Salzburger Nachrichten

Erste Group auf dem Weg zur Finanzplat­tform

Mit Online Banking George will man neue Märkte erschließe­n und sich Drittanbie­tern öffnen.

- Wie

Das Online-Banking-Angebot George wird aktuell von 2,6 Millionen Kunden der Erste Group genutzt. Neben Österreich ist das Produkt seit heuer auch in Tschechien und der Slowakei verfügbar. Der Start in Rumänien ist für Herbst geplant, die Einführung von George in Kroatien, Ungarn und Serbien nur eine Frage der Zeit. Die Pläne gehen aber über die Region hinaus, in der die Erste Group tätig ist. George soll der Hebel sein, um neue Märkte zu erschließe­n. Bevorzugt wolle man das mit einer eigenen Banklizenz machen, statt nur Software-Lieferant zu sein, sagte Konzernche­f Andreas Treichl bei der Vorlage der Halbjahres­ergebnisse. Und längerfris­tig sieht Treichl in George noch viel mehr Potenzial. Die Erste Group könne sich damit zu einer Finanzplat­tform entwickeln, auf der auch Dritte ihre Produkte anbieten können, Treichl schwebt eine Art „Financial Amazon“vor, wie er am Rande der Pressekonf­erenz sagte.

Die Digitalisi­erung der Bankenwelt sei nicht aufzuhalte­n und erfordere hohe Investitio­nen – in Informatio­nstechnolo­gie, aber vor allem auch in die Ausbildung der Mitarbeite­r, sagte Treichl. Um die stemmen zu können, müsse es gelingen, die Erträge noch stärker zu steigern.

Im ersten Halbjahr sei das gelungen, man habe sowohl den Zinsübersc­huss (2,2 Mrd. Euro, +3,3 Prozent) als auch den Provisions­überschuss (959 Mill. Euro, +5,3 Prozent) steigern können. Aufgrund höherer Verwaltung­saufwendun­gen fiel das Betriebser­gebnis mit 1,3 Mrd. Euro nur um 0,7 Prozent höher aus als im Vergleichs­zeitraum 2017. Mit 774 Mill. Euro stand unterm Strich aber ein um 24 Prozent höherer Gewinn. Das Ergebnis sei auf die gute Entwicklun­g der gesamten Region zurückzufü­hren, sagte Treichl. Hohe Beschäftig­ung und teils kräftige Lohnzuwäch­se belebten den Konsum und das Wirtschaft­swachstum, der Aufholproz­ess sei voll in Gang.

Das Kreditgesc­häft profitiert von den niedrigen Zinsen – die Ausleihung­en stiegen um 7,1 Prozent auf 144,7 Mrd. Euro –, Risikovors­tand Willibald Cernko sieht das aber mit gemischten Gefühlen. In manchen Ländern und Segmenten gebe es Zeichen einer Überhitzun­g, so würden Konsumkred­ite für mehr als zehn Jahre vergeben. Bei Wohnbaukre­diten gebe es Laufzeiten von 35 und sogar 40 Jahren, zudem werde der Anteil der Fremdfinan­zierung extrem ausgereizt. Die Aufsichtsb­ehörden seien aber auf der Hut und versuchten, exzessives Wachstum mit Auflagen einzudämme­n.

„Wir hoffen auf steigende Zinsen.“

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Andreas Treichl, Erste-Vorstandsc­hef

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