Trump muss ablenken
Es ist viel klüger, erst einen Deal zu machen und ihn dann zu feiern, als erst zu feiern und danach den Deal auszuhandeln. Diese Erfahrung macht US-Präsident Donald Trump soeben mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un, der den Amerikaner offenbar über den Tisch gezogen hat.
Die Zeiten sind ungemütlich für den Mann im Weißen Haus. Zu Hause beginnt der Prozess gegen Paul Manafort, den Ex-Chef des Trump’schen Wahlkampfteams. Er soll Millionen Dollar an der Steuer vorbeigeschleust haben. Das Geld stammte vom russlandfreundlichen damaligen ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch. Es waren angeblich Beratungshonorare. Die Anklage ist ein Nebeneffekt der Arbeit des FBI-Sonderermittlers Robert Mueller. Er untersucht den Verdacht einer geheimen Absprache des Trump-Teams mit dem Kreml, um einen Wahlsieg von Trumps Konkurrentin Hillary Clinton zu verhindern. Was weiß Manafort darüber? Was wird er unter dem Druck des Prozesses aussagen?
Trumps Handelskriege wiederum, seiner Meinung nach leicht zu gewinnen, gestalten sich eher verlustreich und zwingen ihn zu peinlichen Kompromissen, zuletzt mit der EU.
Und dann naht der 6. November mit den so wichtigen Midterm-Elections. Stets zur Hälfte jeder Präsidentschaft wird das gesamte Repräsentantenhaus neu gewählt, dazu ein Drittel der Sitze des Senats. Gut möglich, dass die Republikaner abgestraft werden und Trump die Mehrheit im USKongress verliert – eine Horrorvision für ihn.
Trump hat also Grund genug, alles zu versuchen, damit das Publikum woandershin blickt. Jüngster Trick: ein Gipfel mit dem iranischen Präsidenten Hassan Rohani. Historisch. Einzigartig. Gut für den Iran. Gut für Trump. Doch die Show läuft nicht mehr so recht.
Der Star muss etwas anderes versuchen. Warten wir’s ab.