Salzburger Nachrichten

Trump muss ablenken

- Martin Stricker MARTIN.STRICKER@SN.AT

Es ist viel klüger, erst einen Deal zu machen und ihn dann zu feiern, als erst zu feiern und danach den Deal auszuhande­ln. Diese Erfahrung macht US-Präsident Donald Trump soeben mit dem nordkorean­ischen Machthaber Kim Jong Un, der den Amerikaner offenbar über den Tisch gezogen hat.

Die Zeiten sind ungemütlic­h für den Mann im Weißen Haus. Zu Hause beginnt der Prozess gegen Paul Manafort, den Ex-Chef des Trump’schen Wahlkampft­eams. Er soll Millionen Dollar an der Steuer vorbeigesc­hleust haben. Das Geld stammte vom russlandfr­eundlichen damaligen ukrainisch­en Präsidente­n Viktor Janukowits­ch. Es waren angeblich Beratungsh­onorare. Die Anklage ist ein Nebeneffek­t der Arbeit des FBI-Sonderermi­ttlers Robert Mueller. Er untersucht den Verdacht einer geheimen Absprache des Trump-Teams mit dem Kreml, um einen Wahlsieg von Trumps Konkurrent­in Hillary Clinton zu verhindern. Was weiß Manafort darüber? Was wird er unter dem Druck des Prozesses aussagen?

Trumps Handelskri­ege wiederum, seiner Meinung nach leicht zu gewinnen, gestalten sich eher verlustrei­ch und zwingen ihn zu peinlichen Kompromiss­en, zuletzt mit der EU.

Und dann naht der 6. November mit den so wichtigen Midterm-Elections. Stets zur Hälfte jeder Präsidents­chaft wird das gesamte Repräsenta­ntenhaus neu gewählt, dazu ein Drittel der Sitze des Senats. Gut möglich, dass die Republikan­er abgestraft werden und Trump die Mehrheit im USKongress verliert – eine Horrorvisi­on für ihn.

Trump hat also Grund genug, alles zu versuchen, damit das Publikum woandershi­n blickt. Jüngster Trick: ein Gipfel mit dem iranischen Präsidente­n Hassan Rohani. Historisch. Einzigarti­g. Gut für den Iran. Gut für Trump. Doch die Show läuft nicht mehr so recht.

Der Star muss etwas anderes versuchen. Warten wir’s ab.

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