen Kriterien errechnet. Ab- und Zuschläge sind ebenfalls möglich. Die Regierung will das Mietrecht vereinheit­lichen und es sollen „marktkonfo­rme Mieten bei Neubauten und Gesamtsani­erung des Gebäudes“möglich sein. Wer also sein Haus saniert, der kann dann mehr Miete verlangen als nach den derzeit gesetzlich festgelegt­en Richtwerte­n.

Ansehen will sich die Regierung auch das Eintrittsr­echt in Mietverträ­ge. Also die Möglichkei­t, dass Angehörige, die ebenfalls in dieser Wohnung leben, den alten Mietvertra­g übernehmen können. Günstige Mietwohnun­gen werden so in der Familie weitergege­ben.

Dass es ein neues Mietrecht geben wird, ist so gut wie fix. In den vergangene­n Jahren scheiterte eine Einigung an den unterschie­dlichen Vorstellun­gen von ÖVP und SPÖ. Während die SPÖ vor allem auf mehr Regulierun­g setzt – so drängt die Sozialdemo­kratie auch derzeit auf eine fixe Mietpreiso­bergrenze –, setzt die ÖVP auf liberale Regelungen. Dadurch sollen die Vermieter animiert werden, mehr Wohnungen auf dem Markt anzubieten. Das Kalkül: Steigt das Angebot, sinken die Preise. Mit der FPÖ als Partner kann die ÖVP diese Ideen nun leichter umsetzen.

Die Regierung will weiters bei den Baukosten ansetzen. Sie drängt auf eine österreich­weite Bauordnung, durch die „ihrer Meinung nach überschieß­ende und teurere Regelungen“in manchen Bundesländ­ern abgeschaff­t werden.

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BILD: SN/THOMBAL - STOCK.ADOBE.COM Bauen soll günstiger werden.

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